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Osterfeuer in Frankfurt (Oder).

© picture-alliance/ dpa/dpa/Patrick Pleul

Der Triumph des Lichts: Bald brennen in Berlin und Brandenburg wieder die Osterfeuer

Karsamstag treffen sich viele am Feuer - auch in Berlin und Brandenburg. Dieses Jahr drohen weder Waldbrände noch Corona. Zu beachten ist dennoch einiges.

Von Sandra Dassler

Nur noch ein paar Stunden, dann werden die Osterfeuer wieder entzündet: viele kleine auf privaten Grundstücken, aber auch viele große vor allem in den Außenbezirken von Berlin und in ganz Brandenburg. Wer etwa am Samstagabend mit dem Auto beispielsweise auf der A13 oder A15 durchs Land fährt, sieht die tanzenden Flammen überall in der Landschaft – ein beeindruckendes Bild.

Veranstalter ist oft die Feuerwehr

„Diesmal geht endlich wieder die ganze Familie zum Osterfeuer“, sagt die 17-jährige Jana K. – und freut sich sichtlich: „2019 musste das Feuer in letzter Minute wegen der hohen Waldbrandgefahr abgesagt werden. 2020 und 2021 wegen Corona. 2022  fand es zwar schon statt, doch da haben sich meine Großeltern wegen der Ansteckungsgefahr noch nicht getraut. Aber dieses Jahr feiern wir wieder alle zusammen.“

Das Osterfeuer im Potsdamer Volkspark im Jahr 2018.

© Sebastian Gabsch PNN/Sebastian Gabsch PNN

Jana K. wohnt in Sielow, einem jener eingemeindeten Ortsteile von Cottbus, die früher eigenständige sorbische beziehungsweise wendische Dörfer waren. Hier pilgern am Karsamstag traditionell alle Generationen einer Familie gemeinsam zu den großen Osterfeuern. Die werden meist von den jeweiligen Freiwilligen Feuerwehren oder den örtlichen Sportvereinen organisiert.

Die Genehmigungen dazu müssen schon Wochen vorher bei den zuständigen Ordnungsämtern beantragt werden. Voraussetzung ist unter anderem die schriftliche Erklärung der Freiwilligen Feuerwehren, das Osterfeuer abzusichern. Für die Veranstaltungen in Sielow und an 13 weiteren Standorten in Cottbus wies die Stadtverwaltung kürzlich noch einmal auf die strikten Auflagen hin. So ist es verboten, Abfälle jeglicher Art zu verbrennen. Das Brennmaterial muss trocken und frei von Verpackungen „und anderen Anhaftungen“ sein und darf nur aus pflanzlichen Abfällen bestehen.

Keinesfalls darf man beim Osterfeuer Garten- oder andere Abfälle verbrennen.

Ines Filohn, Sprecherin der Polizeidirektion-Süd

Um die Feuergefahr und den Ausstoß von Kohlendioxid sowie Feinstaub zu verringern, gelten in Brandenburg generell strikte Regeln, die unter anderem im Landesemissionsschutzgesetz, der Abfallkompost- und Verbrennungsordnung, dem Waldgesetz und dem Naturschutzausführungsgesetz festgelegt sind. Danach ist das Verbrennen von Holz im Freien grundsätzlich verboten – es sei denn, es gibt wie bei den Osterfeuern eine Genehmigung oder der Brennhaufen ist privat und nicht höher und breiter als einen Meter. Zudem muss er ausschließlich aus naturbelassenem Material bestehen und darf niemanden gefährden oder belästigen.

„Keinesfalls dürfen Osterfeuer genutzt werden, um etwa Garten- oder andere Abfälle zu verbrennen“, sagt die Cottbuser Polizeisprecherin Ines Filohn: „Leider geschieht das immer wieder – zum Ärgernis der Nachbarn und manchmal auch zum Schaden jener, die sich nicht an die Vorschriften halten.“ Erst am vergangenen Mittwoch hatte beispielsweise ein 69-Jähriger auf seinem Grundstück im Landkreis Spree-Neiße Unkraut abgebrannt. Die Flammen griffen auf einen Strauch und die Außenfassade des Hauses über, so dass die Feuerwehr anrücken musste. Es entstand ein Sachschaden von mehreren tausend Euro.

Bußgeld bis zu 20.000 Euro

Auch wer beim Osterfeier Reifen oder andere gefährliche Materialien verbrennt, keine Löschmittel bereitstellt oder Brandbeschleuniger wie Benzin benutzt, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen, das bis zu 20.000 Euro betragen kann.

Das gilt natürlich auch, wenn gegen den – gerade in dem von Waldbränden gepeinigten Brandenburg – außerordentlich wichtigen Brandschutz verstoßen wird. So dürfen jegliche Feuer nur in einem Mindestabstand von 50 Metern vom Wald entzündet werden. „Ab der zweithöchsten Waldbrandgefahrenstufe 4 und bei starkem Wind, sind sie streng verboten“, sagt der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, Raimund Engel: „Wir hatten in den vergangenen Tagen in den meisten Landkreisen schon die Gefahrenstufe 3, laut Wetterbericht werden aber die Temperaturen nicht steigen. Zudem soll wohl auch etwas Regen fallen, so dass die Osterfeuer wahrscheinlich stattfinden können.“

Wir haben immer noch Trockenheit in den tieferen Bodenschichten.

Raimund Engel, Waldbrandschutzbeauftragter von Brandenburg

Im Jahr 2019 vor dem Corona-Ausbruch hatten viele Kommunen in letzter Minute die Feuer verboten, da die Waldbrandgefahr außerordentlich hoch war und es schon bis Ostern mehr als zwei Dutzend Brände gegeben hatte. Das sei in diesem Jahr zum Glück anders, sagt Raimund Engel. Allerdings täusche der Eindruck, dass die Wälder genug Regen abbekommen hätten. „Wir haben immer noch eine Trockenheit in den tieferen Bodenschichten. Die Wurzeln der meisten Bäume reichen etwa drei bis vier Meter unter die Erde und dort ist leider noch kein Wasser angekommen“. Trotzdem sei auch er froh, dass die Menschen nach der langen Corona-Zeit wieder die Möglichkeit haben, gemeinsam am Osterfeuer zu feiern.

Diese Gemeinsamkeit ist auch nach Ansicht vieler Kirchenleute das Wichtigste – egal, ob der Brauch nun auf einen heidnischen Ursprung zurück geht oder für den christlichen Triumph des Lichts über die Dunkelheit, sprich: für die Auferstehung von Jesus steht.

Treffpunkt 5 Uhr morgens

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich ohnehin vieles vermischt, besonders in den ehemals sorbisch-wendischen Dörfern im Süden Brandenburgs. In einigen versucht man seit kurzem, in Vergessenheit geratene Bräuche wie das Ostersingen neu zu beleben. Mancherorts treffen sich die Menschen schon um 5 Uhr morgens am Ostersonntag, um vor der Kirche ein Feuer zu entzünden. Daran wird später eine Kerze angezündet und mit ihr das Licht in das Gotteshaus getragen.

Natürlich gibt es in Zeiten des Klimawandels auch immer wieder Kritik an den Osterfeuern. Viele Experten sind jedoch der Ansicht, dass man mit einem Verbot nicht viel bewirken könne. „Da gäbe es ganz andere Möglichkeiten“, meint auch die brandenburgische Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu), Christiane Schröder: „Die Effekte eines Tempolimits etwa wären ungleich größer und dafür muss man nicht auf eine alte Tradition verzichten.“

Es ist Brutzeit. Viele Vögel bauen in den Holzstapeln ihre Nester.

Manuela Brecht, Naturschutzreferentin beim Nabu Brandenburg

Allerdings weist der Nabu in Sachen Osterfeuer seit Jahren auf ein anderes Problem hin: Vor allem, wenn man die Holz- und Reisighaufen dafür schon Wochen oder sogar Monate vorher aufstelle, sei die Gefahr groß, dass darin viele Tiere Schutz suchen. „Das betrifft sowohl Insekten als auch kleine Säugetiere wie Igel oder Feldmäuse, vor allem aber Vögel“, sagt Naturschutzreferentin Manuela Brecht: „Für viele ist schon Brutzeit, sie bauen in den Holzhaufen ihre Nester und nisten darin wie etwa der Zaunkönig.“

Material für das Osterfeuer sollte man deshalb immer frisch aufstellen, sagen die Naturschützer. Oder vor dem Anzünden wenigstens noch einmal umstapeln. Damit am Sonnabendabend wirklich nichts (Lebendes) anbrennt.

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