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Seit Wochen stören die Fans den Spielbetrieb der 1. und 2. Bundesliga.

© dpa/Bernd Thissen

Exklusiv

Nach Fan-Protesten: Ampel-Politiker für neue Abstimmung über Investor-Einstieg in die Bundesliga

Seit Wochen protestieren Fans in Fußballstadien gegen den Einstieg eines Investors und fordern eine neue Abstimmung. Rückendeckung erhalten sie nun aus der Politik.

Erst flogen Tennisbälle, dann Süßigkeiten, zuletzt störten sogar ferngesteuerte Autos mit Bengalos und kleine Drohnen das Spielgeschehen. Seit Wochen protestieren die organisierten Fußballfans in den Stadien der 1. und 2. Bundesliga gegen den Einstieg eines Investors. Sie fordern eine neue Abstimmung der Vereine über den Einstieg – dieses Mal aber in nicht geheimer Wahl.

Doch trotz zahlreicher Unterbrechungen und drohender Spielabbrüche scheint es zwischen Deutschen Fußball Liga (DFL) und den Fans keine Annäherung zu geben. Am Mittwoch könnte sich das DFL-Präsidium in seiner Sitzung mit der Thematik beschäftigen. Vorab schaltet sich nun auch die Politik ein und stärkt in Teilen die Forderung der Fans.

„Die Fans sind die Seele des Fußballs – daher verdienen ihre Stimmen unsere volle Aufmerksamkeit“, sagt etwa Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag, dem Tagesspiegel. Sie habe volles Verständnis für die Proteste.

In einer ersten Abstimmung wurde die nötige Mehrheit verfehlt

„Angesichts der Umstände, wie die erste Abstimmung zustande kam, fordere ich ein erneutes Votum, um Transparenz und Fairness zu gewährleisten“, sagte Poschmann angesichts der beiden Abstimmungen der 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga. In einer ersten Abstimmung wurde die erforderliche Zweidrittelmehrheit verpasst, eine zweite, leicht abgeänderte Wahl im Dezember wurde in geheimer Abstimmung knapp mit Zweidrittelmehrheit beschlossen.

Vor allem die Rolle des Geschäftsführers von Hannover 96, Martin Kind, erzürnt viele Fans. Zwar hatte Hannovers Vereinsführung Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Doch sein tatsächliches Votum ist unklar. DIE DFL erhofft sich von einem Investoren-Einstieg eine Milliarde Euro.

Meiner Meinung nach sollte über eine neue Abstimmung zum DFL-Investorendeal nachgedacht werden.

Grünen-Politiker Philip Krämer unterstützt das Anliegen der Fans.

Doch auch Philip Krämer, Sportpolitiker der Grünen, sieht den Vorgang skeptisch: „Meiner Meinung nach sollte über eine neue Abstimmung zum DFL-Investorendeal nachgedacht werden“, sagte er dem Tagesspiegel. Krämer kritisierte, die Fans seien von den Funktionären der Vereine zu wenig eingebunden worden. „Die Spitzenvertreter des deutschen Profifußballs haben nicht verstanden, dass ein auf Augenhöhe stattfindender Dialog mit den Fans essenziell ist.“

Noch deutlicher wurde die Vorsitzende der Grünen-Jugend, Katharina Stolla: „Die DFL stellt sich unverholen an die Seite von Kapitalinteressen“, sagte sie dem Tagesspiegel. Das Agieren sei „unverschämt gegenüber den Fans“, sagte Stolla und schlug vor, dass Superreiche wie Martin Kind ihr Vermögen in den Fußball investieren könnten.

Konziliantere Töne kamen aus der FDP, wo man eine Schlichtung des Konflikts durch die Politik für denkbar hält: „Grundsätzlich ist die Politik bei diesem Thema vermittlungsbereit. Wir müssen eine offene und ehrliche Diskussion darüber führen, wie wir einerseits den Fußball, den wir schätzen und lieben, erhalten, aber andererseits auch international wettbewerbsfähig bleiben“, sagte der sportpolitische Sprecher der Liberalen im Bundestag, Philipp Hartewig.

CDU-Politiker will Abstimmung nach den Verhandlungen

Auch er rief Fans und Verantwortliche auf, „gemeinsam an einen Tisch zusammenzukommen“. Die Politik habe den Ergebnissen dieses Dialogs aber nicht vorwegzugreifen: „Der Diskussionsprozess wird zeigen, ob es einer erneuten Abstimmung bedarf“, sagte Hartewig dem Tagesspiegel. „Die Einschätzung darüber sollte aber nicht die Politik treffen.“

Der Protest sollte jetzt aufhören.

Fritz Güntzler, CDU-Obmann im Sportausschuss, hat genug von den Fan-Protesten.

Ablehnend reagierten dagegen die Konservativen: „Die mehrheitliche Entscheidung der Mitgliederversammlung der DFL ist rechtlich einwandfrei zustande gekommen“, sagte Fritz Güntzler, CDU-Obmann im Sportausschuss. Man müsse dieses Ergebnis akzeptieren, auch wenn es den Fans inhaltlich nicht passe.

Er selbst sei Fußballbegeisterter, versicherte Güntzler: „Aber der Protest sollte jetzt aufhören“, sagte der CDU-Politiker aus Niedersachsen, der vor Spielabbrüchen warnte. Eine Wiederholung der Abstimmung mache nur Sinn, wenn es neue Tatsachen gebe.

Allerdings hält Güntzler eine weitere Wahl für denkbar und zwar nach Abschluss der aktuellen Verhandlungen zwischen DFL und einem möglichen Investor. „Ein dann erreichtes Ergebnis sollte dann erneut der DFL-Mitgliederversammlung zur abschließenden Befassung vorgelegt werden.“

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