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Last auf Schalke. Heute darf sich Atsuto Uchida nicht unterkriegen lassen.

© dpa

Sport: Das 20-Millionen-Spiel

Schalke kämpft gegen Saloniki um viel Geld und die Chance auf eine gute Saison

Hoffnungsfrohe Worte kursieren gerade nicht beim FC Schalke 04. Von Frustration, Niedergeschlagenheit oder Selbstkritik ist dort derzeit die Rede. Nicht gerade gute Voraussetzungen, um in eines der wichtigsten Saisonspiele zu gehen. Heute Abend trifft Schalke in der Qualifikation für die Champions League auf PAOK Saloniki (20.45 Uhr, live im ZDF). Und in diesem Spiel geht es nicht nur um die rund 20 Millionen Euro, die ein Einzug in die Gruppenphase wohl garantieren würde. Es geht auch darum, sich wieder eine sportliche Reputation zu erarbeiten, die in den vergangenen drei Wochen verloren gegangen ist.

„Mich interessiert das Geld überhaupt nicht. Wir müssen sehen, dass wir die sportliche Aufgabe lösen“, sagt Manager Horst Heldt. Es ist allerdings nur schwer zu glauben, dass diese großen Einnahmemöglichkeiten für den mit über 170 Millionen Euro verschuldeten Klub nur eine zweitrangige Rolle spielen sollen. Allerdings geht es in den Begegnungen gegen die Griechen tatsächlich um etwas mehr. Es geht darum, dass die Mannschaft nicht bereits zu Beginn der Spielzeit einen dunklen Schatten über die ganze Saison legt. Drei Pflichtspiele hat die Mannschaft von Trainer Jens Keller absolviert. In allen drei Begegnungen hat sie das Schulnotensystem lediglich in den Bereichen ausreichend bis ungenügend, wie bei der jüngsten 0:4-Niederlage beim VfL Wolfsburg, bedient.

Das chronisch aufgeregte Umfeld in Gelsenkirchen ist nach diesen desillusionierenden Auftritten zu Saisonbeginn bereits wieder in eine depressive Stimmung verfallen. Vom selbst ernannten Titelkandidaten, wie Mittelfeldspieler Jermaine Jones in der Vorbereitung mutig andeutete, zum Bundesligamittelmaß? Und es könnte schlimmer kommen: Bei Nicht-Erreichen der Gruppenphase der Champions League würden die Diskussionen um den ohnehin umstrittenen Jens Keller nicht geringer werden. „Die Stimmungen hier sind in beide Richtungen extrem. Wir müssen aufpassen, dass wir die Untergangsszenarien nicht in den Verein hineintragen“, sagt Heldt.

Auch der Manager selbst steht zunehmend unter Druck. Erstmals in seiner rund zweijährigen Amtszeit handelt es sich um einen vom ihm zusammengestellter Kader, der sich als konkurrenzfähig erweisen und den hohen Ansprüchen in Gelsenkirchen genügen muss. Die vielen Spieler, die ihm Ex-Trainer-Manager Felix Magath hinterlassen hatte, hat Heldt mittlerweile mühsam verkauft. Das Team trägt nun seine Handschrift. Das Erreichen der nächsten Runde würde aber auch seinen finanziellen Spielraum erhöhen. Der 43-Jährige muss derzeit zwischen einem strikten Konsolidierungskurs und der Qualitätsvermehrung des Kaders hin und her jonglieren.

Dass die Schalker nun ausgerechnet auf die neue Mannschaft ihres Ex-Trainers Huub Stevens treffen, macht die Aufgabe nicht leichter. Und dies nicht allein, weil der Niederländer die Schalker Mannschaft noch bis ins kleinste Detail kennt. Vor allem ist der von den Fans vor einigen Jahren zum Jahrhundertrainer gewählte Stevens noch immer sehr beliebt bei den Anhängern. Und dass diese keinen Hehl aus ihren Zuneigungen machen, war im Frühjahr erst beim Bundesliga-Gastspiel von Greuther Fürth in der Gelsenkirchener Arena zu erleben, als die Zuschauer den Gästespieler und langjährigen Ex-Schalker Gerald Asamoah feierten.

Nicht zufällig weisen Keller und Heldt vor der Begegnung gegen Saloniki darauf hin, dass es nicht gegen Stevens, sondern gegen den griechischen Traditionsklub geht. „Die Fans werden Huub Stevens freundlich empfangen, danach aber wie gewohnt uns anfeuern“, sagt Heldt. Es hörte sich wie ein sehnlicher Wunsch an.

Jörg Strohschein

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