Abgebrochenes Interview bei „Berlin direkt“: Endlich mal keine Frage-Antwort-Routine

Da schwang Trotz, da schwang Stolz mit. Die ZDF-Moderatorin Diana Zimmermann hatte CSU-Chef Markus Söder bei „Berlin direkt“ das Wort abgeschnitten, sich als Herrin im Haus gezeigt. Söder wiederum ließ sich nicht wirklich beirren, im Gegenteil, er machte deutlich, dass mit ihm unfair umgegangen worden ist. Das kann er so durchaus sehen. Es war nicht seine Schuld, dass Zimmermann in Zeitnot geriet.

Kürzen wäre keine Lösung

„Berlin direkt“ ist eine Presswurst. Die politischen Themen der Woche werden in knapp 20 Minuten gezwängt, für nichts ist wirklich Zeit. Die Interviews vermitteln den Eindruck einer Jagd nach Zitaten für die nächste Nachrichtensendung im Zweiten.

Für diese Sendungsdramaturgie kann die neue Hauptstadtchefin nichts, die hat sie übernommen, nach Lage der Dinge wird sich daran auf absehbare Zeit nichts ändern.

Die Gespräche, stets mit der ersten Liga von Regierung und Opposition geführt, haben den Charakter von Behauptungs-Interviews. Die Moderatorinnen – Shakuntala Banerjee und Diana Zimmermann – im Vorwärtsgang, die Fragen werden gerne im Angriffsmodus gestellt, Politikerinnen und Politiker agieren in der Verteidigungs-Haltung.

Dass Antworten nicht immer zu den Fragen und umgekehrt passen, stört keine der beiden Seiten. Egal, die Journalistinnen haben ja ihre Rollen ebenso erfüllt wie die Politiker. Dann sind knapp 20 Minuten rum – und die nächste Ausgabe von „Berlin direkt“ kann auch schon vorbereitet werden.

Das Interview Zimmermann/Söder durchbrach diese Routine. Im Ergebnis sehr erfreulich, weil auch der Zuschauer aus seiner Routine geholt wurde. „Berlin direkt“ wurde mal direkter, geradezu aufregend!

Eine Frage zum Schluss: Hatten Sie auch den Eindruck, dass Markus Söder ZDF-Hauptstadtchefin Diana Zimmermann in die Regierungs-Unterstützungsecke einsortiert?