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An der  Nedlitzer Straße soll ein Containerdorf gebaut werden.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Containerdorf am Nedlitzer Holz: Baugenehmigung in Potsdam erteilt

Gegenüber dem Campus Jungfernsee möchte Potsdam Unterkünfte für Geflüchtete schaffen. Das Vorhaben ist bei Anwohnern umstritten. Am Ende muss wohl ein Gericht entscheiden.

Die Baugenehmigung für das Containerdorf am Nedlitzer Holz ist erteilt worden. Das bestätigte das Rathaus am Dienstag auf PNN-Anfrage. Mit dem Vorhaben reagiert Potsdam auf die Ankündigung des Landes, der Stadt in diesem Jahr rund 1500 Geflüchtete zuzuweisen. In bestehenden Unterkünften ist aber nur Platz für 500. Es müssen also mindestens 1000 zusätzliche Plätze geschaffen werden. In Fahrland wird deshalb unter anderem eine neue Unterkunft errichtet. Kurzfristig will die Stadt Plätze in einem Verwaltungsgebäude schaffen und eine Unterkunft an der Marquardter Chaussee erweitern.

Das Containerdorf soll im Auftrag der Stadt von der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam errichtet werden. Dort sollen für maximal vier Jahre bis zu 500 Geflüchtete wohnen. Vorgesehen sind insgesamt acht zweigeschossige Unterkunftsgebäude und zwei niedrigere Sozialbauten in Containerbauweise. Den Plänen zufolge sollen die ersten Container ab November bis März aufgestellt werden.

Ob das tatsächlich so kommt, muss sich noch zeigen. Denn das Vorhaben ist auch bei Anwohnern nicht unumstritten. Wie berichtet haben Anwohner Klagen gegen das Projekt angekündigt. So hatte der Landschaftsschutzverein Berlin-Brandenburg beim Potsdamer Verwaltungsgericht einen Antrag auf einen vorübergehenden Unterlassungsanspruch gestellt. Vertreten wird der Verein von Rechtsanwalt Christoph Partsch, der dem Rathaus bereits mehrere rechtliche Niederlagen bei früheren Auseinandersetzungen um den Uferweg am Griebnitzsee zugefügt hat.

Die Klage habe man nun geändert und das Gericht gebeten, die aufschiebende Wirkung der Klage festzustellen, sagte Partsch den PNN. Man lehne das Vorhaben nach wie vor ab. „Die Standortwahl ist falsch.“ Naturschutzrechtliche Aspekte seien nicht ausreichend gewürdigt worden.

Stadt will keine Bäume fällen

Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen für das Containerdorf keine Bäume gefällt werden, das geht aus einer Antwort des Rathauses auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere hervor. „Die temporär versiegelte Fläche für die Containerfundamente, Gehwege und Straßen beträgt circa. 6250 Quadratmeter“, heißt es darin weiter. Das anfallende Regenwasser werde vollständig auf dem Areal versickern. Die Fläche war vor Jahren bereits als Sport- und Schulstandort im Gespräch. Das scheiterte seinerzeit, weil diese als Naturdenkmal ausgewiesen ist. Diesmal ist nach Rathausangaben eine Realisierung jedoch möglich, weil es sich nur um eine temporäre Nutzung handele.

Das Rathaus hatte die Standortentscheidung im Frühjahr damit gerechtfertigt, dass die seit Jahren brachliegende Ackerfläche sofort nutzbar ist. An der Haltestelle Campus Jungfernsee fahren mehrere Buslinien und die Tram. Wasser, Abwasser- und Stromleitungen seien auf der anderen Straßenseite vorhanden. Man habe insgesamt 13 Flächen in öffentlichem Besitz geprüft. Gegenüber des Standorts befinden sich ein IT-Campus mit dem SAP Innovation Center, ebenso eine Villensiedlung, in der unter anderem der frühere Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) wohnt.

Die Stadtverordneten hatten im Mai die Finanzierung beschlossen. Von circa 19 Millionen Euro Gesamtkosten war die Rede. Für maximal vier Jahre Betrieb werden rund 34,5 Millionen Kosten erwartet. Potsdam erhält dabei finanzielle Hilfe vom Land. Doch voraussichtlich rund 11,4 Millionen Euro müsse die Stadt in den kommenden vier Jahren selbst tragen, hieß es bereits.

Eine Dauerlösung ist der Standort allerdings nicht. Denn die Regelung des Baugesetzes, die Unterkünfte für Geflüchtete auch auf Flächen erlaubt, die eigentlich nicht für den Wohnungsbau zugelassen sind, läuft Ende 2027 aus. Bis dahin dürfte die Stadt aber über neue, erschlossene Flächen auf dem früheren Kasernenareal Krampnitz verfügen. Aktuell fehlt dort noch die komplette Infrastruktur.

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