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Einer der wenigen Hertha-Hoffnungsträger: Dodi Lukebakio.

© dpa

Berliner empfangen Bayern München: Zur Not die Hertha schöntrinken

Hertha fehlen Punkte und Geld. Jetzt kommt auch noch Bayern. Schön, dass es wenigstens Freigetränke gibt.

Wer Zeuge der Hertha-Pressekonferenz am Donnerstag geworden ist, der könnte meinen, dass die alte Dame heller strahlt, als sie es (die wenigen Male) jemals getan hat. Der Trainer, Sandro Schwarz, habe den Verein wachgeküsst, vor allem das Verhältnis zu den Fans sei ein ganz anderes, war zu hören. Schwarz selbst befand, dass alles rund um den Klub, die Angestellten, die Fans, geil sei, sich gut anfühle. Auch hinsichtlich der Mannschaft sei er total überzeugt, dass sie weiter wachsen werde. „Dass wir an unserer Art von Fußball weiterarbeiten.“ Und Schwarz weiter: „Der Einsatz, die Willensstärke, das ist seit dem zweiten Spieltag herausragend.“

Einfach herausragend, die Hertha. Auf die Idee muss man erstmal kommen! Die Realität spuckt der alten Dame ins Gesicht. Der Klub steht nach zwölf Spieltagen auf dem 14. Platz und hat von diesen zwölf Spielen gerade einmal zwei gewonnen, eines davon mit Ach und Krach gegen die notorischen Verlierer von Schalke 04. Da trifft es sich nicht gut, dass am Samstag (Spielbeginn 15.30 Uhr/Sky) der seit Wochen überragende FC Bayern München im Berliner Olympiastadion gastiert.

Eingebettet ist die aktuelle Hertha-Misere in eine noch viel düstere Gesamtsituation. Mal wieder ist der Verein klamm, er ist arm und total unsexy. Sprich: Wenn es einen Klub in der Bundesliga gibt, den man allenfalls bemitleiden kann, dann die gute, alte Hertha.

Trotzdem wäre es gemein, Sandro Schwarz und die vielen Fans, die in den vergangenen Wochen tatsächlich so etwas wie Euphorie verströmt haben, als verblendet zu bezeichnen. Was ein Außenstehender mit bloßem Blick auf die Tabelle nicht sehen kann, sind die von Schwarz angesprochenen Tugenden.

Ein bisschen Pech ist bei den Berlinern in den vergangenen Wochen dabei gewesen, elf Punkte sind angesichts der durchaus ansehnlichen Leistungen eine magere Ausbeute. Gegen Bayern München hofft Schwarz auf die Portion Glück, die zuletzt häufig gefehlt hat. Das Problem dürfte sein, dass gegen einen FC Bayern in der aktuellen Form eine Portion voraussichtlich nicht genügen wird. Es wird wohl ziemlich viel schieflaufen müssen bei den Bayern, damit sie nicht als Sieger vom Platz gehen werden.

Zumal, das erklärte Sandro Schwarz, der feinste Fußballer in Herthas Reihen, Stevan Jovetic, am Samstag verletzungsbedingt nicht auflaufen wird. Hinzu kommt, dass auch Sturmkollege Wilfried Kanga noch mit den Nachwehen eines Magen-Darm-Infektes zu kämpfen hat. In der Offensive der Berliner dürften daher die Hoffnungen vor allem auf dem Belgier Dodi Lukebakio ruhen, mit fünf Treffern der bislang in dieser Spielzeit erfolgreichste Hertha-Schütze.

Nun ist vieles vor einem Fußballspiel ungewiss (zum Beispiel das Ergebnis). Gewiss ist aber, dass die Berliner über 90 Minuten dem FC Bayern spielerisch unterlegen sind. Daher war auch Schwarz am Donnerstag der Ansicht, dass man eine brutale Effizienz an den Tag legen müsse, um eine Chance zu haben. Hertha, so sieht es nicht nur Schwarz, muss aus ganz wenig ganz viel machen. Aus einer Umschaltsituation oder etwa einem Standard zuschlagen.

Übrigens: Fans, die schon zwischen 13.30 Uhr und 14 Uhr im Stadion sind, dürfen sich trotz mittelmäßiger Spielprognose freuen, sie bekommen einen Gutschein für ein Freigetränk. Es ist ja auch so: Wenn gar nichts mehr geht, kann man sich die Hertha immer noch schöntrinken.

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