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Russland: Landesweite Demonstrationen gegen Putin

Mehr als 10.000 Menschen haben am Samstag in Russland gegen die Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Wladimir Putin demonstriert. Bei den Protesten in Moskau, St. Peterburg und Wladiwostok kam es zu über 40 Festnahmen.

Bei Protesten gegen die russische Regierung sind am Samstag über 10.000 Menschen auf die Straße gegangen. "Die Revolution ist der einzige Ausweg aus der Krise", rief Kommunistenchef Gennadi Sjuganow am Samstag im Zentrum von Moskau seinen etwa 1000 Anhängern zu. Demonstranten forderten den Rücktritt Putins. Wie in der Vergangenheit kam es bei einer nicht genehmigten Kundgebung des Oppositionsbündnisses "Das andere Russland" zu Festnahmen. Die Staatsmacht organisierte in vielen Städten Gegenveranstaltungen, an denen nach Angaben der Staatsagenturen deutlich mehr Menschen als an den Protestdemonstrationen teilnahmen.

Allein in Moskau sind mehr als 40 Menschen festgenommen worden. Auch in St. Petersburg und Wladiwostok forderten Demonstranten am Samstag den Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Wladimir Putin. Zu den Kundgebungen hatten Anhänger des liberalen Ex-Schachweltmeisters Garry Kasparow und linksgerichtete Gruppen aufgerufen.

Skandalautor Limonow erneut festgenommen

Unter den in Moskau Festgenommenen war auch der Gründer der verbotenen Nationalbolschewistischen Partei, Eduard Limonow. Der 65-jährige Schriftsteller hatte versucht, auf einer unangemeldeten Demonstration eine Ansprache zu halten. Als uniformierte Polizisten und Beamte in Zivilkleidung ihn ergriffen, stürzte Limonow zu Boden. Außer Limonow wurde nach Angaben seines Sprechers rund ein weiteres Dutzend Teilnehmer der unangemeldeten Kundgebung festgenommen.

Etwa ein Dutzend Anhänger Kasparows wurde in einem anderen Stadtteil Moskaus festgenommen. Den Anführer einer Jugendorganisation, Roman Dobrochotow, nahm die Polizei nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax nahe des Regierungssitzes in Gewahrsam. Demnach wurden in Moskau 41 Menschen in Zusammenhang mit den Demonstrationen festgenommen.

Angriffe mit Stöcken

Auf zentralen Plätzen der russischen Hauptstadt waren schon vor Beginn der Proteste Polizeieinheiten stationiert. Mitglieder einer Oppositionsversammlung wurden von Jugendlichen mit Stöcken angegriffen. Dabei wurde mindestens ein Demonstrant im Gesicht verletzt. Nahe des Roten Platzes demonstrierten nach Polizeiangaben rund 8000 Menschen für die Regierung. Am Rand der Kommunisten-Demonstration kam es zu einem Handgemenge zwischen Polizisten und einer radikalen Jugendorganisation. Allein in der Hauptstadt waren 5000 Sicherheitskräfte bei den insgesamt 20 Kundgebungen am Samstag im Einsatz.

In der Innenstadt von Wladiwostok im Osten Russlands beteiligten sich rund 3000 Menschen an einer Kundgebung der Kommunistischen Partei. Die Demonstranten skandierten "Nieder mit der Regierung". Nachdem die Polizei im Dezember eine Demonstration von Regierungsgegnern in Wladiwostok gewaltsam aufgelöst hatte, verlief der Protest am Samstag friedlich. Eine Gegendemonstration konnte nach eigenen Angaben etwa 5000 Anhänger Putins mobilisieren.

Einzelproteste in St. Petersburg

In St. Petersburg forderten Anhänger des liberalen früheren Schachweltmeisters Kasparow einzeln und abwechselnd auf einem zentralen Platz eine stärkere Kontrolle der Regierung. Sie wollten so Festnahmen entgehen, da Einzelproteste keiner offiziellen Genehmigung bedürfen. In der sibirischen Millionenstadt Nowosibirsk gingen tausende Menschen bei starkem Frost von minus 30 Grad auf die Straße.

Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise hat Russland hart getroffen. In den vergangenen Monaten erlebte das Land einen Wertverfall des Rubels und einen Anstieg der Arbeitslosenquote. Trotz der Wirtschaftskrise genießt Putin mit 83 Prozent Zustimmung jedoch breite Unterstützung in der Bevölkerung. (goe/AFP/dpa)

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