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© dpa / Bernd von Jutrczenka

Lauterbachs Plan gegen den Mangel: Krankenkassen sollen mehr für Kindermedikamente zahlen

Gesundheitsminister Karl Lauterbach plant, Medikamente teurer und ihre Produktion in Europa attraktiver zu machen. Krankenkassen sehen das kritisch.

Fehlender Fiebersaft für Kinder, knappe Krebsmedikamente: Gegen den zunehmende Arzneimittelmangel in Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) einen Plan vorgelegt. Besonders im Fokus steht die Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln. Die Krankenkassen sollen künftig bis zu 50 Prozent mehr für solche Medikamente zahlen.

„Wir haben es mit der Ökonomisierung auch in der Arzneimittelversorgung mit patentfreien Medikamenten übertrieben“, sagte Lauterbach. Bei Kinderarzneimitteln spüre Deutschland die Konsequenzen gerade besonders hart. „Dass man in Deutschland nur schwer einen Fiebersaft für sein Kind bekommt, der im Ausland noch erhältlich ist, ist inakzeptabel.“ Die bessere Vergütung soll die Lieferung von Kindermedikamenten nach Deutschland für die Anbieter wirtschaftlich attraktiver machen.

Wir wollen erreichen, dass wieder mehr Medikamente in Europa hergestellt werden.

Karl Lauterbach, Gesundheitsminister

Lauterbach will den Arzneimittelmangel auch generell angehen. Der Preiswettbewerb für patentfreie Medikamente hatte in der Vergangenheit dazu geführt, dass sich Hersteller vom Markt zurückzogen und sich die Produktion in Ländern wie China oder Indien konzentrierte.

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Nach dem Plan von Lauterbach sollen nun künftig bei Antibiotika und Krebsmedikamenten immer auch europäische Hersteller beim Vertragsabschluss mit den Krankenkassen zum Zuge kommen können. Später könnte die Regelung noch auf weitere Medikamentengruppen ausgeweitet werden.

In bestimmten Bereichen höhere Preise

„So wollen wir erreichen, dass wieder mehr Medikamente in Europa hergestellt werden“, sagte Lauterbach. Zudem sollen bei Knappheiten in bestimmten Bereichen die Preise erhöht werden können, die die Krankenkassen für die Medikamente zahlen.

Die Krankenkassen sehen all das kritisch. „Wir warnen vor der Annahme, dass internationale Pharmakonzerne ihre globalen Produktionsstandorte alleine deshalb ändern, weil gesetzlich Krankenversicherte künftig über ihre Krankenkassenbeiträge höhere Medikamentenpreise in Deutschland bezahlen müssen“, sagte Doris Pfeiffer vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Sie spricht von einem „beeindruckenden Weihnachtsgeschenk für die Pharmaunternehmen“.

Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Paula Piechotta dagegen lobt die Initiative von Lauterbach. „Mit dem jetzt angekündigten Generikagesetz werden wir die sich häufenden Lieferkettenprobleme angehen und unter anderem dafür sorgen, dass wir wie in anderen Wirtschaftsbereichen die Abhängigkeit von China reduzieren.“

Aus Sicht von CDU und CSU kommt der Plan aber zu spät. „Die heute von Minister Lauterbach vorgestellten Maßnahmen werden in diesem Winter kaum Abhilfe schaffen“ sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge.

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