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Der amtierende Präsident Jair Bolsonaro spricht bei der TV-Debatte am Sonntag.

© Miguel SCHINCARIOL / AFP

„Du bist eine Schande für den brasilianischen Journalismus“: Bolsonaro schockiert bei TV-Debatte mit sexistischen Aussagen

In der ersten Fernsehdebatte warfen sich die Präsidentschaftskandidaten Bolsonaro und Lula gegenseitig Korruption vor. Auch die Moderatorin wurde angegriffen.

Wenige Wochen vor der Präsidentenwahl in Brasilien haben sich Amtsinhaber Jair Bolsonaro und der gegen ihn antretende Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva in einer Fernsehdebatte gegenseitig schwer beschuldigt.

Der rechtsextreme Bolsonaro nannte Lula gleich in seinem Eröffnungsstatement einen „Dieb“ und warf dem linksgerichteten Ex-Präsidenten vor: „Seine Regierung war die korrupteste in Brasiliens Geschichte.“

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Der Amtsinhaber sorgte in der Debatte zudem für einen Eklat, als er auf eine Frage von Journalistin Vera Magalhaes mit massiven Vorwürfen gegen sie reagierte. Magalhaes hatte in ihrer Frage gesagt, Bolsonaro habe Falschinformationen über Impfungen gegen Covid-19 verbreitet.

Bolsonaro sagte darauf, an sie gerichtet, „Vera, du schläfst mit den Gedanken an mich ein, du hast eine Art Schwärmerei.“ Er warf ihr „falsche Anschuldigungen“ vor und sagte: „Du bist eine Schande für den brasilianischen Journalismus.“ Den späteren Vorwurf der Frauenfeindlichkeit durch eine andere Kandidatin wischte Bolsonaro beiseite.

Lula wirft Bolsonaro „Zerstörung“ Brasiliens vor

„Wozu wollen Sie zurückkehren? Um weiter das Gleiche zu machen wie bei Petrobras?“, fragte er Lula mit Blick auf die Schmiergeldaffäre um den halbstaatlichen Ölkonzern.

Der Politiker der Arbeiterpartei (PT) wies die Anschuldigung des Amtsinhabers zurück und hob hervor, dass während seiner Regierungszeit in den Jahren 2003 bis 2010 viele Sozialreformen angestoßen worden seien.

Bolsonaro sei nun aber dabei, das Land zu „zerstören“, sagte Lula. Lula zählte die Anti-Korruptionsmaßnahmen während seiner Amtszeit auf und verwies auf den Kampf gegen die Armut und die Schaffung von Arbeitsplätzen. „Dieses Land, das ich regiert habe, ist ein Land, das der derzeitige Präsident zerstört.“

Luiz Inacio Lula da Silva spricht bei der TV-Debatte in Brasilien.

© Foto: AFP/Miguel Schincariol

Lula regierte Brasilien von Anfang 2003 bis Ende 2010. Mit Sozialprogrammen holte er Millionen Menschen aus der Armut. Auch wirtschaftlich boomte Brasilien. Allerdings verbreitete sich in der größten Volkswirtschaft der Region auch die Korruption weiter.

2018 wurde Lula wegen Korruption und Geldwäsche zu einer gut zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt. Im vergangenen Jahr hob der oberste Gerichtshof das Urteil auf. Lula erhielt seine politischen Rechte zurück und ging wieder in die Politik.

Brasilien wählt Anfang Oktober den nächsten Präsidenten, der rechte Amtsinhaber Bolsonaro tritt gegen den linken Ex-Staatschef Lula an.

Umfragen sehen den 76 Jahre alten Lula vor der ersten Wahlrunde am 2. Oktober derzeit klar vor Bolsonaro. Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Datafolha kann der Ex-Präsident mit 47 Prozent deVersion:Stimmen rechnen, der 67-jährige Amtsinhaber hingegen nur mit 32 Prozent. Erringt keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen, findet am 30. Oktober eine Stichwahl statt. (AFP, dpa)

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