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Der Alte Markt in Potsdam (Brandenburg)

© picture alliance/dpa/Ralf Hirschberger

Weniger Protestanten in Berlin und Brandenburg: Evangelische Kirche verliert 3,5 Prozent Mitglieder

Nur noch knapp über 800.000 Mitglieder hat die protestantische Kirche in Brandenburg, Berlin und der Oberlausitz. Dafür stieg die Zahl der durchgeführten Taufen signifikant.

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hat weiter Mitglieder verloren: Ende 2023 gehörten der evangelischen Landeskirche noch 804.847 Menschen an.

Im Jahr zuvor waren es noch 833.846. Davon lebten 468.000 in Berlin, 306.000 in Brandenburg und rund 30.000 in der politisch zu Sachsen gehörenden schlesischen Oberlausitz. Damit sanken die Mitgliederzahlen der EKBO erneut um rund 3,5 Prozent – was auch dem bundesweiten Trend entspricht: Wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am Donnerstag in Hannover mitteilte, gehörten zum Stichtag 31. Dezember 2023 noch 18,56 Millionen Menschen einer der evangelischen 20 Landeskirchen an. Das sind rund 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr.

Einbußen verzeichnete die evangelische Kirche 2023 auch beim Kirchensteueraufkommen: Laut jüngster Kirchensteuerstatistik lag das Netto-Gesamtaufkommen an Kirchensteuern in 2023 mit etwa 5,9 Milliarden Euro rund 5,3 Prozent unter dem Vorjahresaufkommen. 2022 gab es noch einen konjunkturbedingten Anstieg von 4,1 Prozent. „Wir werden eine kleinere und ärmere Kirche, dieser Tatsache müssen wir uns stellen“, sagte die amtierende EKD-Ratsvorsitzende, die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. „Auch mit weniger Mitgliedern bleibt es aber unsere Aufgabe, uns für Nächstenliebe, Menschlichkeit und die Weitergabe des christlichen Glaubens einzusetzen.“

Große Tauffeste führten zu einer deutlichen Zunahme der Täuflinge

Dabei gelang es der EKBO im Unterschied zu anderen Landeskirchen, ihre Taufzahlen deutlich zu steigern – von 4608 im Jahr 2022 auf 4968 im vergangenen Jahr. Hintergrund ist, dass die EKD und die Landeskirchen 2023 zu einem zentralen „Jahr der Taufe“ aufgerufen hatten: In vielen Kirchenkreisen wurden große Tauffeste gefeiert, zu denen Gemeinden beispielsweise alle Familien, die ihr Kind in einer kirchlichen Kindertagesstätte angemeldet hatte, gezielt einluden. „Ich freue mich, dass die vielen Tauffeste und Taufinitiativen im vergangenen Jahr in der EKBO so sichtbar erfolgreich gewesen sind“, sagte der Berliner Bischof Christian Stäblein.

Noch keinen Eingang in die Statistik gefunden hat allerdings die Veröffentlichung der sogenannten „ForuM“-Studie zum sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche: Die Studie, die der evangelischen Kirche ein schweres Versagen in der Aufarbeitung von Missbrauchstaten vorhielt, erschien erst im Januar 2024, also nach dem Stichtag der Mitgliederstatistik.

Es ist jedoch zu erwarten, dass die Austrittszahlen seitdem weiter deutlich gestiegen sind. „Wir als Kirche müssen uns der Verantwortung stellen, dass wir auch durch unser eigenes Versagen Menschen sehr enttäuscht und verloren haben“, sagt Stäblein. „Entscheidend ist immer wieder, ob es gelingt, dass Menschen eine Relevanz des Glaubens in ihrem Leben entdecken.“ Es sei Aufgabe der Kirche, die Relevanz des Glaubens vermitteln, gesellschaftlich und individuell. „Darüber gilt es ins Gespräch zu kommen: Über Sinn und Hoffnung, Zuversicht und Angst, Vertrauen und Engagement.“

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