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24.08.2023, Brandenburg, Potsdam: Steffen Freiberg (SPD), Bildungsminister von Brandenburg, spricht in einer Pressekonferenz zu Journalisten über die Situation der Schulen in Brandenburg. Foto: Michael Bahlo/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Michael Bahlo

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Nach Pisa-Debakel: Brandenburgs Bildungsminister verteidigt Schülerinnen und Schüler

Steffen Freiberg (SPD) verwies auf die Unterrichtseinschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie. Die CDU sprach von „alarmierenden Ergebnissen“.

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Nach dem schlechten Abschneiden der deutschen Schüler bei der internationalen Leistungsstudie Pisa hat Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) die Konzentration auf die Kernfächer in den Schulen unterstrichen. Brandenburg habe bereits im vergangenen Jahr nach der nationalen IQB-Bildungsstudie reagiert und den Unterrichtsschwerpunkt auf Mathematik und Deutsch gelegt, sagte Freiberg am Dienstag in Potsdam. Und am 1. April sei das Projekt „Abako“ zur Förderung mathematischer Basiskompetenzen an Grundschulen gestartet worden, erklärte Freiberg.

Zur Einordnung der jüngsten Pisa-Ergebnisse gehöre aber auch, dass die Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse ab April 2022 an den Pisa-Tests teilgenommen hätten, sagte der Minister. „Dieser Jahrgang ist erheblich von den Einschränkungen des Unterrichts in der Corona-Pandemie betroffen.“

Die mitregierende CDU sprach von „alarmierenden Ergebnissen“. „Wir müssen alles dafür tun, um uns auf die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen zu konzentrieren und die Sprachförderung von Anfang an noch mehr in den Blick zu nehmen“, sagte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, Gordon Hoffmann. „Am Ende der Klasse 4 braucht es für wirklich alle Schülerinnen und Schülern eine "Lesen-Schreiben-Rechnen-Garantie".“

Folgen des Lehrkräftemangels

Die Folgen der Pandemie und des Lehrkräftemangels machten sich bemerkbar, sagt auch die bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Petra Budke. „Die Ergebnisse sind erschreckend.“ Schüler müssten mehr individuell gefördert und Lehrkräfte durch multiprofessionelle Teams entlastet werden. Auch die mit SPD und Grünen regierende CDU sprach von alarmierenden Befunden. „Wir müssen alles dafür tun, um uns auf die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen zu konzentrieren und die Sprachförderung von Anfang an noch mehr in den Blick zu nehmen“, sagte der Bildungspolitiker der CDU-Fraktion, Gordon Hoffmann.

Von größter Bedeutung sei der quantitative und qualitative Ausbau frühkindlicher Bildung, „da hier die Grundlagen für den späteren Bildungserfolg gelegt werden“, erklärte der Generalsekretär der nicht im Landtag vertretenen Brandenburger FDP, Jeff Staudacher. „Wir müssen den Blick stärker auf den Anfang der Bildungskette richten, wo wir viel mit Blick auf die Sprachbildung und mit forschendem Lernen bewirken könnten“, sagte auch Stefan Spieker, Geschäftsführer der Fröbel-Gruppe, die in Brandenburg rund 40 Kitas betreibt.

Von einem „neuen Pisa-Schock“ spricht Sven Weickert, Geschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg. „Nationen, die ihren Nachwuchs besser ausbilden, werden uns noch stärker Konkurrenz machen“, prognostiziert er. Zentral vor allem in Brandenburg und Berlin seien mehr und besser qualifiziertes Personal und die Förderung von benachteiligten Kindern, gerade beim Spracherwerb.

„Wir Eltern sind bestürzt und fassungslos und gewinnen immer mehr den Eindruck, dass außer Lippenbekenntnissen wenig Ergebnisse folgen“, sagt die Sprecherin des Landeselternrats, Ulrike Mauersberger. Anders sei es beispielsweise nicht erklärbar, dass nach den schlechten IQB-Ergebnissen das Projekt „Leseband“ in den Brandenburger Grundschule freiwillig und nicht verpflichtend eingeführt worden sei. Es müsse eine konzertierte Aktion der rot-schwarz-grünen Landesregierung unter Führung von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) geben, um die Situation an den Schulen zu verbessern, fordert Mauersberger, die für die CDU zur Landtagswahl 2024 antreten will.

Die deutschen Schülerinnen und Schüler haben in der Pisa-Studie im Jahr 2022 so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor. Sowohl im Lesen als auch in Mathematik und Naturwissenschaften handle es sich um die niedrigsten Werte, die für Deutschland jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden, teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Dienstag in Berlin mit. Eine Auswertung auf Bundesländerebene gibt es nicht.

In Mathematik stürzten die deutschen Schülerinnen und Schüler besonders ab. Sie erreichten einen Punktwert von 475, bei der vorherigen Untersuchung, die 2019 veröffentlicht wurde, waren es noch 500. Im Lesen kamen sie auf 480 (2019: 498) und in Naturwissenschaften auf 492 (2019: 503). (mit dpa)

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