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Veganz’ Cashewbert ist bei den Kund:innen beliebt

© Veganz

Zu wenig Strom, zu hohe Baukosten: Veganz kommt doch nicht nach Werder (Havel)

Der vegane Lebensmittelhersteller sucht einen neuen Standort in der Region. Die Havelstadt ist raus aus dem Rennen - zum Bedauern der Bürgermeisterin.

Die Supermarktkette für vegane Lebensmittel Veganz wird ihre „Veganz Food Factory“ anders als geplant nun doch nicht in Werder (Havel) betreiben. Wie das Unternehmen auf PNN-Anfrage mitteilte, führten „erhebliche Verzögerungen durch baurechtliche Restriktionen sowie massiv gestiegene Baukosten“ zu der Entscheidung, den Standort in Werder aufzugeben. „Das Brandschutzkonzept, das Veganz für die Halle vorbereitet hatte, wurde abgelehnt“, sagte Unternehmensgründer Jan Bredack.

So hätten unter anderem neue Stahlträger in der Halle verbaut werden müssen, Stahl sei aber derzeit schwer zu beschaffen, ebenso die entsprechenden Handwerker. „Eine Anpassung hätte erhebliche Mehrkosten verursacht und die Eröffnung weiter verschoben“, teilte das Unternehmen mit. „Wir hätten quasi eine neue Halle bauen müssen“, ergänzte Bredack. Man habe mit Investitionen um 15 Millionen Euro gerechnet. Mit den neuen Vorgaben wäre die Summe auf das Doppelte angestiegen.

Nicht genug Energie für Produktion

Daneben sei auch die Energieversorgung zum Problem geworden. Veganz wollte bei seiner neuen Produktionsstätte darauf achten, dass umweltfreundlich produziert werden kann. So sollte unter anderem Energie aus Photovoltaikanlagen gewonnen werden. „Wir hätten nicht genug Photovoltaikanlagen aufs Dach bringen können“, sagte Bredack. Außerdem habe der örtliche Energieversorger mitgeteilt, dass am Ort nicht genügend Strom für die Produktion zur Verfügung stünde.

Das Unternehmen kämpft mit Umsatzverlusten.

© picture alliance / dpa

Das Unternehmen sucht aktuell nach einem weiteren Standort in Brandenburg. Laut Bredack soll der neue Standort im Raum Potsdam/Potsdam-Mittelmark bleiben. Man sei hier in den „fortgeschrittenen Planungen“, so der Unternehmer. „Wir haben aus den Erfahrungen in Werder gelernt und wissen, worauf wir achten müssen.“

Neue Produktion nun in Österreich

Eigentlich wollte das Unternehmen, das vegane Lebensmittel, also aus rein pflanzlichen Zutaten ohne tierische Produkte, herstellt, unter anderem Käse- und Fleischalternativen in der neuen Produktionsstätte im Magna Park in Werder fabrizieren.

Stattdessen produziert das Unternehmen außer an seinen Standorten in Berlin (Prenzlauer Berg) und Neubrandenburg seit Dienstag nun auch in Spielberg in Österreich. Da die Nachfrage aus dem Handel und von Konsument:innen nach dem Cashewbert - eine Camembert-Alternative aus Cashewkernen - so hoch sei, dass die Kapazitäten in der 2020 eröffneten Produktionsstätte in Berlin nicht mehr ausreichten, werde die Käsealternative in Österreich hergestellt - vor allem, um von dort aus die Nachfrage der Handelspartner in Österreich, der Schweiz, Italien und Slowenien zu bedienen. In der Produktionsstätte in Neubrandenburg stellt das Unternehmen seinen „Räucherlaxs“ her, eine nachhaltige Fischalternative auf Algenbasis.

Auf den Nachfrageboom folgte der Umsatzrückgang

Das Unternehmen hat nach einem Nachfrageboom im vergangenen Jahr inzwischen mit Umsatzverlusten zu kämpfen. Im ersten Halbjahr verdoppelte sich laut Veganz fast der Umsatzverlust im Vergleich zum Vorjahr 2021. Zuvor stand das Unternehmen gut da: Nach Angaben der Investitions- und Landesbank Brandenburg (ILB), die den Lebensmittelhersteller mit Venture Capital - also die Finanzierung von Start-Ups durch einen Fond, der von Investoren befüllt wird - unterstützt, konnte Veganz im Bereich der veganen Käsealternativen in der ersten Jahreshälfte 2021 seinen Umsatz um mehr als 275 Prozent steigern.

ILB-Sprecherin Ingrid Mattern sagte auf PNN-Anfrage zur Standortaufgabe: „Veganz gibt uns keinen Anlass, nervös zu werden. Natürlich wachen wir über unsere Gelder. Wir sind in engem Austausch mit dem Unternehmen.“ Das Geld sei dort in guten Händen.

Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) bedauert die Standortaufgabe. „Wir hätten es sehr begrüßt, wenn auch produzierendes Gewerbe an den Standort gekommen wäre.“ Die Standortaufgabe sei aber eine unternehmerische Entscheidung gewesen, zu der sich die Stadt nicht äußern könne.

Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) wurde in diesem Jahr wiedergewählt.

© Manfred Thomas

Europas erste vegane Supermarktkette

Die Veganz Group AG, die sich 2011 als erste vegane Supermarktkette in Europa gründete, stellt inzwischen 165 Produkte her – neben pflanzlichen Käse-, Fleisch- und Fischalternativen sind das auch Back- und Süßwaren. Das Unternehmen betreibt außer Onlineshops zudem drei Supermärkte in Berlin. In einem Ranking von Handelsblatt und dem Marktforschungsinstitut YouGov wurde das Unternehmen zu Deutschlands innovativster Food-Marke 2021 gekürt.

Veganz wirbt damit, durch den Verzicht auf tierische Produkte weniger CO2 auszustoßen. Man wolle gemeinsam mit den Kund:innen bis 2030 40 Prozent weniger CO2 ausstoßen, gibt das Unternehmen auf seiner Webseite als Ziel aus.

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