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© IMAGO/Zoonar

Moorschutz in Brandenburg: „Wir wollen die Landwirtschaft auf den Standorten halten“

Brandenburg will ehemalige Moorflächen wieder vernässen und so seinen CO₂-Ausstoß reduzieren. Die Freien Bauern sehen eine Win-win-Situation – doch vom Verband kommt Kritik.

Es ist ein Thema, das in Brandenburg für Aufsehen sorgt. 200.000 Hektar ehemalige Moorflächen will Umweltminister Axel Vogel (Grüne) wieder vernässen: Denn nur so lasse sich der CO₂-Ausstoß des Landes deutlich reduzieren. Im Frühjahr noch war der Minister damit bei Brandenburgs Landwirten auf Kritik gestoßen. Verglichen damit verlief eine Anhörung, die am Donnerstag im Landwirtschaftsausschuss des Potsdamer Landtags stattfand, recht zivilisiert.

„Wir stehen dem Thema positiv gegenüber“, sagte Frieda Salzwedel, die die „Freien Bauern“ in der Anhörung vertrat. „Eine Wiedervernässung von Mooren kann dem Klimaschutz und der Landwirtschaft nutzen.“ Nach Gesprächen mit dem Ministerium sei den „Freien Bauern“ klar geworden, dass „Wiedervernässung“ nicht bedeute, dass Flächen permanent überflutet werden sollten. Vielmehr sei von einem Grundwasserstand 30 Zentimeter unter dem Niveau des Geländes die Rede.

„Das kann eine Win-win-Situation für die Landwirtschaft und den Naturschutz werden“, sagte Salzwedel. „Auf manchen Teilen der Flächen entstehen neue Feuchtbiotope, auf den restlichen Flächen gibt es durch die bessere Bewässerung höhere Grünlanderträge.“ Wichtig sei aber, dass das Wassermanagement regional vor Ort geschehe. „Wichtig ist, dass die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen weiter an erster Stelle steht.“

Bauernverband fordert Entschädigungsfonds

Ähnlich äußerte sich auch Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne). „Unser Interesse ist es, die Landwirtschaft auf den Moorstandorten zu halten“, sagte Vogel. Ein Wasserstand von 30 Zentimeter unter der Flur sei für Landwirte mit Milchviehaltung umsetzbar. „Moore in Brandenburg sind üblicherweise Feuchtwiesen.“ Allerdings sei die Wiedervernässung der Moore ein langfristiger Prozess, für den es Geld brauche – und der nicht ohne Weiteres von heute auf morgen umsetzbar sei.

Kritischer äußerte sich der Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbands, Denny Turmlisch. „Wir sind kritisch, wir sind aber keine Verhinderer“, sagte Turmlisch. „Was uns wichtig ist, sind Planbarkeit und wirtschaftliche Stabilität.“ Das Moorschutzprogramm sei bislang noch zu eindimensional. „Wir brauchen vernünftige Strukturen, eine langfristige Planbarkeit der Wiedervernässungsmaßnahmen durch ein Gesetz und einen Entschädigungsfonds.“

Vor allem aber müsse ehrlich kommuniziert werden: Erst am Tag vor der Anhörung hatte der Landesbauernverband in einer Pressemitteilung kritisiert, dass das Landesamt für Umwelt den Bauernvertretern den Zugang zu den relevanten Unterlagen beim Thema Moorschutz verweigere.

Die entwässerungsbasierte Landwirtschaft auf Moor richtet viel mehr Schaden an als sie einbringt: Sie ist falsch, nicht mehr zeitgemäß und muss aufhören.

Hans Joosten, früherer Professor für Moorkunde

Experten ließen am Donnerstag indes keinen Zweifel an der Notwendigkeit der Wiedervernässung von Mooren. „CO₂-Emissionen durch entwässerte Böden sind nur durch Luftabschluss auszugleichen“, sagte der frühere Greifswalder Professor für Moorkunde und Paläoökologie, Hans Joosten. „Die entwässerungsbasierte Landwirtschaft auf Moor richtet viel mehr Schaden an als sie einbringt: Sie ist falsch, nicht mehr zeitgemäß und muss aufhören.“

Auch Gregor Weyer von der „Luftbild Ökologie Planung GmbH“ sprach davon, dass es ein „Primat der CO₂-Reduktion gegenüber allen anderen flächenrelevanten Ansprüchen“ geben müsse. „Was uns fehlt, ist die Etablierung von Moorschutz als Pflichtaufgabe.“

Einzig die rechtsextreme AfD fiel im Ausschuss wieder einmal völlig aus dem Rahmen. Ihr Abgeordneter Lars Günther, ein gelernter Immobilienkaufmann, warf dem hochdekorierten Greifswalder Emeritus „Panikmache“ vor: „So können Sie nicht mit Menschen reden, die etwas von der Sache verstehen.“

Sein Fraktionskollege Lars Hünich wiederum betonte, dass die AfD die Wiedervernässung von Mooren ablehne. „Wir müssen uns Gedanken um die Klimaanpassung machen“, sagte Hünnich. Das Moorschutzprogramm des Landes sei aber „intransparent und wirtschaftlich komplett schädlich“.

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