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Himars-Raketenwerfer in der Ukraine in Aktion.

© IMAGO/Cover-Images

Tag 197 der Ukraine-Invasion: Himars haben bisher 400 russische Ziele getroffen

Ukrainische Einheiten mit Blitzvorstoß, knapp 100 Milliarden Dollar Kriegsschäden bisher, Klitschko-Rede auf CDU-Parteitag. Der Überblick am Abend.

Die erstaunlichen Erfolge der ukrainischen Armee im Süden und Osten des Landes in den vergangenen Tagen gehen auf mehrere Wochen intensiver Vorbereitung zurück. 1000 Quadratkilometer Territorium haben die Ukrainer zuletzt zurückerobert. Das ist mehr als die Russen in mehreren Monaten nach der ersten Offensive gewonnen hatten. 

Unter anderem geht dieser Erfolg auf die zahlreichen Angriffe auf die russischen Versorgungslinien hinter der Front zurück, also auf Munitionsdepots, Kommandoposten und Unterkünfte der Truppen. Wir haben an dieser Stelle häufiger darüber berichtet. 

Unklar war bisher allerdings das Ausmaß dieser Schläge, die vor allem mit den 16 Himars-Raketenwerfern ausgeführt werden, die die Ukraine inzwischen hat. Der US-Generalstabschef Mark Milley bezifferte jetzt die mit den Geräten getroffenen Ziele auf insgesamt 400, eine gewaltige Zahl. 

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Amerikaner in die jüngsten zwei Rüstungspakete für die Ukraine (immerhin knapp zwei Milliarden Dollar schwer) keine weiteren Himars hineingepackt haben; neue Munition für die Raketenwerfer ist allerdings enthalten. Das könnte darauf hindeuten, dass Russland bisher keines der Systeme zerstört hat, also kein Nachschub nötig ist. Andererseits könnte das heißen, dass die USA glauben, dass die gelieferte Menge vorerst genügt. Kiew würde die Zahl der eingesetzten Himars gerne verdoppeln.

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • „Souveränität innerhalb des nächsten Jahres“: Ex-US-General prognostiziert Rückeroberung annektierter Gebiete durch die Ukraine. Mehr lesen Sie hier. 
  • Nach Angaben den Vereinten Nationen (UN) verwehrt Russland den Zugang zu ukrainischen Kriegsgefangenen. Zudem gebe es Belege für Folter, sagt Matilda Bogner, die Leiterin des UN-Einsatzes zur Beobachtung der Menschenrechtslage in der Ukraine. Mehr in unserem Liveblog.
  • Die Städte Isjum, Kupjansk und Welykyj Burluk in der ukrainischen Region Charkiw werden nach russischen Angaben evakuiert. Das von Russland gehaltene Gebiet sei durch die ukrainische Gegenoffensive bedroht, sagt der russische Beamte Witali Gantschew im staatlichen Fernsehen.
  • Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat dazu aufgerufen, sein Land angesichts des russischen Angriffskriegs weiter zu unterstützen. „Glauben Sie bitte auch weiterhin an die Ukraine. Stehen Sie bitte weiter so treu und mit der vollen Überzeugung an der Seite der Ukraine. Stehen Sie bitte auf der Seite der Demokratie“, sagte Klitschko in einer Videobotschaft beim CDU-Parteitag am Freitag in Hannover.
  • Die europäischen Finanzminister unterstützen nach tschechischen Angaben ein fünf Milliarden Euro schweres Kreditpaket für die Ukraine. Damit soll der von Russland angegriffene Staat seine Ausgaben decken können. Die Summe ist Teil eines insgesamt neun Milliarden Euro schweren Pakets, welches im Mai angekündigt wurde. 
  • Das Stadtzentrum von Charkiw ist am Freitag von russischen Raketen getroffen worden. Zehn Menschen seien verletzt worden, darunter drei Kinder, schreibt der Gouverneur der gleichnamigen Region, Oleh Synehubow, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Raketen seien in einer Schule und einem Kunstzentrum für Kinder eingeschlagen, teilt Ihor Terechow, der Bürgermeister der zweitgrößten ukrainischen Stadt, ebenfalls auf Telegram mit. Auch Wohnhäuser seien getroffen worden.
  • Die Vereinten Nationen haben hunderte Fälle von willkürlichen Verhaftungen und Verschleppungen in der Ukraine dokumentiert. Mehr als 400 Fälle gingen auf das Konto der russischen Seite, rund 50 Fälle seien den ukrainischen Streitkräften zuzuschreiben, teilte die UN-Mission zur Überwachung der Menschenrechte in der Ukraine am Freitag mit. Seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar habe es einen dramatischen Anstieg an Rechtsverletzungen gegeben, sagte die Leiterin der Mission, Matilda Bogner, bei einer aus Odessa übertragenen Videokonferenz. 
  • Im russischen Fernsehen ist ein substanzieller Fortschritt der ukrainischen Truppen eingeräumt worden. „Allein die Tatsache, dass unsere Verteidigungslinien durchbrochen wurden, ist bereits ein großer Sieg für die ukrainischen Streitkräfte“, sagte der Leiter der von Russland eingesetzten Verwaltung für die Provinz Charkiw, Witali Gantschew, am Freitag im russischen Staatsfernsehen mit Blick auf ukrainische Gegenangriffe im Raum Charkiw. Damit bestätigte auch die russische Seite die größte Veränderung im Frontverlauf seit Wochen. 
  • Die USA wollen die Ukraine inmitten ihrer laufenden Gegenoffensive gegen Russland in eine starke diplomatische Verhandlungsposition bringen. „Wir sehen in diesem Moment keine Anzeichen von Russland, dass es bereit ist, eine solche Diplomatie ernsthaft zu betreiben. Aber wenn dieser Zeitpunkt kommt, muss die Ukraine in der bestmöglichen Position sein“, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Freitag in Brüssel nach einem Treffen mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg. 
  • Der Bundesverfassungsschutz befürchtet einem Bericht zufolge, dass russische Geheimdienste Russlandreisende zunehmend als Informanten anwerben wollen. Deutsche Staatsbürger könnten künftig „härter und rücksichtsloser“ durch russische Agenten „bearbeitet“ werden, heißt es dem „Spiegel“ zufolge in einer internen Analyse der Kölner Spionageabwehr. 
  • Der Krieg in der Ukraine hat allein in den ersten etwas mehr als drei Monaten einen Schaden von mindestens 97 Milliarden US-Dollar (rund 96,4 Milliarde Euro) verursacht. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der ukrainischen Regierung, der Weltbank und der Europäischen Kommission hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde. Als Grundlage für die Berechnungen wurde der Zeitraum vom Beginn des Krieges am 24. Februar bis zum 1. Juni herangezogen. 
  • Russlands Präsident Wladimir Putin wird dem russischen Präsidialamt zufolge in der kommenden Woche mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan die Umsetzung des Getreideabkommens besprechen. Ein Treffen der beiden Präsidenten ist in Usbekistan geplant. 
  • Laut Angaben des ukrainischen Militärs steigen bei den russischen Truppen die Verluste. Sowohl der Durchschnitt bei den Opferzahlen als auch die Verluste bei der Ausrüstung im 7-Tages-Schnitt war demnach zuletzt stark gestiegen.

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