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Für den neuen Schutzschirm sollen „Arrow 3“-Raketen benutzt werden, wie das Modell, das hier bei einem Test 2015 in Israel zu sehen ist.

© AFP / HO

Großes Verteidigungsprojekt: Europäische Staaten bringen Luftabwehrschirm auf den Weg

Mit 13 weiteren Staaten startet Deutschland ein Projekt für einen neuen Schutzschirm zur Luftverteidigung. Die Idee kam von Olaf Scholz.

Deutschland hat mit mehr als einem Dutzend anderen Staaten ein Projekt zum Aufbau eines besseren europäischen Luftverteidigungssystems auf den Weg gebracht.

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht unterzeichnete am Donnerstag am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel mit Kolleginnen und Kollegen eine Erklärung zu der sogenannten European Sky Shield Initiative.

Unterzeichnet haben Lambrecht zufolge neben Deutschland auch Großbritannien, Slowakei, Norwegen, Lettland, Ungarn, Bulgarien, Belgien, Tschechien, Finnland, Litauen, die Niederlande, Rumänien und Slowenien. Zudem will nach Angaben von Diplomaten auch Estland mitmachen.

„Damit kommen wir in unserer gemeinsamen Verantwortung für die Sicherheit auf unserem Kontinent einzustehen, gemeinsam nach“, sagte die deutsche Verteidigungsministerin am Donnerstag zum Start des Projekts. Es gehe darum, „politische, finanzielle und auch technologische Synergieeffekte zu erzielen“.

14
Staaten haben die Erklärung bisher unterschrieben

Die Idee für diesen gemeinsamen Raketenschutzschirm kam im August von Bundeskanzler Olaf Scholz. Mit der am Donnerstag unterschriebenen Absichtserklärung könnten erste Planungen für das umfangreiche Projekt gestartet werden.

Er sprach dabei von einem „Sicherheitsgewinn für ganz Europa“ und argumentierte, eine europäische Luftverteidigung sei kostengünstiger und leistungsfähiger, als wenn jeder seine eigene, teure und komplexe Luftverteidigung aufbaue.

Das Vorhaben ist eine Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Damals war vielen Staaten in Europa bewusst geworden, dass man bei der Luftverteidigung in den vergangenen Jahren zu viel gespart hat.

Mit dem neuen System sollen bestehende Lücken im derzeitigen Nato-Schutzschirm für Europa zu geschlossen werden. Defizite gibt dort beispielsweise im Bereich ballistischer Raketen, die auf ihrer Flugbahn große Höhen erreichen, aber auch bei der Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern.

Mögliche Umrüstung auf israelisches „Arrow“-System

Für die Raketenabwehr soll möglicherweise das israelische „Arrow“-System eingekauft werden. Geplant sei Spiegel-Informationen zufolge, mehrere „Arrow“-Systeme zusammenzuschließen und so den Schutzschirm deutlich zu vergrößern. Noch ist unklar, wie das System bezahlt werden soll.

Derzeit hat Deutschland für den näheren Bereich und die Bekämpfung von Flugzeugen und Hubschraubern die Luftabwehrrakete Stinger im Einsatz, die für einen Abschuss von der Schulter aus auch in die Ukraine abgegeben wurde. Auf die mittlere Distanz wirkt das größere Patriot-System.

Deutschland verfügt noch über zwölf Abschussanlagen - was aber bei weitem nicht für den Schutz des gesamten Landes reicht. Bei der Abwehr ballistischer Raketen, die auf ihrer Flugbahn große Höhen erreichen, wird der Bundeswehr sogar eine „Fähigkeitslücke“ bescheinigt. (Tsp, dpa)

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