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Söder und Wüst werden Ambitionen in der K-Frage unterstellt.

© dpa/Sven Hoppe

Söder, Wüst und die K-Frage in der Union: Laufen sich da zwei warm?

Offiziell betonen beide, ihr Platz sei in den Ländern: Markus Söder und Hendrik Wüst. Doch beide gelten als ehrgeizig. Entschieden ist die Frage nach der Kanzlerkandidatur jedenfalls noch nicht.

Wie es ihm denn in Münchens Residenz gefalle, will ein Reporter von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst wissen. „Schön hier“, sagt der knapp. „Mehr ned?“, fragt Gastgeber Markus Söder. Hinter ihm die verzierten Tapeten, der Stuck und die Goldränder der Residenz. Wüst grinst und präzisiert: „Sehr schön hier. Ausdruck der reichen bayerischen Kultur und des Selbstbewusstseins.“

Wüst und Bayerns Ministerpräsident Söder kennen sich noch aus ihren Tagen bei der Jungen Union – da gehört ein bisschen Frotzelei dazu. Wüst ist am Dienstag zu einer gemeinsamen Kabinettssitzung nach München gekommen. Eigentlich kein besonders außergewöhnlicher Termin. Doch das Interesse ist groß. Denn in der Union wird mal wieder die K-Frage diskutiert.

Am Dienstagvormittag hat CDU-Chef Friedrich Merz bereits versucht, den Spekulationen ein Ende zu bereiten. Er sei sich mit CSU-Chef Söder völlig einig, dass die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur der Union im Spätsommer 2024 fallen solle und nicht vorher, sagte Merz.

Und doch ist die K-Frage bei Wüsts und Söders gemeinsamer Pressekonferenz das bestimmende Thema. Vergangene Woche hatte sich CDU-Programmchef Carsten Linnemann für Merz als Kanzlerkandidat ausgesprochen. Seitdem köchelt die Debatte. Denn auch Söder und Wüst werden Ambitionen unterstellt.

Söder und Wüst kennen sich noch aus ihren Zeiten bei der Jungen Union.

© dpa/Sven Hoppe

In einem Interview mit dem „Münchner Merkur“ dementierte Wüst das auch nicht komplett. Er warnte nur vor einer verfrühten Debatte und sagte: „Für mich gibt’s aktuell sehr, sehr klare Aufgaben.“ Er konzentriere sich mit voller Kraft darauf, das Beste für Nordrhein-Westfalen zu erreichen. Bei diesen Sätzen fiel Beobachtern selbstverständlich das Wörtchen „aktuell“ auf.

Meine Aufgabe ist Bayern.

Markus Söder

Bei der Pressekonferenz weist Söder dann ebenfalls Spekulationen zurück. „Meine Aufgabe ist Bayern“, sagt er. Von Umfragen, die ihm als möglichen Unionskandidaten die größten Erfolgschancen bescheinigen, wolle er sich nicht leiten lassen. Nach einer Erhebung des Insa-Instituts für „Bild“ sehen 31 Prozent bei Söder die größeren Erfolgsaussichten für die Union, 21 Prozent bei Merz.

Misstrauen gegen Söder

An ihm werde eine „hervorragende Einigung“ zwischen CDU und CSU auf einen Kandidaten für die Bundestagswahl 2025 „ganz sicher nicht scheitern“, beteuert Söder. Sein Ziel sei, dass sich das Jahr 2021 in keinster Weise wiederhole.

Vor der Bundestagswahl 2021 hatte der Machtkampf zwischen Söder und dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet um die Kanzlerkandidatur fast zum Bruch der Union geführt. Und - darin sind sich CDU und CSU einig - ihr am Ende auch alle Chancen auf einen Wahlsieg genommen.

In der CDU will so mancher an Söders Unschuldsbeteuerungen nicht so recht glauben. Diejenigen die Söder misstrauen, befürchten, dass er nach einer erfolgreichen Landtagswahl in Bayern wieder neuen Ehrgeiz entwickelt. 

In München erklärt Wüst mit Blick auf die Umfrage, das seien lediglich Momentaufnahmen. Das Interesse an der K-Frage belege, wie unzufrieden die Menschen mit der Bundesregierung seien.

Söder und Wüst betonen die Gemeinsamkeiten zwischen Bayern und Nordrhein-Westfalen. „Hier kommen die Großen zusammen, an Bevölkerungszahlen, an Fläche und an Wirtschaftskraft – und das soll auch so bleiben“, erklärt Wüst. Er und Söder geben sich als Anwälte der Kommunen, die derzeit unter den Geflüchtetenzahlen ächzen. Gemeinsames Thema soll auch die Vorreiterschaft bei Künstlicher Intelligenz und Quantentechnologie sein.

Alles ganz harmonisch also? Ganz zum Schluss kommt noch die Frage nach dem Fußball und dem deutschen Meistertitel: Dortmund oder der FC Bayern? Zuletzt hatten die Münchner eine Niederlage einstecken müssen. „Aber es ist ja wie bei Umfragen“, sagt Söder. „Es ist ja noch nicht das Ende. Das Finale findet noch statt.“ Und da man in Bayern immer für „großes Boulevard“ stehe, „wollen wir mal schauen, was da noch drin ist“.

Man kommt nicht umhin, die Sätze doppeldeutig zu verstehen.

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