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Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der Bischöfe aller 27 Diözesen in Deutschland. Sie hat derzeit 65 Mitglieder.

© dpa/Arne Dedert

Manipulation und Beeinflussung: Katholische Bischöfe wollen stärker gegen geistlichen Missbrauch vorgehen

„Ich weiß ganz genau, was für Dich richtig ist.“ Wenn ein Geistlicher so etwas sagt, wird es schwierig. Die katholische Kirche will nun stärker derartige Manipulationen und Abhängigkeiten verhindern.

Deutschlands katholische Bischöfe wollen stärker gegen Manipulation und Beeinflussung durch Seelsorger vorgehen. „Opfer von geistlichem Missbrauch haben es nach wie vor sehr schwer, sich Gehör zu verschaffen, eine eigene Stimme in der Aufklärung und Aufarbeitung von Missbrauch zu bekommen“, sagte der Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, auf der Herbstvollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Wiesbaden. Es fehle an Anlaufstellen und an Beauftragten, die ermittelnd und aufklärend tätig werden könnten.

„Die psychischen, emotionalen, biografischen und existentiellen Folgen, die bisweilen lebenslang wirkenden Verwundungen solchen Missbrauchs, sind denen des sexuellen Missbrauchs vergleichbar“, sagt Timmerevers. „Aber geistlichen Missbrauch als Straftat kennt selbst das kirchliche Strafrecht nicht; und das öffentliche Strafrecht hilft uns hier auch nicht sehr viel weiter.“

Es braucht ein Entschädigungssystem, das durch eine niedrigschwellige Plausibilitätsprüfung den Betroffenen Leistungen zuerkennt, die in Art und Höhe den Sprüchen weltlicher Gerichte entsprechen

Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf betonte, Seelsorger und geistliche Begleiter dürften niemanden in die Abhängigkeit bringen. „Ich darf meine Stimme und Idee nicht mit der Stimme Gottes verwechseln“, so Kohlgraf. Schwierig werde es immer dort, wo jemand sage: „Ich weiß ganz genau, was für Dich richtig ist.“

Weitere Missbrauchsopfer von Kardinal Hengsbach?

Überschattet wird die Tagung in Wiesbaden indes von den Vorwürfen gegen den 1991 verstorbenen Essener Kardinal Franz Hengsbach. Der Gründer des Ruhrbistums soll sexuellen Missbrauch nicht nur vertuscht, sondern mehrfach auch selbst begangen haben. Wie der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, bereits am Montag sagte, hätten sich mittlerweile neben den ursprünglich bekannten Fällen weitere Betroffene gemeldet.

„Wenn man sieht, auf welch hohem Sockel dieser Mann stand und dass Generationen von Menschen von ihm geprägt wurden, ist das für mich eine neue Qualität beim Thema sexueller Missbrauch, die wir so noch nicht hatten.“ Auch im Fall Hengsbach müsse nun Aufarbeitung folgen: „Alles muss auf den Tisch“, so Bätzing. Auch die Zeit von Hengsbach als katholischer Militärbischof wird nun untersucht, kündigte die zuständige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (IKA) des Erzbistums Berlin und weiterer Bistümer in Berlin an.

300.000
Euro Schmerzensgeld muss das Kölner Erzbistum einem Missbrauchsopfer zahlen

Bei ihrer Tagung in Wiesbaden beraten die Bischöfe auch über den weiteren Umgang mit dem Entschädigungssystem für Missbrauchsbetroffene. Nachdem das Kölner Landgericht das Kölner Erzbistum zu einer Zahlung von 300.000 Euro Schmerzensgeld an ein Missbrauchsopfer verurteilt hatte, hatte der Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz die Bischöfe Mitte September zum Handeln aufgefordert: „Die deutschen Bischöfe müssen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und Rahmenbedingungen schaffen, die Zivilklagen von Betroffenen unnötig machen“, erklärten die Betroffenenvertreter.

„Es braucht ein Entschädigungssystem, das durch eine niedrigschwellige Plausibilitätsprüfung den Betroffenen Leistungen zuerkennt, die in Art und Höhe den Sprüchen weltlicher Gerichte entsprechen.“ Bätzing machte allerdings bereits zur Eröffnung der Vollversammlung deutlich, dass er das bisherige System im Grundsatz für geeignet halte.

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