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Politik: Gerhardt "steht", aber die Parteiführung steht nicht mehr geschlossen zu ihm

Nicht nur einer ist in der FDP auf dem Sprung - in die gesamte Führung der Partei kommt Bewegung. Wolfgang Gerhardt steht, wie aus verschiedenen Richtungen zu hören ist, nur noch auf Abruf an der Spitze von Partei und Fraktion.

Nicht nur einer ist in der FDP auf dem Sprung - in die gesamte Führung der Partei kommt Bewegung. Wolfgang Gerhardt steht, wie aus verschiedenen Richtungen zu hören ist, nur noch auf Abruf an der Spitze von Partei und Fraktion. Die Wahrheit ist aus dem Mund des Vorsitzenden der "Jungen Liberalen" (Juli) zu hören, der Jugendorganisation, und - wenn er zwischendurch die Stimme erhebt - vom Altvorderen Walter Scheel. Daniel Bahr spricht zum Auftakt des Juli-Kongresses in Halle von der schwersten Parteikrise der vergangenen Jahrzehnte, und Scheel würde dem nicht widersprechen. Auch nicht der Einschätzung Bahrs, dass die FDP-Spitze ein "Team von Leuten mit unterschiedlichen Charakteren" sein müsse. Da wird es eng für Gerhardt.

Eigentlich sollte am Tag nach der Wahl in Berlin, die am 10. Oktober stattfindet, Schluss sein für Gerhardt. Wieder wird ein schlechtes Ergebnis für die Partei erwartet. Im Verlauf der Präsidiumssitzung wäre er spätestens dann aufgefordert worden, die Konsequenz zu ziehen - eigentlich. Nun kommt es dazu nicht, weil am selben Tag noch einmal des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, gedacht werden soll. Eine FDP-interne Veranstaltung wird das sein, in der Parteizentrale im neuen Thomas-Dehler-Haus in Berlin. Bubis war ja auch ein führendes Mitglied der FDP, Mitglied im Bundesvorstand. Kurz vor diesem Anlass im eigenen Haus eine Führungskrise auszulösen - das ist ausgeschlossen, weil dies aus Sicht der Parteiführung in der öffentlichen Wahrnehmung noch zusätzlichen Schaden anrichten würde.

Außerdem will Wolfgang Gerhardt durchhalten. Als "schnarchenden Löwen" haben sie ihn in der FDP früher verspottet, jetzt schläft er anscheinend gar nicht mehr. Ständig ist er unterwegs, er zeigt Präsenz, ist auch ausdauernd auf dem gesellschaftlichen Parkett, um allen zu beweisen, dass er "steht". Das ist sein Standardsatz in den letzten Wochen: "Ich stehe." Dennoch wird hinter seinem Rücken längst über das Team der Leute mit unterschiedlichen Charakteren diskutiert. Ein "glaubwürdiger Vertreter der Wirtschaftspolitik", wie Juli-Chef Bahr sagt, an der Parteispitze: Rainer Brüderle. Oppositionsführer im Bundestag: Guido Westerwelle. Generalseketärin der Partei: Birgit Homburger. Das würde außer den Jungen auch den für die interne Stimmung wichtigen Landesverband Baden-Württemberg einbeziehen.

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