zum Hauptinhalt
dpatopbilder - 19.09.2022, Somalia, Doolow: Vertriebene, die in einem Lager angekommen sind, warten auf die Zuteilung von Unterkünften. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden wegen der Dürre in diesem Jahr schon 750 000 Menschen aus ihren angestammten Regionen vertrieben. Gründe seien unter anderem der Klimawandel und der russische Angriff auf die Ukraine, der die Getreideausfuhr monatelang verhinderte und die Weltmarktpreise in die Höhe trieb. Foto: Jerome Delay/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa / JEROME DELAY

Mehr gegen den Hunger: Deutschland will weiter helfen

Die Preise explodieren, der Krieg in der Ukraine beschäftigt die Politik rund um die Uhr. Aber die Bundesregierung will nicht an Entwicklungshilfe sparen.

Auf Deutschland kann sich die Weltgemeinschaft weiterhin verlassen – auch im Kampf gegen den Hunger. Das ist das Signal, dass Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Donnerstag im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit sendet.

Gemeinsam mit dem Direktor des Welternährungsprogrammes David Beasley kündigte sie an, dass Deutschland die UN-Einrichtung mit 530 Millionen Euro unterstützt. Das ist so viel wie noch nie und macht Deutschland zum zweitgrößten Geldgeber des Programmes

Schulze präsentierte Deutschland als verlässlichen Partner für die Weltgemeinschaft. Krieg, Hungerkrisen und die Düngerknappheit, die sich abzeichnet, werden den Hunger in den ärmsten Regionen wohl weiter verschärfen, prognostizierten Schulze und Beasley.

345
Millionen Menschen sind in 82 Ländern vom Hungertod bedroht, so das Welternährungsprogramm.

Der Direktor des Welternährungsprogrammes sprach von einer „noch nie dagewesenen Krise“. Bereits vor dem russischen Angriff auf die Ukraine sei die Situation besorgniserregend gewesen, sagte er. Es drohe die schlimmste humanitäre Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Nach Angaben des Welternährungsprogrammes sind 345 Millionen Menschen in 82 Ländern vom Hungertod bedroht.

Das Geld, das das Programm jetzt zur Verfügung hat, soll laut Schulze „die Entwicklungsländer stärker zu Produzenten machen und die Import-Abhängigkeiten reduzieren“. Vor Ort arbeite man daran, nachhaltige, klimaangepasste und effiziente Agrar- und Ernährungssysteme aufzubauen.

Globale Krisen wie der Klimawandel heizen die Hungerkrise weiter an.

© dpa / Ahmed Mostafa El Sheikh

Wie die Entwicklungsministerin sich vorstelle, das höhere Finanzierungsniveau beizubehalten, wenn Deutschlands Haushaltsbelastung angesichts explodierender Preise angespannt ist? Schulze sagte, sie sei sich der Belastung für die deutschen öffentlichen Haushalte bewusst. Es sei aber auch im deutschen Interesse, Entwicklungshilfe zu leisten. „Wir brauchen aber noch mehr Länder, die die Finanzierung bereitstellen“, sagte sie.

Die wachsende Not erhöht auch den Bedarf des Welternährungsprogramms. Nach Angaben von Beasly benötigt das Programm laut Chef Beasley 75 Millionen US-Dollar mehr im Monat, um seine Hilfeprojekte voranzutreiben.

Er verband das mit deutlicher Kritik an reichen Staaten und Privaten: „Ist es zu viel verlangt, dass die reichen Golfstaaten sich um die humanitären Krisen in ihrer Region kümmern? Ist es zu viel verlangt, dass Privatleute, die während der Pandemie noch reicher wurden, humanitäre Verantwortung übernehmen?“

Ist es zu viel verlangt, dass die reichen Golfstaaten sich um die humanitären Krisen in ihrer Region kümmern?

David Beasley, Direktor des Welternährungsprogrammes

Auf Nachfrage sagte der Amerikaner, dass es dafür politischen Druck der internationalen Gemeinschaft brauche. Der müsse von den Staaten kommen, „die in der Lage sind, politischen Druck auszuüben“.

Entwicklungsministerin Schulze verwies auf das Bündnis für Ernährungssicherheit, an dem 100 Staaten und Verbände teilnehmen. Es wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und der Weltbank initiiert. Nach den Worten der Ministerin zeigt es, dass auch die internationale Staatengemeinschaft sich des Problems bewusst ist. Die angesprochenen Golfstaaten sind nicht Mitglied im Bündnis.

Direktor Beasley nannte es „unfair“, dass die USA und Deutschland die größte finanzielle Last tragen. Er sei aber dankbar, dass Deutschland in diesem Maße beitrage. Die Bekämpfung des Welthungers sei Ursachenbekämpfung, so Beasley.

Auf Hungerkrisen folge regionale Instabilität, und die wiederum führe zu Massenmigration. Ministerin Schulze sagte, deswegen fördere ihr Ministerium gezielt diejenigen Projekte des Welternährungsprogrammes, die nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursachen der Probleme angingen und Gesellschaften krisenfester machten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false