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So lebt es sich mit Balkonkraftwerk in Potsdam: Jana Schelte und ihr Partner haben sich eine Solaranlage mit 800 Watt Leistung angeschafft.

© Andreas Klaer

Potsdamer Paar schafft sich Balkonkraftwerk an: 30 Prozent weniger Stromkosten

Die Potsdamerin Jana Schelte hat sich eine eigene Solaranlage angeschafft. Lieferung und Anmeldung gingen überraschend schnell.

Es ist kurz vor zehn Uhr, langsam wandert die Sonne um das Haus herum und scheint auf die zwei großen Solarpaneele im Garten von Jana Schelte. „Die Anlage liefert jetzt gerade 138 Watt“, sagt sie mit Blick auf ihr Handy, wo eine App die Stromerzeugung des Balkonkraftwerkes anzeigt. „Das reicht locker für den Grundstrom in der Wohnung aus, also Sachen wie Kühlschrank, Computer, WLAN oder Handys laden.“

Die 30-jährige Potsdamerin ist Koordinatorin des Jugendforums Nachhaltigkeit Brandenburg und hat sich im Frühjahr eine eigene Photovoltaikanlage mit 800 Watt Leistung besorgt. Sie wolle damit vor allem etwas für den Klimaschutz tun: „Wenn man kein eigenes Haus hat, ist das eine total einfache Möglichkeit, etwas zur Energiewende beizutragen“, so Schelte. „Und nebenbei rechnet sich das Ganze nach fünf bis sechs Jahren auch, ist also auch eine finanzielle Entlastung.“

60
Kilowattstunden Strom hat die Solaranlage von Schelte im letzten Monat produziert

Ganz optimal sind die Voraussetzungen nicht: Schelte wohnt im Erdgeschoss und hat keinen Balkon, deshalb liegen die Solarpaneele einfach schräg auf dem Boden ihrer Gartenterrasse. Doch obwohl die Sonne nur vormittags darauf scheint und im Laufe des Nachmittags verschwindet, ist die Ausbeute beachtlich: Im Juni und Juli produzierte die Anlage rund 60 Kilowattstunden im Monat. „Wir haben ungefähr 30 Prozent weniger Stromkosten“, sagt Schelte, die zu zweit mit ihrem Partner in der Wohnung lebt.

Anmeldung und Installation des Heimkraftwerks seien erstaunlich schnell vonstattengegangen: Im Frühjahr hatte sich Schelte die Anlage für insgesamt 950 Euro gekauft, inklusive Wechselrichter, Kabeln und Aufstellvorrichtung: „Ich hatte sie bestellt und nach fünf Tagen war sie da.“

Zuvor hatte sie die Hausverwaltung ihres Privatvermieters um Erlaubnis gebeten, dort hatte man kein Problem mit dem Vorhaben. „Natürlich hatten wir es etwas einfacher, weil wir ja nichts bohren und anschrauben mussten“, sagt Schelte.

Anschließend musste das Ganze bei der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) angemeldet werden: „Ich war überrascht, dass sich die EWP schon nach zwei Wochen meldete, um einen Termin für den Einbau des neuen Stromzählers zu machen“, sagt Schelte. Zum Schluss musste die Photovoltaikanlage noch beim Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eingetragen werden.

Nur zwei Anlagen bei Pro Potsdam

Seit Anfang Mai ist sie am Netz: „Im ersten Monat haben wir 55 Kilowattstunden Strom produziert, davon haben wir 26 Kilowattstunden verbraucht und 29 ins Netz eingespeist.“ Es gibt also sogar Überschüsse. Anders sieht es abends aus, wenn die Sonne weg ist: Dann muss wieder auf die normale Stromversorgung zurückgegriffen werden. „Die Waschmaschine lassen wir möglichst tagsüber laufen“, so Schelte.

Die Beschäftigung mit der Solaranlage habe bei ihr ein ganz neues Bewusstsein für den Stromverbrauch in ihrer Wohnung geschaffen: „Es macht richtig Spaß, auf der App zu sehen, wie viel Strom man gerade produziert und verbraucht“, sagt Schelte. Bei manchen Geräten sei ihr gar nicht klar gewesen, was für Stromfresser sie sind, zum Beispiel der WLAN-Router. „Den schalten wir jetzt nachts per Zeitschaltuhr aus.“

Schelte kann Balkonkraftwerke definitiv auch anderen Mieterinnen und Mietern in Potsdam empfehlen: „Es lohnt sich auf jeden Fall.“ Einen ihrer Nachbarn hat sie bereits angesteckt: Dieser hat eine Dachterrasse und hat sich ebenfalls eine Photovoltaikanlage bestellt.

Wer die Anschaffung eines Balkonkraftwerkes plant, kann dafür Förderung von der Landeshauptstadt bekommen: Aktuell steht ein Fördertopf von 200.000 Euro bereit, mit dem klimaschützende Investitionen von Privathaushalten bezuschusst werden können. Zudem hat sich kürzlich über das Climate Hub Potsdam eine Balkonsolarberatung gegründet: Die ehrenamtliche Initiative will Beratung und Sammelbestellungen für Balkonkraftwerke anbieten.

Auch die kommunale Pro Potsdam bietet ihren Mieterinnen und Mietern seit Anfang des Jahres die Möglichkeit an, Balkonkraftwerke zu installieren. Noch sind die Zahlen aber verschwindend gering: Seit Oktober 2022 hatte es rund 50 Anfragen bei der Pro Potsdam gegeben, genehmigt und installiert wurden bislang nur zwei Anlagen.

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