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Generalleutnant Ingo Gerhartz fordert mehr Geld für die Truppe.

© Imago/Future Image/K. Narax

Gerhartz nennt Technik teils „museumsreif“: Luftwaffen-Inspekteur fordert dringend Erhöhung des Verteidigungsetats

Das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro könne nur eine Anschubfinanzierung, sagt der Generalleutnant. Das reguläre Budget müsse auf zwei Prozent des BIP steigen.

Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, beklagt, dass die Technik der Luftwaffe teils „museumsreif“ sei. „Unser aktueller Transporthubschrauber beispielsweise steht auch schon im Deutschen Museum“, sagte Gerhartz dem „Handelsblatt“. „Und um den Tornado in die Luft zu bekommen, ist erheblicher Aufwand notwendig. Auf eine Flugstunde kommen fast 200 Technikerstunden.“

Das 100 Milliarden Euro umfassende Sondervermögen für die Bundeswehr könne deshalb nur „eine Anschubfinanzierung für wichtige Modernisierungsprojekte“ sein, sagte der General weiter. „Aber wir müssen zusätzlich den regulären Verteidigungshaushalt dringend auf zwei Prozent der Wirtschaftsleistung erhöhen, um beispielsweise Munition zu beschaffen.“

Zu einer möglichen Kampfjet-Koalition für die Ukraine äußerte sich Gerhartz zurückhaltend. „Hier bin ich ganz beim Kanzler. Wir müssen das, was wir der Ukraine versprochen haben, erstmal liefern.“ Deutschland habe ein Patriot-Luftverteidigungssystem abgegeben und ukrainische Soldaten daran ausgebildet.

Unser aktueller Transporthubschrauber beispielsweise steht auch schon im Deutschen Museum.

Ingo Gerhartz, Inspekteur der Luftwaffe

Außerdem werde die Ukraine weitere Luftverteidigungssysteme des Typs Iris-T SLM bekommen. „Auch hier sind wir mit der taktischen Ausbildung ukrainischer Soldatinnen und Soldaten involviert.“

Sowohl Patriot als auch Iris-T SLM wehrten tagtäglich russische Flugkörper und Raketen ab. „Das ist essenziell für den Schutz der Bevölkerung“, betonte Gerhartz. Ob es am Ende wie von Großbritannien und den Niederlanden angeregt eine internationale Kampfjet-Koalition geben werde, sei eine politische Entscheidung.

Seit Monaten bittet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Westen um Kampfjets. Am Dienstagabend sagte ein britischer Regierungssprecher, dass Großbritannien und die Niederlande eine internationale Koalition aufbauen wollen, um der Ukraine bei der Beschaffung von US-Jets vom Typ F-16 zu helfen.

„Der Premierminister und der niederländische Ministerpräsident (Mark) Rutte haben vereinbart, eine internationale Koalition zu bilden, um die Ukraine mit Luftkampfressourcen auszustatten, von der Ausbildung bis zur Beschaffung von F16-Jets“, so der Sprecher.

Die USA als Herstellerland lehnen es bislang ab, die Kampfjets schicken. Am Mittwoch schloss der britische Verteidigungsminister Ben Wallace die Lieferung von Kampfjets auf absehbare Zeit zunächst aus, bestätigte aber, dass Großbritannien ukrainische Piloten ausbilden wolle. Es gehe dabei aber um eine langfristige Befähigung, sagte Wallace.

Er warnte, die Lieferung von Kampfflugzeugen als „Zauberstab“ zu betrachten, der eine Entscheidung herbeiführen könne. Flugzeuge vom Typ F-16 seien nicht im Bestand der britischen Streitkräfte. Eurofighter, die man im Bestand habe, seien hingegen nicht geeignet. Auch Frankreich hatte am Montag mitgeteilt, ukrainische Piloten zwar ausbilden zu wollen, aber keine Kampfjets zu liefern.

Auch der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius und Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) bekräftigten, dass Deutschland keine Kampfflugzeuge liefern werde. „Wir haben keine F-16-Kampfjets. Und weder Tornados noch Eurofighter sind geeignet, jetzt zu helfen - zumal Ausbildung und vieles Andere mehr viel zu aufwendig sind, als dass sie der Ukraine kurzfristig helfen könnten“, sagte Pistorius.

Ähnlich äußerte sich Scholz am Rande des Gipfels des Europarates in Reykjavik: „Wir haben uns darauf konzentriert und konzentrieren uns auf das, was wir tun. Das ist sehr relevant jetzt für die Fähigkeiten der Ukraine, sich selbst zu verteidigen.“ (AFP, dpa)

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