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Eine junge Frau posiert in einem Zimmer eines Frauenhauses.

© picture alliance / dpa / Peter Steffen

Viele Opfer verzichten auf eine Anzeige: Mehr Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen in Brandenburg

Von Mai bis Ende des vergangenen Jahres verzeichnete die Polizei 3658 Delikte. Die tatsächliche Zahl dürfte aber deutlich höher sein.

Nach einem vorübergehenden Rückgang der dokumentierten Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen in Brandenburg haben die Straftaten wieder zugenommen. Nach polizeilichen Angaben ereigneten sich von Mai bis Ende des vergangenen Jahres 3658 Delikte, wie das Sozialministerium in Potsdam auf eine Anfrage aus der Linke-Landtagsfraktion mitteilte. Das waren 78 Fälle mehr als im gleichen Zeitraum des vorangegangenen Jahres. Zwei Übergriffe im Mai und August endeten tödlich, im Oktober kam es zu einem versuchten Tötungsdelikt.

Zwischen November 2021 und April 2022 hatten sich früheren polizeilichen Angaben zufolge 2341 Straftaten ereignet, darunter befanden sich drei mit tödlichem Ausgang. Das waren 34 Fälle weniger als im vergleichbaren Zeitraum 2020/2021.    

Die Straftaten der häuslichen Gewalt enthalten laut Innenministerkonferenz alle Formen körperlicher, sexueller, oder psychischer Gewalt in Familien oder partnerschaftlichen Beziehungen. Häusliche Gewalt liege auch vor, wenn sie unabhängig von einem gemeinsamen Haushalt innerhalb der Familie oder in einer aktuellen oder ehemaligen Partnerschaft geschehe. Die Dunkelziffer bei Delikten häuslicher Gewalt ist meist hoch.

Landesregierung plant eine ressortübergreifende Landesstrategie

Etwas zurückgegangen sind in Brandenburg die Straftaten nach dem Gewaltschutzgesetz, die nach einem Beschluss der Innenministerkonferenz vom Dezember 2021 im Polizeilichen Auskunftssystem Strafsachen (Polas) gesondert geführt werden. Diese Delikte verringerten sich in den beiden Berichtszeiträumen geringfügig von 190 auf 182 Fälle. Bei diesen Straftaten handelt es sich um einen Verstoß gegen richterliche Anordnungen zum Schutz von Frauen vor Gewalt.  

Um Frauen stärker als bisher vor häuslicher Gewalt zu schützen, plante die Landesregierung eine ressortübergreifende Landesstrategie, teilte das Sozialministerium weiter mit. Das Papier sei bereits auf den Weg gebracht und werde derzeit mit dem Landesaktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Kinder überprüft und beraten. Um die Frauenhilfeinfrastrukturen, wie Schutz- und Beratungseinrichtungen, zu stärken, stelle das Land entsprechende Investitionen für Baumaßnahmen bereit, erklärte das Ministerium. (dpa)

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