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Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit (Archivbild)

© dpa/Kay Nietfeld

„Vorhandene Strukturen aufbrechen“: Krankenhausreform soll Notaufnahmen entlasten

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Notaufnahmen reformieren. So sollen wichtige Entscheidungen bereits von medizinischem Personal beim Notruf getroffen werden.

Die Notaufnahmen in den deutschen Krankenhäusern arbeiten vielerorts am Limit. Eine vom Bundesgesundheitsministerium eingesetzte Expertenkommission hat am Montag Vorschläge vorgelegt, um die Kliniken zu entlasten und eine funktionierende Notfall- und Akutversorgung rund um die Uhr sicherzustellen. Im Zentrum stehen der Aufbau eines neuen Leitsystems für Notrufe und die Einrichtung sogenannter integrierter Notfallzentren an mehr als 400 Krankenhäusern.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) begrüßte die Vorschläge als „gute Grundlage“ für eine Reform. Der „Leitgedanke“ dabei sei, „dass Versorgung dort stattfindet, wo sie medizinisch auch sinnvoll ist“, erklärte Lauterbach. „Dafür müssen wir vorhandene Strukturen aufbrechen und neu ordnen.“

Wer die Notfallnummer 112 oder die Nummern des ärztlichen Bereitschaftsdiensts (116117) wählt, soll künftig nach Empfehlung der Experten zunächst bei einer neuen integrierten Leitstelle (ILS) landen. Diese Leitstelle soll die Anruferin oder die Anrufer dann an die „für sie am besten geeignete Notfallstruktur“ vermitteln, wie das Ministerium erklärte. Medizinisch qualifizierte Fachkräfte sollen die Leitstellen besetzen.

Diese Fachkräfte sollten dann eine standardisierte und wissenschaftlich fundierte Ersteinschätzung des Notfalls vornehmen, erklärte das Ministerium. So solle „eine Über- oder Unterversorgung von Notfällen verhindert werden“ – also zum Beispiel Fälle, in denen Menschen in der Notaufnahme von Krankenhäusern landen, obwohl dies medizinisch gar nicht nötig ist. So sollten „die knappen Ressourcen optimal genutzt“ werden.

Die neuen Leitstellen sollten rund um die Uhr erreichbar sein und auch eine telemedizinische ärztliche Hilfe sowie Terminvermittlungen anbieten, erklärte das Ministerium weiter. Damit sollten sie „für Betroffene so attraktiv sein, dass sie primäre Anlaufstelle in medizinischen Notfällen werden“.

Am „Tresen“ soll über Behandlung entschieden werden

Der zweite Kernpunkt der Empfehlungen betrifft den Aufbau sogenannter integrierter Notfallzentren (INZ). Ein solches Zentrum soll aus der Notaufnahme eines Krankenhauses, einer Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung sowie einem „Tresen“ als zentrale Entscheidungsstelle bestehen.

Am „Tresen“ soll entschieden werden, ob die Patienten wirklich in die Notaufnahme des Krankenhauses müssen oder besser in der Notfallpraxis behandelt werden.

Die INZ-Zentren sollen an allen Krankenhäusern der erweiterten und umfassenden Notfallversorgung eingerichtet werden, von denen es derzeit nach Ministeriumsangaben rund 420 in Deutschland gibt. Für kinder- und jugendmedizinische Fälle sollen eigene Notfallzentren aufgebaut werden.

„Patienten in Not schnell und effektiv zu helfen, ist Ziel einer guten Akutversorgung“, erklärte Minister Lauterbach. „Das Krankenhaus muss im Notfall nicht immer die erste Adresse sein. Aber es muss im Notfall schnelle Hilfe anbieten können.“ (AFP)

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