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Libanon-Krieg: Israel will Bodenoffensive ausweiten

Ungeachtet der sich mehrenden Rufe nach einem Waffenstillstand hat das israelische Sicherheitskabinett in der Nacht zum Dienstag eine Ausweitung der Bodenoffensive im Süden des Libanon beschlossen.

Jerusalem/Beirut - Dies teilte ein Regierungsvertreter am frühen Morgen in Jerusalem mit. In der Nacht flog die israelische Luftwaffe Angriffe gegen die Stadt Hermel im Nordosten des Libanon und zerstörte Straßen nach Syrien. Der syrische Präsident Baschar al Assad versetzte die Armee in erhöhte Bereitschaft. Nach Ansicht von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) muss Syrien «konstruktiv» an einer Lösung des Konflikts zwischen Israel und dem Libanon beteiligt werden.

Das israelische Sicherheitskabinett tagte unter der Leitung von Ministerpräsident Ehud Olmert. Dieser hatte bereits zuvor die Stationierung einer internationalen Friedenstruppe entlang den libanesischen Grenzen zur Vorbedingung für einen Waffenstillstand gemacht. Die USA werden sich nach Worten von Präsident George W. Bush «vermutlich nicht» an einer internationalen Friedenstruppe für den Südlibanon beteiligen. Allerdings werde sein Land gerne logistische Hilfe leisten, sagte Bush am Montag in einem Fernsehinterview.

Wie die libanesische Polizei mitteilte, wurde die Stadt Hermel, eine Hochburg der radikalislamischen Schiitenmiliz Hisbollah, von der israelischen Luftwaffe bombardiert. Dabei sei vor allem die von Hermel nach Homs in Syrien führende Straße Ziel gewesen. Hermel liegt 15 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Auch das südöstlich gelegene Dorf Kaa sei angegriffen worden. Angaben zu möglichen Opfern machte die libanesische Polizei zunächst nicht.

Nach Angaben von Sicherheitskräften waren am Montag fünf Menschen verletzt worden, als die israelische Luftwaffe den Grenzposten Masnaa zwischen dem Libanon und Syrien angegriffen hatte. Bei den Opfern handelte es sich demnach um vier libanesische Zollbeamte sowie einen Zivilisten. Israel hatte den Grenzposten bereits zuvor angegriffen, nach eigenen Angaben um Waffentransporte zu zerstören. Seit Beginn der israelischen Offensive vor knapp drei Wochen wurden im Libanon 548 Menschen getötet.

Das syrische Militär sei aufgerufen, mehr zu üben, sich bereitzuhalten und «den Stand der Vorbereitungen zu verstärken», meldete die amtliche Nachrichtenagentur Sana am Montag. In Anbetracht der «internationalen Lage und der regionalen Herausforderung» sei Wachsamkeit erforderlich, heiße es in einer Erklärung, die Assad am Dienstag im Monatsblatt «Die Volksarmee» veröffentlichen wollte.

Steinmeier: Syrien in Friedensprozess einbeziehen

Syrien sei «ein zu wichtiger Akteur, um ihn auf Dauer außen vor zu lassen», sagte Steinmeier in einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung». Darin stellte der deutsche Außenminister Syrien eine enge Anbindung an die Europäische Union in Aussicht, wenn es sich an einem Friedensprozess beteiligen würde. Die Bundesregierung sei in Abstimmung mit den übrigen Vermittlern intensiv in Kontakt mit Damaskus getreten.

In der Nacht zu Montag hatte Israel eine auf 48 Stunden befristete Unterbrechung seiner Luftangriffe im Südlibanon angekündigt. Mit dem Stopp sollte der Bevölkerung die Flucht ermöglicht werden. Zuvor waren bei einem Angriff auf ein Haus in dem Dorf Kana mehr als 50 Menschen getötet worden, über die Hälfte von ihnen Kinder. Stellungen der radikalislamischen Hisbollah-Miliz im Libanon wurden am Montag weiterhin von der israelischen Luftwaffe beschossen.

Der Libanon verlangte eine internationale Untersuchung zu dem israelischen Luftangriff auf Kana. «Ich bin hier, um internationale Ermittlungen zu dem Verbrechen von Kana zu fordern», sagte der libanesische Interimsaußenminister Tarek Mitri am Montag vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York. Außerdem müsse es «einen sofortigen und umfassenden Waffenstillstand» geben. (tso/AFP)

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