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Der ukrainischer Präsident Prime Wolodymyr Selenskyj (r.), seine Frau Olena Selenska und der belgische Premierminister Alexander De gedenken den Toten der Hungersnot Holodomor.

© Foto: IMAGO/Belga/POOL PHILIP REYNAERS

„Wir werden den Tod erneut besiegen“: Kiew gedenkt der verheerenden Hungersnot Holodomor

Am 90. Jahrestag der Holodomor zieht Selenskyj Vergleiche zum heutigen Krieg. Mit einer neuen Initiative will die Ukraine der globalen Hungersnot entgegenwirken.

Am Samstag erinnerte die Ukraine an den Beginn der verheerenden Hungersnot Holodomor mit mehreren Millionen Toten vor 90 Jahren. Präsident Wolodymyr Selenskyj zog dabei eine Parallele zur heutigen Zeit: „Einst wollten sie uns durch Hunger zerstören, nun durch Dunkelheit und Kälte“, schrieb der Präsident in seinem Telegram-Kanal mit Blick auf Russlands Angriffe.

In den Jahren 1932/33 hatte der damalige Sowjetdiktator Josef Stalin gezielt eine Hungersnot in der Ukraine herbeigeführt, den so genannten Holodomor. Bis zu vier Millionen Menschen starben.

Ebenso wenig wie damals ließen sich die Ukrainer heute von den Russen brechen, betonte Selenskyj. „Wir werden den Tod erneut besiegen.“

Scholz: „Hunger darf nie wieder als Waffe eingesetzt werden“

Bundeskanzler Olaf Scholz

© Foto: dpa/Annette Riedl

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erinnerte an die Opfer des Holodomor. „Heute sind wir uns einig, dass Hunger nie wieder als Waffe eingesetzt werden darf“, sagte Scholz in einem Video anlässlich einer neuen Initiative „Getreide aus der Ukraine“.

Der Kanzler sicherte der Ukraine zudem weitere Unterstützung zu. Deutschland werde mit dem Welternährungsprogramm (WFP) weitere 15 Millionen Euro für Getreidelieferungen aus der Ukraine bereitstellen.

„Wir können nicht hinnehmen, was wir gerade erleben: Die schlimmste globale Ernährungskrise seit Jahren mit verheerenden Folgen für Millionen von Menschen - von Afghanistan bis Madagaskar, von der Sahelzone bis zum Horn von Afrika“, sagte Scholz.

Russland habe diese Situation verschärft, indem es die landwirtschaftliche Infrastruktur in der Ukraine ins Visier genommen und die Häfen am Schwarzen Meer monatelang blockiert habe. Diese „zynische Kriegsführung Russlands“ werde nicht akzeptiert, sagte der Kanzler.

Ein von Deutschland gesponsertes WFP-Schiff sei auf dem Weg, um ukrainisches Getreide nach Äthiopien zu liefern. Die Vereinten Nationen und die Türkei hatten im Juli erreicht, dass Russland die Seeblockade ukrainischer Schwarzmeer-Häfen speziell für Getreideexporte aufhebt.

Die Ukraine ist ein wichtiger Lieferant für die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln. Allerdings gibt es immer wieder Probleme. Am Wochenende warteten in türkischen Gewässern derzeit mehr als 100 Schiffe auf die Möglichkeit zur Weiterfahrt.

Polen und Litauen wollen Ukraine zum Sieg verhelfen

Die Regierungschefs von Polen und Litauen haben bei einem Solidaritätstreffen mit ihrem ukrainischen Kollegen Denis Schmyhal in Kiew unterdessen erneut ihre Unterstützung für den Kampf der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg beteuert. „Dieser Krieg kann nur ein Ergebnis haben: Entweder gewinnt die Ukraine oder ganz Europa verliert“, sagte Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki nach Angaben der polnischen Nachrichtenagentur PAP.

Litauens Regierungschefin Ingrida Simonyte schrieb nach dem Treffen auf Twitter: „Unsere Unterstützung für die Ukraine muss und wird weitergehen bis zu ihrem und unserem Sieg.“ 

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Anlass des Besuchs der Regierungschefs der beiden EU- und Nato-Länder mit dem ukrainischen Ministerpräsidenten Schmyhal war ein Treffen des sogenannten Lublin-Dreiecks zum offiziellen Gedenken an die verheerende Hungersnot Holodomor vor 90 Jahren. Das Lublin-Dreieck ist ein 2020 in der polnischen Stadt Lublin unterzeichnetes informelles politisches Bündnis der drei Staaten, um die West-Annäherung der Ukraine zu fördern. 

Am Samstag unterzeichneten die drei Regierungschefs in Kiew eine Vereinbarung, die diese Zusammenarbeit weiter vertiefen soll. Schmyhal hob nach Angaben von PAP hervor, eine der wichtigsten Aufgaben der internationalen Unterstützung für die Ukraine sei es, die Kriegsverbrechen Russlands in der Ukraine zu untersuchen und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. 

Ukraine wirbt mit Hilfsprogramm um Afrika und Asien

Mit dem Start des Programms „Getreide aus der Ukraine“ will Kiew russischen Behauptungen entgegen wirken, wonach der Westen mit Sanktionen gegen Moskau die Hungerkrise erst provoziert. Es sieht Nahrungsmittellieferungen an die ärmsten Länder vor. Laut Selenskyj sollen bis Mitte nächsten Jahres bis zu 60 Schiffe aus ukrainischen Häfen um Odessa in Länder wie Sudan, Jemen oder Somalia entsandt werden.

Während der Westen den russischen Angriffskrieg verurteilt, halten sich viele arme Länder mit einer Bewertung zurück - auch aus Angst vor möglichen Folgen für sie selbst. Russland gilt ebenfalls als einer der größten Getreidelieferanten weltweit. (dpa)

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