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So lernt man heute: Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) schaut sich in der Pflegeschule in Beelitz mit der 3D-Brille einen Patienten an.

© Andreas Klaer

Länger zuhause bleiben: Brandenburgs Plan gegen den Pflegekräftemangel

185.000 Menschen im Land sind pflegebedürftig. Die Zahl wird weiter steigen. Mit lokalen Angeboten will die Gesundheitsministerin Betroffene unterstützen.

In der Pflegeschule der Akademie für Sozial- und Gesundheitsberufe in Beelitz-Heilstätten (Potsdam-Mittelmark) lernen die Auszubildenden mit virtuellen Brillen den Körper und seine Organe kennen. „Anatomie in 3D“, nennt Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) das. Sie findet die Anwendung im Unterrichtsraum der Schule „wirklich beeindruckend“. So lernten auch Nicht-Mediziner:innen den Körper besser kennen. „Ich habe in meinem Studium noch an der Leiche gestanden“, erinnert sich die Internistin.

Nonnemacher besuchte am Freitag die Schule im ehemaligen Teil der Lungenklinik an der Straße nach Fichtenwalde, um sich einen Einblick in den Unterrichtsalltag der 2020 gestarteten generalisierten Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann zu verschaffen. Damit wurde die zuvor getrennte dreigliedrige Ausbildung Altenpflege, Gesundheits-/Krankenpflege und Gesundheits-/Kinderkrankenpflege zusammengeführt.

Personalnot steigt

Brandenburg braucht im Altenpflege-Sektor mehr Personal denn je. Denn die letzten Zahlen von Dezember 2021 zeigen: rund 185.000 Menschen waren im Land pflegebedürftig. Das sind 7,3 Prozent der Bevölkerung. 2011 waren es noch rund 96.000 Menschen.

185.000
Menschen in Brandenburg waren im Dezember 2021 pflegebedürftig.

Im März werden die ersten Abgänge der neuen Ausbildung die Schulen verlassen. Wie viele davon gehen dann in die dringend benötigte Altenpflege? Henri Fröhlich, Schulleiter der Pflegeschule und Vorstandsvorsitzender des Brandenburgischen Verbunds der Pflegeschulen, glaubt nicht, dass die Altenpflege für Absolvent:innen unattraktiv ist. „Viele wollen die Bindung zu den Bewohnern. Nicht alle wollen die Action in der Notaufnahme“, sagt er. Doch Fröhlich gibt zu: Aktuell wolle der Großteil der Schüler:innen später ins Krankenhaus.

Training im Pflegesaal: Auszubildende Tom Große und Sophia Klein üben an einer Puppe in der Pflegeschule in Beelitz.

© Andreas Klaer

Mit Kurzzeit- und Tagespflege Personal sparen

Die Schulen würden nicht gerade von Azubis überlaufen, vor allem nicht die in ländlichen Regionen. Die Abbrecherquote ist hoch: von 25 Beginner:innen in einer Klasse zum Schulstart seien nach drei Jahren nur noch 15 übrig. Rund 1500 Auszubildende starteten im ersten Jahr der generalistischen Pflegeausbildung 2022. Im Ausbildungsjahr 2020/2021 gab es insgesamt 4541 Auszubildende in den Pflegeberufen. Im Ausbildungsjahr 2021/2022 waren es 4643.

Konkrete Zahlen, wie viele Fachkräfte in Altenpflegeberufen künftig nötig seien, kann Nonnemacher nicht nennen. Zahlen brächten wenig, findet die Ministerin. Man müsse anders reagieren. Fachkräfte in der Kurzzeit- und Tagespflege spare Personal. Ambulante Betreuung brauche nicht so viel Personal wie der Schichtdienst in der Einrichtung. Die Betreuung Zuhause müsse gestärkt werden.

Der „Pakt für Pflege“, der Ende 2020 zwischen den Koalitionsfraktionen beschlossen worden ist, soll unter anderem Betroffene und Angehörige besser unterstützen, so dass Menschen länger in den eigenen vier Wänden bleiben können und seltener ins Heim müssen. Das Land stellt mitunter dafür jährlich rund 20 Millionen Euro bereit.

Vom Förderprogramm für Kommunen „Pflege vor Ort“ haben 144 von 193 Ämter, Verbandsgemeinden und amtsfreie Gemeinden Förderanträge gestellt. Über 8,27 Millionen Euro wurden bewilligt. Mit dem Geld werden Helferkreise und Nachbarschaftshilfen auf- und ausgebaut, Angebote für gemeinsame Mittagessen geschaffen, Schulungen für pflegende Angehörige organisiert. So könnten personalnot-geplagte Heime entlastet werden.

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