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Brandenburg: Bushido-Lied könnte auf Index landen Innensenator Henkel kritisiert „verbale Gewaltorgie“. Wowereit stellt Strafantrag. Der Rapper freut sich: Er bringt bald ein neues Buch raus

Berlin - Stress ohne Grund? Das sehen Klaus Wowereit, Frank Henkel und ein Dutzend weiterer Politiker anders.

Berlin - Stress ohne Grund? Das sehen Klaus Wowereit, Frank Henkel und ein Dutzend weiterer Politiker anders. Selten hat ein Lied so viel Wirbel erzeugt wie das seit Tagen heftig diskutierte Stück „Stress ohne Grund“ der Rapper Bushido und Shindy. Der Song gehöre „schnellstens auf den Index“, sagte Innensenator Frank Henkel (CDU) am Montag. Bushido bettle mit seinem „menschenverachtenden Machwerk“ um Aufmerksamkeit. „Diese verbale Gewaltorgie muss sich niemand bieten lassen.“ Der Regierende Bürgermeister stellte am Montag, wie angekündigt, Strafantrag. Das bestätigten Senatskanzlei und Staatsanwaltschaft – äußerten sich jedoch nicht dazu, ob Wowereit etwa wegen möglicher Beleidigung vorgeht. Die Staatsanwaltschaft prüfe aber unabhängig davon schon, ob der Text einen Straftatbestand erfülle. Man ermittle gegen beide Musiker, hieß es. Innensenator Henkel erklärte, dass er eine Indizierung des Stückes für angemessen halte. Und auch die Grünen wollen allgemein prüfen lassen, ob Passagen des Liedes strafbare Äußerungen enthielten.

Bei der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien liegen mehrere Anträge auf Indizierung des Stückes vor. Von Bushido stehen bereits mehrere Songs auf dem Index. Üblicherweise wird der Plattenfirma eine mehrtägige Frist zur Stellungnahme eingeräumt, ehe ein Titel auf dem Index landet und dann nicht mehr verkauft werden darf. Die Internetplattform Youtube hatte das Video schon am Wochenende gelöscht, auf einigen Seiten im Netz ist es aber noch zu sehen. Wie berichtet werden in „Stress ohne Grund“ neben Wowereit auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Serkan Tören, der TV-Comedian Oliver Pocher und die Grünen-Chefin Claudia Roth namentlich angegriffen.

Verfehlt haben die Schlagzeilen ihre Wirkung nicht. Das neue Album des Rappers Shindy verkauft sich offenbar gut. In den Charts der Onlinemusikplattform iTunes belegte es am Montag Platz zwei. Rapper Shindy, der mit bürgerlichem Namen Michael Schindler heißt, tat seine Freude darüber per Kurznachrichtendienst Twitter kund: „Ich wollte mich auf diesem Wege mal für die unfassbare Resonanz (...) bedanken! Es freut mich zu hören/lesen wie gut das Album ankommt!“ Ebenfalls per Twitter kündigte Bushido an, rechtliche Schritte gegen die „Bild“-Zeitung einleiten zu wollen. Im einem N24-Interview sagte der 34-Jährige: „Ich möchte klarstellen, dass es auf keinen Fall ein Aufruf zu Gewalt sein soll. Es ist natürlich provokant. Ich habe die Mittel genutzt, die mir als Rapper zur Verfügung stehen. Ich bin der Meinung, dass Menschen, die jeden Tag Rap hören, wissen, wie man damit umzugehen hat“. Als Motiv führte er an, es sei auch eine „Retourkutsche“ gegen Leute wie Roth oder Tören, die ihn schon öfter beschimpft hätten. „Wenn ich überhaupt schieße, dann nur mit Wörtern.“

Erst im Mai hatten Fahnder die Räume des Musikers in Berlin und im Umland wegen des Verdachts einer Steuerstraftat durchsucht. Und vor wenigen Tagen wurde ein Bekannter des Musikers vom Spezialeinsatzkommando festgenommen. All das dürfte dem Rapper allerdings kaum schaden, im Gegenteil: Im Münchner Riva-Verlag erscheint in wenigen Wochen sein zweites Buch „Auch wir sind Deutschland: Ohne uns geht es nicht. Ohne euch auch nicht“. Das Werk wird unter Bushidos bürgerlichem Namen Anis Mohamed Youssef Ferchichi veröffentlicht. Am geplanten Erscheinungstermin, dem 11. September, will der Verlag trotz der Schlagzeilen festhalten. Zur aktuellen Diskussion äußere man sich nicht.

Auch der Burda-Verlag äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht. Das Unternehmen gibt die „Bunte“ heraus, die den Bambi verleiht. 2011 ging der Preis in der Kategorie „Integration“ an Bushido. Die „Bunte“-Chefredakteurin hatte am Wochenende in einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ erklärt, die Verleihung des Bambis an Bushido sei gerechtfertigt, eine Aberkennung nicht nötig. Der Berliner habe sich in der Vergangenheit für mehrere Integrationsprojekte und gegen Gewalt eingesetzt.

Hannes Heine, Nana Heymann, dpa

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