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Einführung von Bewässerungssystemen.

© Jörg Böthling/Brot für die Welt

„Brot für die Welt“: Essen allein ist nicht genug

Die weltweit aktive evangelische Entwicklungsorganisation hat die 64. Weihnachtsspendenaktion gestartet. Das Motto: „Eine Welt, ein Klima, eine Zukunft“

Von den 14.000 Menschen, die 1959 auf Einladung der Evangelischen Kirche in die Berliner Deutschlandhalle gekommen waren, ahnte wohl keiner, dass sie der Geburtsstunde einer der erfolgreichsten Bewegungen der Bundesrepublik beiwohnten.

Das ahnte wohl auch Helmut Gollwitzer nicht, der zu diesen Menschen sprach. Nach den materiellen und seelischen Verheerungen des Krieges und der nachfolgenden Hungerjahre profitierten viele von ihnen nun vom deutschen „Wirtschaftswunder“.

Niemand müsste hungern, niemand darben, niemand verzweifeln

Pfarrerin Dagmar Pruin

Der Theologe und Friedensaktivist Gollwitzer mahnte die Menschen in einer emotionalen Rede, zwar den eigenen Hunger nicht zu vergessen, aber den neuen Wohlstand zu teilen. Die darauf folgende Spendensammlung war so erfolgreich, dass daraus eine dauerhafte Initiative wurde.

Fast 64 Jahre später ist „Brot für die Welt“, das am 1. Advent unter dem Motto „Eine Welt, ein Klima, eine Zukunft“ zur diesjährigen Weihnachts-Spendensammlung aufrief, weltweit entwicklungspolitisch tätig. In mehr als 90 Ländern werden 1800 Projekte mit 287 Millionen Euro finanziert und unterstützt, berichtete die Präsidentin Dagmar Pruin in ihrer Bilanz.

63 Millionen Euro kamen 2021 durch Spenden und Kollekten zusammen, 60 Millionen gab die evangelische Kirche dazu und mit 164 Millionen Euro beteiligte sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Almosen sind keine Lösung

Die Zeiten, in denen mit einer „Hungerhand“ für ein wenig Brot geworben wurde, sind vorbei. Nur den akuten Hunger zu stillen, ist ein Almosen, keine Lösung. Heute geht es „Brot für die Welt“ um globale Gerechtigkeit. Der Kampf gegen die Folgen des Klimawandels für die Ärmsten gehört ebenso dazu wie der Einsatz gegen Kinderarbeit und für Bildung, für Menschenrechte und Gleichstellung, oder Kritik an ungerechten Handelsbeziehungen.

1800
Projekte hat Brot für die Welt in 90 Ländern.

„Die Welt muss gar nicht auf den Kopf gestellt werden, damit uns Gerechtigkeit und Frieden blühen – es ist doch alles da. Wir produzieren die 2,5-fache Menge an Lebensmitteln, die wir bräuchten, um alle satt zu bekommen“, sagte Pfarrerin Pruin am 1. Advent: „Niemand müsste hungern, niemand darben, niemand verzweifeln.“

Für das Hilfswerk, das seine Zentrale am Berliner Hauptbahnhof hat, arbeiten rund 570 Menschen – die meisten davon in Deutschland. Die weltweit unterstützten Partnerorganisationen haben ihre eigenen Mitarbeiter*innen. Die regionalen Schwerpunkte sind Afrika und Asien.

Starke Projekte, starke Aktive

Die Liste der außergewöhnlichen Projekte, der großen Erfolge und beeindruckenden Persönlichkeiten ist lang. Dazu gehört etwa Vandana Shivas. Die Trägerin des Alternativen Nobelpreises kämpfte in Indien erfolgreich gegen die Saatgut-Multis und sorgt dafür, dass mit traditionellem Saatgut die Bauern ihre Familien besser versorgen können und zugleich die Biovielfalt erhalten bleibt.

In Mozambique setzt sich Carolina Matavele dafür ein, dass Kinder in die Schule gehen können, im Sozialzentrum verpflegt werden und eine Ausbildung machen können, anstatt auf der städtischen Müllhalde als Lumpensammler aufzuwachsen.

Auch der Friedensnobelpreisträger von 2014, Kailash Satyarthi, lobt „Brot für die Welt“. Die Organisation habe von Beginn an seinen Kampf gegen Kindersklaverei und Kinderarbeit in Indien unterstützt.

Die Corona-Pandemie, eine wachsende Zahl von klimawandel-bedingten Katastrophen und auch der Ukraine-Krieg haben die Notlagen in vielen armen Ländern weiter verschärft. Brot-für-die-Welt-Präsidentin Pruin will sich davon nicht entmutigen lassen: „Gerade in der Krise wachsen Menschen über sich hinaus.“

Helmut Gollwitzer würde ihr vermutlich zustimmen. Der Theologe, der jahrzehntelang gegen die Aufrüstung gekämpft hatte und von den sogenannten Realisten als weltfremd verspottet worden war, durfte den Fall der Mauer und das Ende des Wettrüstens erleben. 

Mehr Informationen finden Sie hier.

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