zum Hauptinhalt
Viel zu besprechen. Die Netzhoppers müssen diese Saison einen Umbruch vollziehen.

© imago/Andreas Gora

Nach Insolvenzantrag: Netzhoppers mit „harten Auflagen“ auf Bundesliga-Kurs

Die Netzhoppers dürfen in der Volleyball-Bundesliga wohl weiter mitspielen. Nach der Insolvenz sind die Konsequenzen aber spürbar.

Die Grundstimmung in der Chefetage der Volleyball-Bundesliga ist erst einmal gut. „Im Ergebnis können wir sagen, dass alle Punkte, die uns beschäftigen, gelöst sind“, erklärt VBL-Geschäftsführer Daniel Sattler hinsichtlich der Netzhoppers KW-Bestensee. Nachdem der Klub Mitte April Insolvenz angemeldet hatte, war das nicht unbedingt gesichert. Mittlerweile sieht es aber so aus, als ob einer neuen Bundesligasaison der Brandenburger nicht mehr viel im Weg stehen würde.

Rein formal betrachtet, führe eine Insolvenz ohnehin nicht zum Ausschluss aus der Liga, zumal bei den Netzhoppers zudem die Situation gegeben sei, dass die GmbH liquidiert wird und es keine Fortführungsprognose, sondern einen Neustart gibt. „Dadurch verlaufen die Abwicklung der Insolvenz und die Lizenzierung weitestgehend voneinander getrennt“, sagt Sattler, der seit zwei Jahren als Geschäftsführer der VBL tätig ist.

Ganz ohne Folgen bleiben die Vorkommnisse allerdings nicht. Die Liga werde Sanktionen aufgrund der Vergehen im Rahmen ihres Strafmaßes, aussprechen. Wie diese genau aussehen werden – die Möglichkeiten bewegen sich zwischen einer Geldstrafe und/oder Punktabzug – wird veröffentlicht, wenn die Rechtsmittelfristen eingetreten sind. Weiter müsse eine sportliche Fairness sichergestellt werden. Die Netzhoppers dürfen sich durch ihre Fehlwirtschaft keinen Vorteil erspielen.

Der Blick geht voraus. VBL-Geschäftsführer Daniel Sattler sieht die Netzhoppers auf einem guten Weg

© dpa/Carsten Koall

Damit nicht doch wirtschaftliche Altlasten zum Ligaproblem werden, werde der Verein eng begleitet, gäbe es „scharfe und harte Auflagen“, wie Sattler anmerkt. „Wir werden sehr stark darauf achten, dass in die Klubstruktur – das heißt Management, sportliche Leitung etc. – investiert und weniger Geld in die Spieler gesteckt wird“, sagte Sattler, der mit der VBL auf einen personellen Umbruch und ein neues Sportkonzept für die Netzhoppers Wert gelegt hat.

Offene Kommunikation mit anderen Vereinen

Gleichzeitig hat der Bundesligist bereits „deutlich höhere Hürden“ nehmen müssen. So mussten die Brandenburger schon vor der üblichen Frist nachweisen, dass 80 Prozent des Etats für die kommende Saison gesichert sind. Zum Saisonstart am 1. September muss der gesamte Betrag garantiert werden können, sonst gibt es keine Spielerlaubnis.

Wichtig war Sattler derweil, dass die Vorkommnisse und Pläne um die Netzhoppers gegenüber den elf anderen Klubs der Bundesliga „offen und transparent“ kommuniziert werden. „Dirk Westphal als neuer Teammanager und Verantwortlicher hat Rede und Antwort stehen müssen, aber die Unterstützung der anderen Klubs erhalten. Weil er für einen Neuanfang steht und weil er als Person kein Unbekannter in der Liga ist“, sagte Sattler.

Im Ganzen geht es darum, dass die Liga gesund wird.

Daniel Sattler, Geschäftsführer der VBL

Die Insolvenz der Netzhoppers war derweil auch ein Fingerzeig für die gesamte Liga. Denn die Probleme der Brandenburger sind kein Einzelfall. „Im Volleyball haben wir an vielen Standorten die gleichen strukturellen Herausforderungen. Insolvenzursachen liegen durchweg im Missmanagement und in nicht-transparenter Buchführung“, berichtet Sattler. „Im Ganzen geht es darum, dass die Liga gesund wird.“

Wer keine professionelle, kaufmännische Leitung habe – egal ob hauptberuflich oder nicht –, gehe schnell an die Schmerzgrenze, weil wirtschaftliche Schwankungen bei den schmalen Budgets größere Auswirkungen haben und Rücklagen beziehungsweise Eigenkapital nicht so umfangreich vorhanden sind. „Zu oft wird dann in den sportlichen Erfolg investiert, weil sich dadurch mehr Attraktivität für Sponsoren und Zuschauer erhofft wird“, erklärt Sattler. „Wir predigen aber eher, zunächst ein sauberes Fundament mit einer guten Struktur aufzubauen.“

Positiv sei derweil, dass die Zuschauerzahlen in der vergangenen Saison wieder gestiegen sind und damit eine Haupteinnahmequelle gestärkt werden konnte. Beim zweiten finanziell prägnanten Standbein Sponsoring entstünden allerdings teils Probleme, da die Firmen selbst verstärkte ökonomische Lasten zu tragen haben.

„Dann ist es so, wie sonst auch im Leben: Wo schon Geld ist, kommt mehr dazu. Die Spitze entwickelt sich bei den Männern und den Frauen sehr gut, aber die Klubs im unteren Drittel stagnieren“, sagt Sattler. Auch deshalb habe man in dem neu entwickelten Masterplan der VBL einen Fokus auf die vier Aufsteiger und die 2. Liga gelegt. „Aber der erste Wandel muss im Kopf stattfinden. Da können wir seitens der Liga nur bedingt eingreifen, das müssen die Vereine selbst machen. Da braucht es ein Umdenken.“

Bei den Netzhoppers scheint dieses Umdenken begonnen zu haben, was auch Sattler vorsichtig optimistisch stimmt. „In zwölf Monaten wissen wir dann, ob sich das alles rentiert hat“, sagt er.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false