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Gläubige beten beim Freitagsgebet in der Mevlana-Moschee in Kreuzberg.

© picture alliance/dpa

Islam in Deutschland: Die Moscheesteuer-Debatte darf nicht im Nirwana enden

Die Frage nach dem Geld islamischer Gemeinden ist von handfester Bedeutung. Ein Zwischenruf für mehr Transparenz.

Ein Zwischenruf von Barbara John

Mit der Forderung nach einer „Moscheesteuer“ für Muslime wird endlich ein handfestes Thema in Sachen Islam diskutiert. Weil es um Geld und Rechte geht. Bisher redete man sich nur in einer Frage von folgenloser Nichtigkeit die Köpfe heiß: Gehört der Islam zu Deutschland? Und das bei fast fünf Millionen muslimischen Einwohnern, die nach (eher ungenauen) Statistiken hier leben sollen.

Religion und Steuern haben nach allgemeinem Verständnis wenig miteinander zu tun. In Deutschland ist das anders. Hier sind Katholiken und Protestanten verpflichtet, neun Prozent der Einkommenssteuer (in Bayern acht) an ihre Kirche zu zahlen. Trotz anhaltender Austritte hat die Kirchensteuer im Jahr 2017 Rekordniveau erreicht: 6,4 Milliarden Euro für die Katholische Kirche; 5,6 Milliarden Euro für die Evangelische Kirche. Niemand sollte es also wundern, dass die Steueridee nun auch gläubigen Muslimen schmackhaft gemacht werden soll, um damit ihre Unabhängigkeit von Geldquellen aus islamischen Ländern zu sichern. Die Diskussion darüber brächte endlich mehr Transparenz in einen bisher unentwirrbaren Knoten.

Wie viele der Menschen, die als Muslime bezeichnet werden, besuchen regelmäßig die 3000 Moscheevereine? Weit weniger als zehn Prozent. Wollen und können sich diese Mitglieder vorstellen, sich wie die christlichen Kirchen als Körperschaft des öffentlichen Rechts zu organisieren? Denn um Steuern erheben zu können, brauchen religiöse muslimische Verbände diesen Status. Schwierig, aber machbar.

Dagegen gibt es bereits Widerstand von Muslimen, die sich etwa in der „Initiative säkularer Islam“ oder im „Zentralrat der Ex-Muslime“ organisiert haben. Sie lehnen Sonderrechte für Moscheen, wie auch für andere Religionsgemeinschaften, ab, sehen sich als Humanisten, wollen aber dennoch in der Muslim-Frage mitmischen, da sie oder ihre Eltern aus einem islamischen Land stammen. Womit klar ist: Ohne Unterscheidung, ob Muslimsein eine Glaubens- oder eine Kultur- und Herkunftsfrage ist, wird auch diese Diskussion im Nirwana enden.

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