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Reich verziert. Die Pracht der Kaiserzeit macht noch immer den Charme der Villa Baumgart aus und lockte zuletzt zum Tag des offenen Denkmals viele Besucher an. Doch der Sanierungsbedarf für das Haus in der Friedrich-Ebert-Straße ist hoch.

© Andreas Klaer

Potsdam: Kein Käufer für die Villa Baumgart

Die seit 17 Jahren leerstehende Villa Baumgart in der Friedrich-Ebert-Straße bleibt ein Ladenhüter.

Von Peer Straube

Potsdam -  Bei einer Versteigerung der Deutschen Grundstücksauktionen AG in Berlin am gestrigen Donnerstag interessierte sich niemand für die denkmalgeschützte Immobilie, die der Pro Potsdam gehört.

1,38 Millionen Euro waren als Mindestgebot aufgerufen. Es sei allerdings kein Gebot abgegeben worden, sagte Claudia Kiel von der Grundstücksauktionen AG. Im Vorfeld der Versteigerung habe es zwei Interessenten gegeben – ein Münchner Investor plante eine Nutzung als Wohn- und Geschäftshaus, ein Niederländer wollte nur Wohnungen unterbringen. Beide habe allerdings der hohe Sanierungsbedarf für die Villa letztlich abgeschreckt, sagte Kiel.

Wie hoch die Sanierungskosten sind, ist unklar. Die Pro Potsdam erklärte auf PNN-Anfrage am Donnerstag lediglich, der Bedarf ergebe sich „aus den jeweiligen Nutzungsabsichten des Erwerbers“. Die Mindestsumme für eine Instandsetzung hatten Architekten mit einer Million Euro beziffert – das ist allerdings bereits sechs Jahre her.

Seit dem Auszug des Deutschen Roten Kreuzes aus dem Gebäude 1995 scheiterten alle Versuche, die Villa zu verkaufen. Seit 1932 gehört das 6000 Quadratmeter große Grundstück der Stadt, vor zwölf Jahren erwarb es die kommunale Wohnungsgesellschaft Gewoba, heute eine Pro-Potsdam-Tochter. Die ließ die Villa 2003 für eine halbe Million äußerlich aufmöbeln, auch eine Gasheizung wurde eingebaut und eine Schwammsanierung durchgeführt.

Vergangene Ausschreibungen blieben auch aufgrund der hohen Kaufpreiserwartungen ergebnislos: So wollte die Pro Potsdam ursprünglich 2,6 Millionen Euro für die Villa haben, im letzten Herbst wurde sie auf der Immobilienmesse Expo Real in München noch für 2,1 Millionen Euro angeboten. Vor zwei Jahren wollte ein Modeunternehmen das Grundstück kaufen, zog sich dann aber ebenfalls zurück.

Benannt ist das Haus nach Marie Baumgart, deren Fabrik für Armaturen, Gelbguss und Bierdruckapparate unter anderem den Hof Kaiser Wilhelms II. belieferte. 1903 ließ sie ein Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert zur Villa mit mehr als 900 Quadratmetern umbauen. Noch heute sind alte Schnitzereien, Vertäfelungen und Jugendstil-Fliesen erhalten. In der NS-Zeit wurde die Villa von der Hitlerjugend genutzt, zu DDR-Zeiten vom Deutschen Roten Kreuz. Peer Straube

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