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Rauhe hatte sich vor fünf Jahren dazu entschlossen, seine Karriere bis zu den Olympischen Spielen in Tokio zu verlängern.

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„Ein cooler Mensch, ein cooler Typ“: Berliner Ronald Rauhe führt den Kajak-Vierer zur Goldmedaille

Für Rauhe geht ein Traum in Erfüllung: Pünktlich zum Karriereende holt er in Tokio Gold. Bevor es zurück geht, darf er sich über eine weitere Ehre freuen.

Es war anders verabredet worden. Ronald Rauhe, von allen nur Ronny genannt, hatte mit seiner Frau entschieden, dass die Kinder nicht geweckt werden sollten. Zumal einer der beiden Söhne tags darauf seine Einschulung hatte. Doch mitten in der Nacht in Deutschland und am frühen Tage in Japan saßen die kleinen Rauhes dann doch vor dem Fernseher.

Und sie durften mitansehen, wie ihr Papi im letzten großen Rennen seiner Karriere am Ende mit seinen Team-Kollegen Max Rendschmidt, Tom Liebscher und Max Lemke im Kajak-Vierer über 500 Meter als Erster durchs Ziel fuhr.

„Ein Traum ist in Erfüllung gegangen“, sagte der Berliner später im ZDF. „Der letzte Paddelschlag war so, wie ich ihn mir vorgestellt habe.“ Rauhe vergoss am Samstag viele Tränen in Tokio. „Ich bin ein sehr emotionaler Mensch“, sagte er. Zumal so viel an dieser Goldmedaille drangehangen habe. „Das muss jetzt alles raus.“

Der 39 Jahre alte Rauhe hatte sich vor fünf Jahren dazu entschlossen, seine Karriere bis zu den Olympischen Spielen in Tokio zu verlängern mit dem Ziel, noch eine Medaille – möglichst Gold – zu gewinnen.

Nicht als Favoriten ins Rennen gegangen

Sein Karriereende sei für 2020 geplant gewesen, sagte er vor wenigen Wochen dem Tagesspiegel. Alles sei darauf ausgerichtet gewesen. Die Vorbereitung, die Sponsorenverträge und auch private Pläne. „Dann kam die Pandemie und alles war über den Haufen geworfen.“ Man dürfe nicht vergessen, dass man als Sportler in einem Olympiajahr mit Abstand am härtesten trainieren würde. „Und in meinem Alter ist es nicht einfach, so ein intensives Jahr quasi einfach zu wiederholen.“

Die ganze Qual hat sich für ihn gelohnt. Am Samstag gewann er seine fünfte Medaille bei Olympia, die zweite in Gold. Sein Sohn wird die Einschulung vermutlich müde, aber sehr glücklich absolviert haben.

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Das Rennen war ein Krimi. Rauhe und seine Kollegen legten gut los. Doch die Spanier lagen lange vorne. „180 Meter vor dem Ziel hat Ronny dann „Hep!“ gerufen“, schilderte Max Rendschmidt die Vorgänge im Boot. Das Kommando bedeutete, dass die Deutschen im Endspurt noch einmal die Frequenz erhöhten. Am Ende zogen sie knapp an den Spaniern vorbei. Bronze ging an die Slowakei.

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Rauhe und seine Kollegen waren nicht als Favoriten ins Rennen gegangen. Im Mai waren sie den Spaniern noch unterlegen gewesen. Aber nicht nur das: Sie mussten mit einem Ersatzboot an den Start gehen. Das für den Wettkampf vorgesehen Boot war beim Transport von Deutschland nach Japan auf der Zwischenstation Luxemburg zu Schaden gekommen. Beim Verladen rammte ein Gabelstaplerführer das Boot und verursachte einen Totalschaden. „Das war schon eine Hiobsbotschaft“, sagte Rendschmidt. Doch auch mit dem Ersatzboot waren die Deutschen schnell.

Die Krönung seiner Karriere

Rauhe durfte sich später auch noch über eine besondere Ehre freuen – er wird am Sonntag bei der Schlussfeier Fahnenträger der deutschen Mannschaft. „Ich habe noch nie eine Eröffnungsfeier mitgemacht. Die Fahne aus dem Stadion zu tragen, ist die Krönung meiner Karriere“, sagte er – und schluchzte noch einmal.

Es dürften nicht die letzten Tränen von Tokio gewesen sein. „Den richtigen Schlusspunkt setzen wir heute Abend. Er wird nicht mehr aus dem Weinen herauskommen. Manche sagen, er ist der Papa von dem Boot“, meinte Bundestrainer Arndt Hanisch. „Er ist einfach ein cooler Mensch, ein cooler Typ. Wir werden ihn vermissen.“ Schlagmann Rendschmidt meinte: „Zum Abschluss nochmal Gold – mehr konnten wir Ronny nicht geben.“

Vor allem für den Deutschen Kanu-Verband war es ein versöhnliches Olympia-Finale. Rendschmidt, Rauhe, Liebscher und Lemke sorgten am Final-Samstag für die erst dritte deutsche Medaille im Kanu-Rennsport bei den Tokio-Spielen – sechs bis sieben Medaillen waren die Zielvorgabe gewesen. (mit dpa)

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