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Leo Neugebauer zeigte sich in Top-Form.

© dpa/Marcus Brandt

Update

Leo Neugebauer streng auf Medaillenkurs: Mindestens so kräftig wie Rambo

Die erste Medaille für Deutschland ist nicht mehr so weit weg. Zehnkämpfer Leo Neugebauer führt nach fünf Disziplinen. Der frühere Ausnahmeathlet Hingsen schwärmt von dem DLV-Athleten.

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Die Achtziger liegen inzwischen weit zurück. Auch wenn das in Budapest, wo in diesen Tagen die Leichtathletik-Weltmeisterschaften stattfinden, sich nicht immer so anfühlt. Viele Autos stammen noch aus dem Jahrzehnt, die Musik, die aus den Boxen dröhnt, tut es ebenfalls. Und im Kino laufen schon mal die ersten drei Rambo-Filme nacheinander.

In den Achtzigern war auch Jürgen Hingsen noch ein großer Name in der Leichtathletik. Der Deutsche hatte den perfekten Körper für den Zehnkampf. Er war ein Baum von einem Kerl, konnte die Konkurrenz einschüchtern. Womit wir bei Leo Neugebauer wären. Der 23-Jährige ist eine Art Hingsen-Revival. Mit zwei Metern so groß und bei einem Gewicht von 110 Kilogramm mindestens genauso stark wie der frühere deutsche Ausnahmeathlet. „Der Junge erinnert mich schon ein bisschen an mich“, sagt Hingsen.

Jürgen Hingsen stellte drei Mal einen Weltrekord auf.

© IMAGO/Thomas Zimmermann

Dabei müsste Hingsen eigentlich sauer auf Neugebauer sein. Seit dem 8. Juni dieses Jahres ist Hingsen seinen deutschen Rekord aus dem Jahr 1984 los. Bei den US-Collegemeisterschaften in Austin im US-Bundesstaat Texas, wo er auch seit über drei Jahren trainiert, pulverisierte Neugebauer seine eigene Bestmarke um rund 350 Punkte auf insgesamt 8836 Zähler. Er übertraf damit Hingsen um vier Punkte.

„Um Gottes Willen“, sagt Hingsen dem Tagesspiegel. Kein bisschen sei er enttäuscht darüber. „Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden.“ Am liebsten sähe es Hingsen sogar, gelänge in diesen Tagen in Budapest schon der nächste Rekord.

Kaul muss nach vier Disziplinen aufgeben

Womöglich passiert genau das. Neugebauer präsentierte sich am Freitag in blendender Form. Nach für ihn sehr ordentlichen 10,69 Sekunden über 100 Meter erzielte er anschließend persönliche Bestleistungen im Weitsprung (8,00 Meter) und noch erstaunlichere 17,03 Meter im Kugelstoßen.

Am Abend überquerte er dann 2,02 Meter im Hochsprung (nur fünf Zentimeter unter seiner persönlichen Bestleistung) und lief die 400 Meter in für ihn mäßigen 47,99 Sekunden. Auf seinem Punktekonto waren nach fünf Disziplinen 4640 Punkte und damit 30 mehr als bei seinem ärgsten Verfolger, dem Kanadier Pierce Lepage. Dritter war dessen Landsmann Damian Warner (4578).

Probleme hatte dagegen Niklas Kaul. Schon beim Weitsprung am Vormittag hatte er über Hüftprobleme geklagt, am Abend musste er dann wegen Fußproblemen nach dem Hochsprung aufgeben.

Niklas Kaul musste aufgeben.

© dpa/Sven Hoppe

Jürgen Hingsen bedauert das Aus von Kaul, der als Wettkampftyp gilt und in fittem Zustand gerade am zweiten Tag begeistern kann. Nun hofft der frühere Zehnkampf-Weltrekordler, dass sich Neugebauer durchsetzt. Der Deutsche hat in den USA bereits eine lange Saison hinter sich gebracht und ihm fehlt die Erfahrung bei internationalen Großveranstaltungen. „Trotzdem kann er es schaffen“, sagt Hingsen. „Er ist physisch einfach so stark. Das waren sensationelle Leistungen im Weitsprung und Kugelstoßen. Ich denke, er kann Weltmeister werden.“

Die Medaillenträume von Neugebauer können wohl nur noch durch eine Verletzung platzen. Hingsen drückt Neugebauer alle Daumen. „Sonst sieht das ganz schön beschämend aus für das deutsche Team.“

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