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Nach den Anschlägen: Indien verschärft Kampf gegen den Terror

Die indische Regierung zieht die Konsequenzen aus dem Blutbad von Bombay und will den Kampf gegen den Terrorismus ausweiten. Gleichzeitig verschärfen sich die Schuldzuweisungen an das Nachbarland Pakistan.

Nach der Anschlagsserie von Bombay und heftiger Kritik an der Sicherheitspolitik hat die indische Regierung eine Verschärfung ihres Anti-Terror-Kampfes angekündigt. Dafür solle eine zentrale Ermittlungsbehörde aufgebaut und die Überwachung des indischen Luftraums sowie der Küstengewässer verbessert werden, sagte Premierminister Manmohan Singh. Zuvor war Innenminister Shivraj Patil zurückgetreten. Er übernehme "die moralische Verantwortung" für das Blutbad mit mehr als 180 Toten, sagte er. Vor dem Hintergrund der durch die Anschläge wachsenden Spannungen zwischen Indien und Pakistan wird US-Außenministerin Condoleezza Rice am Mittwoch in Neu Delhi erwartet.

Opposition fordert geschlossenen Rücktritt der Regierung

Indiens Premierminister Singh rief die im Parlament in Neu Delhi vertretenen Parteien am Sonntag zur Einheit auf. "Terroristen und Feinde unserer Nation müssen wissen, dass ihre Aktionen uns einen und nicht spalten". Indien befinde sich am "Scheideweg", daher müssten alle politischen Kräfte im Interesse des Landes kooperieren, sagte Singh. Die Opposition warf der Regierung "kollektives Versagen" vor und forderte deren geschlossenen Rücktritt. Seit Beginn dieses Jahres sind in Indien bei Bombenanschlägen und Angriffen mehr als 400 Menschen getötet worden. In Bombay machten Demonstranten am Sonntag ihrem Unmut über die Regierung Luft.

Vor dem Hintergrund der durch die Anschläge wachsenden Spannungen zwischen Indien und Pakistan wird US- Außenministerin Condoleezza Rice am Mittwoch in Neu Delhi erwartet.Mit der Reise seiner Außenministerin wolle der scheidende US- Präsident George W. Bush ein Zeichen der Solidarität setzen, teilte das Weiße Haus in Washington mit. Rice werde nach einem Zwischenaufenthalt in London an diesem Mittwoch in Neu Delhi eintreffen. Mit dem Besuch "demonstrieren die USA ein weiteres Mal ihre Entschlossenheit, solidarisch an der Seite des indischen Volkes zu stehen", hieß es in der am Sonntag veröffentlichten Erklärung. Gemeinsam wolle man dafür sorgen, "dass diese Extremisten zur Rechenschaft gezogen werden".

Der Ton gegenüber Pakistan verschärft sich

Die indische Regierung hatte "Elemente" in Pakistan für die Anschläge verantwortlich gemacht. Laut Medienberichten drohte Außenminister Pranab Mukherjee der pakistanischen Führung mit "ernsthaften Konsequenzen". Die pakistanische Regierung habe im Gegenzug gedroht, ihre Soldaten aus der Grenzregion zu Afghanistan abzuziehen und in andere Gebiete zu verlegen, falls die Spannungen mit dem indischen Nachbarn weiter steigen sollten, berichtete der pakistanische Sender Dawn TV. Dadurch würden die Truppen für den vor allem von den USA geforderten Kampf gegen die Taliban und andere radikalislamische Gruppen in den an Afghanistan angrenzenden Stammesgebieten nicht mehr zur Verfügung stehen.

Erst am Samstag hatten Sicherheitskräfte mit der endgültigen Einnahme des Luxushotels "Taj Mahal" das dreitägige Terrordrama in der westindischen Finanzmetropole beendet. Dabei kamen nach jüngsten Angaben der Polizei in Bombay 187 Menschen ums Leben, 313 wurden verletzt. Unter den 28 toten Ausländern sind laut dem indischen Außenamt auch drei deutsche Staatsangehörige.

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