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Deutschlands Slalom-Ass Linus Straßer dürfte in Garmisch ein harte Piste vorfinden.

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Alpiner Slalom in Garmisch-Partenkirchen: Ohne Kunstschnee geht schon lange nichts mehr

Trotz zuletzt hoher Temperaturen kann auch der Slalom am Mittwoch in Garmisch-Partenkirchen stattfinden. Der Aufwand ist allerdings immens.

Einen kleinen Auftritt hat der Gudiberg schon bekommen in diesem Jahr, vier Tage vor dem ganz großen. Beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen hatten die Kameras ein paar Mal auch Bilder von der die Skipiste neben der Schanze eingefangen. Es wirkte jedoch ein wenig trostlos, dieses weiße Band inmitten der grünen Landschaft, wo an diesem Mittwoch der alpine Weltcup-Slalom der Männer stattfindet.

Vielleicht ist es ganz gut, dass es sich um ein sogenanntes Nachtrennen handelt. Der erste Lauf beginnt, wenn es schon langsam dämmert und das Flutlicht der Strecke etwas Ambiente verleiht. Dass ringsherum kein Schnee liegt, sehen dann weder die Zuschauer im Zielraum noch die am Fernsehgerät.

Sehr viel wichtiger aber noch als die Optik sind die Bedingungen für die Athleten. Der Piste, sagt Rennchef Markus Anwander, gehe es aber gut. Den Umständen entsprechen gut jedenfalls. Denn sie hat ziemlich gelitten unter den frühlingshaften Temperaturen bis rund 15 Grad. Die Kunstschneeauflage, die während der Kälteperiode im Dezember produziert worden war, schmolz dahin. Von 70 Zentimeter auf 40. „Aber das reicht noch für den Slalom“, sagt Anwander.

Da lässt man sie am besten in Ruhe.

Rennchef Markus Anwander über die Slalom-Strecke während der jüngsten Wärmeperiode.

Zu helfen war der Strecke in dieser Zeit nicht. „Da lässt man sie am besten in Ruhe.“ Erst am Dienstag begann die Behandlung mit Salz und Wasser – eine in der Regel sehr wirkungsvolle Therapie. Die Piste wird dadurch hart, ob allerdings hart genug, um nicht nur für Spitzenathleten wie den Münchner Linus Straßer fahrbar zu sein, sondern auch für die Läufer mit höheren Startnummern, wird sich erst im Rennen herausstellen. 

In Zeiten des Klimawandels mit immer extremeren Witterungsbedingungen ist die Präparierung einer Weltcup-Piste eine Herausforderung. Für die Slalomrennen eine nicht ganz so große allerdings wie für Abfahrten, die viel länger sind und größere Sturzräume erfordern. Allerdings geht ohne künstliche Beschneiung im Weltcup schon lange nichts mehr, selbst, wenn der Winter früh beginnt und es durchgehend halbwegs kalt bleibt.

Weltcups in niedriger gelegenen Regionen könnten künftig problematisch werden

Denn Material und Fahrstil hätten sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten so stark verändert, dass es nur mit Hilfe des viel kompakteren und widerstandsfähigeren Kunstschnees funktioniere, sagt Anwander. Und da ist es egal, ob das Ziel wie in Beaver Creek auf 2500 Metern liegt oder nur auf 700 oder 800 Metern wie am Gudiberg oder am Hahnenkamm in Kitzbühel. Nur: Je schneesicherer ein Ort ist, desto weniger Kunstschnee ist notwendig, zum Beispiel für Sturzräume.

Es gibt wohl kaum eine Sportart, die zurzeit derart infrage gestellt wird wie Skifahren. Der Aufwand wird höher. Trotzdem ist Anwander sicher, dass, „der Klimawandel den Winter in den nächsten Jahren nicht lahmlegen wird“. Aber den Sport womöglich verändern. Weltcups in niedriger gelegenen Regionen könnten problematisch werden. Und zu teuer? Nein, findet der Gudiberg-Chef. „Das ist im Vergleich nicht exorbitant.“

Die Beschneiung des gut 200 Meter hohen Gudibergs kostet rund 100.000 Euro und ist damit für die Gemeinde tatsächlich deutlich günstiger als zum Beispiel der Betrieb der Eishalle am Ort. Und die Flutlichtanlage mit 14 Masten, die jeweils mit acht bis zwölf LED-Panels bestückt sind, verbraucht in den fünf bis sechs Betriebsstunden während des Rennens gut 1500 Kilowattstunden – in etwa so viel wie ein Zweipersonen-Haushalt im halben Jahr. 

Für einen Tourismus-Ort wie Garmisch-Partenkirchen sind Skirennen außerdem so etwas wie ein Marketing-Instrument. Die zweite Großveranstaltung innerhalb von vier Tagen im Werdenfelser Land sei „eine gewaltige Werbung für Garmisch-Partenkirchen“, findet der langjährige OK-Chef Peter Fischer. Dass der zweite Durchgang des Slaloms zur Prime Time kurz vor der Tagesschau live übertragen wird, hält er für „unbezahlbar“. Dass es rund um die Piste grün ist, sieht da ja niemand.  

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