zum Hauptinhalt
Ein Obdachloser liegt unter einer Brücke am Hamburger Dammtor. Vor ihm steht ein Kasten, auf dem ein Zettel ist, auf dem er um eine Spende für Essen bittet. Rothenbaum Hamburg *** A homeless man lies under a bridge at Hamburgs Dammtor In front of him is a box with a note asking for a donation for food Rothenbaum Hamburg

© imago images/Hanno Bode

Geben wir acht aufeinander: Obdachlose im Winter

Bei der Hilfe  für Obdachlose sind im Winter alle gefragt. Ein Kommentar.

Es wird Zeit für einen diakonischen, karitativen Gedanken, der hochpolitisch ist. Sogar dringend ist der Gedanke; denn der November ist da, der graue Monat, und die bleierne Kälte ist nicht mehr weit. Wie die Diakonie berichtet, sind nach einer bundesweiten Erhebung in Deutschland etwa 37.400 Menschen ohne jede Unterkunft auf der Straße. „Leben“ auf der Straße mag man dazu nicht so gern sagen.

Obdachlos: Jetzt, im Winter, sind diese Menschen der Witterung schutzlos ausgesetzt. Bei eisigen Temperaturen kann es lebensgefährlich werden. In den vergangenen Wintern sind immer wieder Wohnungslose in Deutschland erfroren, unter Brücken, auf Parkbänken, in Hauseingängen, Abrisshäusern oder in vermeintlich sicheren Gartenlauben. Alles, weil sie sich nicht gegen die Kälte schützen konnten.

Da geht es um Würde

Die Kommunen sind rechtlich verpflichtet, wohnungslose Menschen ganzjährig vorübergehend unterzubringen. Wintermonate erfordern aber besondere Anstrengungen. „Kältehilfe“ sind im Grunde genommen alle Angebote, die dazu beitragen, wohnungslose Menschen vor dem Erfrieren und gesundheitlichen Schäden zu bewahren.

Dabei spielt es keine Rolle, wie oder durch wen diese Angebote finanziert werden. Zum Grundverständnis der „Kältehilfe“ gehört, dass niemand abgewiesen und alles Mögliche getan wird, um wohnungslosen Menschen einen warmen Raum zu bieten. Wichtig ist ein Zusammenspiel aller Kräfte, nicht nur der von Städten oder Kreisen.

Gemeinhin umfasst Kältehilfe Angebote. die von Anfang November bis Ende März zur Verfügung stehen. Dazu zählt die Diakonie Kältenotunterkünfte oder Kälte- und Wärmebusse, betreutes Übergangswohnen, ambulant, ob allein oder in Gruppen. Hinzu kommen Straßensozialarbeit, Tagesaufenthalte und Wärmestuben mit und ohne Beratungsangebote, Notunterkünfte, die Tag und Nacht geöffnet sind, medizinische Hilfe, Versorgungsangebote an Treffpunkten, an denen sich Betroffene in der Regel aufhalten, Angebote von Kirchengemeinden wie Nachtcafés.

Darüber hinaus gibt es allerdings verschiedene Maßnahmen, die nicht weniger geeignet sind, aktiv „Kältehilfe“ zu leisten. Hierzu gehören: die durchgängige Öffnung von Bahnhöfen und anderen öffentlichen Gebäuden, erweiterte Öffnungszeiten von Aufenthaltsräumen und Tagesaufenthalten, das Verteilen von Schlafsäcken, Jacken, Decken.

Und es geht auch noch anders: Manchmal hilft ein warmes Getränk, eine warme Mahlzeit. Natürlich freut sich jeder wohnungslose Mensch über ein bisschen Kleingeld. Wobei es ihr oder ihm überlassen bleiben muss, wofür er es ausgibt – selbst wenn es für Alkohol oder Tabak ist. Da geht es um Würde. Wer will darüber schon Auskunft geben müssen: keine:r.

Ach ja: Viele Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe suchen immer wieder nach ehrenamtlicher Unterstützung. Der Satz des Bundespräsidenten aus der schlimmsten Coronazeit gewinnt hier neue Bedeutung: Geben wir acht aufeinander. Ein gesellschaftlich hochpolitischer Gedanke.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false