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Blick in den Forschungswald in Treuenbrietzen mit jungen neuen Bäumen zwischen verbrannten Kiefern.

© Pierre Ibisch/dpa

Laubbäume statt Kiefern: Brandenburgs Forstminister will Waldumbau für den Brandschutz vorantreiben

Wie lässt sich der Schutz vor Waldbränden verbessern? Eine Ökologin spricht sich im Notfall für Sperrungen aus. Davon hält das Agrarministerium aber nichts.

Zum Schutz vor Waldbränden muss aus Sicht der Waldökologin Tanja Sanders stärker gegen menschliches Fehlverhalten vorgegangen werden. Bei hoher Waldbrandgefahr sollten Gebiete notfalls auch gesperrt werden, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. „Es muss auch wehtun.“ Sanders leitet den Arbeitsbereich „Ökologie und Walddynamik“ am Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde. Fast alle Waldbrände seien auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen, etwa durch Unachtsamkeit oder vorsätzliche Brandstiftung.

Das Agrarministerium hält nichts davon, Waldgebiete notfalls auch zu sperren: dies helfe nicht und könne gerade in Zeiten des Smartphones womöglich kontraproduktiv sein. Viele Waldbrände würden gerade von Spaziergängern entdeckt, hieß es.

Der Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Pierre Ibisch, hatte Ende vergangenen Jahres als eine Maßnahme Betretungsverbote in besonders gefährdeten Gebieten und Beobachtungskameras an Wegen vorgeschlagen. Die oberste Forstbehörde sprach sich damals auch dagegen aus, weil Spaziergänger im Wald aufmerksam seien und etwa auch Brandstifter abschrecken könnten. Für den Waldbrandschutz gelten der Waldumbau von Kiefern- zu Mischwäldern und etwa das Anlegen von Waldbrandschutzriegeln als zentrale Schritte.

Waldökologin wünscht sich mehr Aufklärungskampagnen

Die Waldökologin Sanders sprach sich für mehr Aufklärungskampagnen aus, auch in Schulen. Eine zentrale Frage sei: „Wie schaffe ich es, dass sich Menschen vernünftig verhalten?“ Die Badeseen um Berlin herum würden im Sommer stark mit dem Auto angefahren, das dann irgendwo abgestellt werde. Die Bevölkerung müsse besser sensibilisiert werden, weil Grillen und Rauchen im Wald gefährlich sei, zum Beispiel eben auch in Seenähe, sagte Sanders.

„Jetzt muss einfach was passieren. Wir können nicht hoffen, dass wir ruhige Jahren haben werden.“ Aus Sanders Sicht sollte die Feuerwehr für Waldbrandeinsätze besser spezialisiert und mehr Geld für den Aufbau von Einsatzzentren mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten bereitgestellt werden.

Die Wissenschaftlerin untersuchte die Brennbarkeit des Bodenbelags im Wald - also Nadeln, Blätter, Äste, trockene Gräser. „Die Wärmefreisetzung ist bei der Kiefer doppelt so hoch wie bei der Buche“, sagte sie. Gerade in Kiefernwäldern, die in Brandenburg sehr stark verbreitet sind, können sich Feuer schnell ausbreiten.

Jetzt muss einfach was passieren. Wir können nicht hoffen, dass wir ruhige Jahren haben werden.

Waldökologin Tanja Sanders

In Brandenburg gab es im Jahr 2022 laut Innenministerium mehr als 500 Waldbrände. Fünf davon galten als Großschadenslagen. Stark betroffen waren die Landkreise Elbe-Elster und Potsdam-Mittelmark, wo mehrere Hundert Hektar Wald brannten. Die Landesregierung hatte im Januar angekündigt, ein Waldbrand-Kompetenzzentrum aufbauen zu wollen. Der Waldumbau mit mehr Laubbäumen soll laut Forstminister Vogel vorangetrieben werden.

Bei einer Tagung in Eberswalde diskutierten am Donnerstag mehrere Experten und Forstminister Vogel (Grüne) über die Folgen von Waldbränden. Eine entscheidende Rolle komme der Naturverjüngung und der Wiederbewaldung mit stabilen Mischwäldern zu, sagte Vogel laut einer Mitteilung. (dpa)

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