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Soldaten bereiten sich am 11. Oktober darauf vor, aus einer 152-mm-Haubitze 2A36 „Giatsint-B“ an einem ungenannten Ort in der Region Donezk im Osten der Ukraine auf ukrainische Truppen zu feuern.

© dpa / Foto: Alexei Alexandrov/AP/dpa

Der Tribut von acht Monaten Krieg: Was ukrainische Soldaten von der Front in Cherson erzählen

Viele ukrainische Soldaten, die im Süden kämpfen sind erschöpft. Manche sind seit Februar ohne Unterbrechung im Einsatz.

Fast acht Monate sind vergangen, seitdem die russischen Truppen ihren Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen haben. Die Frontsoldaten sind durch die ständigen Kämpfe erschöpft – auf beiden Seiten. Die „Washington Post“ konnte nun mit einer Gruppe ukrainischer Soldaten sprechen. Sie wollen vor allem eines: Erholung – und schauen mit Sorge auf die kommenden Monate.

Viele Männer, mit denen die „Washington Post“ in der umkämpften Region Cherson reden konnte, sollen seit Februar im Einsatz sein. „Wir wissen nicht, wann wir wieder nach Hause zurückkehren“, zitiert die Zeitung einen 32-jährigen Leutnant. Die Soldaten wollten ihre echten Namen nicht veröffentlicht sehen. Stattdessen baten sie die Zeitung um Verwendung ihrer Funkrufzeichen. Der Leutnant hört auf Historian.

Die Ungewissheit mache etwas mit einem. „Wenn jemand weiß, dass er neun, zwölf oder 16 Monate dienen muss, kann er sich körperlich und geistig vorbereiten“, sagt Historian. Die Soldaten, mit denen die „Washington Post“ geredet hat, sollen teilweise ohne Fronturlaub ausharren. Sie seien von Frontabschnitt zu Frontabschnitt weitergereicht worden. Erst waren sie im Norden der Ukraine im Einsatz, dann im Donbass, jetzt im Süden.

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Die erfolgreiche Gegenoffensive in Cherson habe die Stimmung unter den Soldaten etwas aufgehellt, schreibt die Zeitung. Doch der Verlust von Kameraden laste schwer auf den Frontkämpfern. Die Soldaten seien sich aber sicher, dass sich der mentale Krieg zu ihren Gunsten dreht.

Unterschiedliche Meinungen zu russischen Rekruten

Nun warten sie mit Spannung und Sorge auf das Ausmaß von Putins Teilmobilmachung in Russland. Ein Hauptfeldwebel mit dem Rufnamen Alimych will bereits einem Soldaten der jüngsten russischen Rekrutierungsbemühungen begegnet sein.

„Eine Person ohne Erfahrung, die auf einer Baustelle gearbeitet hat und keine Motivation zum Kämpfen hat, ich weiß nicht, warum sie ihn hierher gebracht haben“, zitiert ihn die Zeitung. „Er weiß nicht, warum er hier ist.“ Einige Kameraden sind optimistisch gestimmt ob der unerfahrenen Kämpfer.

Er bedauere den Verlust von Menschenleben, der auf ihn zukäme, sagte ein 57-jähriger Soldat, der Zil genannt wird, der „Washington Post“. Ein anderer – mit dem Rufnamen Porokh – sagte, dass er das nicht tue. Die Männer, die ohne Erfahrung oder Motivation zum Kämpfen in die Schlacht gestoßen würden, seien kein großes strategisches Problem.

Doch nicht alle sind so optimistisch eingestellt. Ein dritter Soldat im Zug, der den Rufnamen Zeus trägt, habe davor gewarnt, den Feind zu unterschätzen: „Sie könnten sich in einem Monat in Elitekämpfer verwandeln, wenn sie erst einmal etwas Erfahrung gesammelt haben. Wir wissen es nicht. Wir hatten nicht alle Erfahrung, als wir anfingen.“

Die Mobilisierung von 300.000 Soldaten in Russland macht die Frontkämpfer unruhig. Wohlwissend, wie es um die eigenen Reihen bestellt ist. Seit Beginn des Angriffskrieges dürfen ukrainische Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht mehr verlassen.

Die Soldaten an der Front machen sich Sorgen, wie gut die Nachrückenden ausgebildet wurden. „Es herrscht Krieg, und jeder, der bereit war zu kämpfen, ist sofort gegangen“, zitiert die „Washington Post“ einen weiteren Soldaten. (Tsp)

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