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Scharif Achmed

© dpa

Wahlen: Gemäßigter Islamisten-Führer neuer Präsident Somalias

Nur wenige Stunden nach seinem Wahlsieg ist der als gemäßigt geltende Islamisten-Führer Scheich Scharif Achmed als neuer somalischer Präsident vereidigt worden. Die Wahl war Teil eines von den Vereinten Nationen unterstützten Friedensprozesses zur Bildung einer Einheitsregierung in Somalia.

Eine große Mehrheit des Übergangsparlaments stimmte bei einer Nachtsitzung im benachbarten Dschibuti für den Vorsitzenden der Allianz zur Wiederbefreiung Somalias (ARS), wie die somalische Nachrichtenagentur Shabelle am Samstag berichtete. 293 der 420 Abgeordneten gaben Scheich Scharif Achmed ihre Stimme. Auf seinen Konkurrenten im zweiten Wahlgang, Maslah Mohamed Siad, den Sohn des früheren somalischen Diktators Siad Barre, entfielen 126 Stimmen. Der bisherige Präsident Abullahi Jussuf Ahmed hatte im Dezember seinen Rücktritt erklärt.

Beobachter sehen in Scheich Scharif Achmed den am ehesten geeigneten Kandidaten, die zerstrittenen Parteien in dem ostafrikanischen Bürgerkriegsland wieder zu einen. Der 44-Jährige hatte bereits die Union der Islamischen Gerichte angeführt, die bis zum Einmarsch der äthiopischen Truppen 2006 in Somalia die Macht in der Hauptstadt Mogadischu und weiten Teilen des Landes innehatte.

Freudenschüsse zum Wahlsieg

Die Wahl war Teil eines von den Vereinten Nationen (UN) unterstützten Friedensprozesses zur Bildung einer Einheitsregierung in Somalia. Die UN hoffen, dass dem seit dem Sturz Barres im Jahr 1991 herrschenden Chaos und Bürgerkrieg in dem bitterarmen Land am Horn von Afrika ein Ende gesetzt werden kann. Wie lokale Medien berichteten, blieben viele Somalier die ganze Nacht lang auf den Beinen und feuerten Freudenschüsse in den Himmel von Mogadischu, als sich der Wahlsieg von Scheich Scharif Achmed abzeichnete.

Nach seiner Wahl kündigte der neue Präsident in einem Gespräch mit Regierungsabgeordneten an, dass er bei der Ausübung seines Amtes nicht auf Hautfarbe oder Stammeszugehörigkeit achten werde. "Ich appelliere an alle Somalier, die noch nicht Teil des Friedensprozesses sind, sich uns anzuschließen", sagte er weiter.

Al-Schabab-Miliz lehnt Friedensprozess ab

Aus Sicherheitsgründen war die Sitzung des Parlaments von Baidoa in Somalia nach Dschibuti verlegt worden. Erst am Montag hatte die radikal-islamische Al-Schabab-Miliz den Parlamentssitz eingenommen - wenige Stunden nachdem sich die äthiopischen Truppen aus Somalia zurückgezogen hatten. Die Al-Schabab-Miliz lehnt den Friedensprozess ab und hat die Fortsetzung ihres Kampfes angekündigt.

Die Sicherheitslage in Somalia hatte sich 2006 mit dem Einmarsch der äthiopische Truppen zur Unterstützung der somalischen Übergangsregierung weiter verschärft. Islamistische Milizen führten einen Guerillakrieg gegen die Truppen und griffen wiederholt auch in Somalia stationierte Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AU) an. Insgesamt wurden in dem Bürgerkrieg nach Schätzungen rund 16.000 Zivilisten getötet, mehr als eine Million Menschen wurden vertrieben. Die Gesetzlosigkeit an der Küste nutzten somalische Piraten, um in den Gewässern am Horn von Afrika Handelsschiffe zu kapern und Lösegelder zu erpressen.

Neben den Aufständen haben Dürre und ansteigende Lebensmittelpreise dazu beigetragen, dass die humanitäre Lage in Somalia katastrophal ist. Mehr als drei Millionen Somalier - fast die Hälfte der Bevölkerung - sind von Nahrungsmittel-Hilfslieferungen abhängig. (imo/dpa)

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