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Erst mal klein anfangen. Pal Dardai soll bei Hertha BSC aus Talenten Profis machen.

© imago/Metodi Popow

Das hat Pal Dardai mit Hertha BSC vor: „Mit faulen Spielern will ich nicht mehr arbeiten“

Pal Dardai bleibt Trainer bei Hertha BSC. Er soll den „Berliner Weg“ mit Leben füllen – und hat offenbar auch Lust darauf.

Ajax Amsterdam hat für Ajax-Amsterdam-Verhältnisse eine grausame Saison hinter sich. In der Liga ist der Klub nur Dritter geworden, im nationalen Pokal hat er das Finale gegen Eindhoven verloren, und nach dem Abstieg aus der Champions in die Europa League ist die Mannschaft an einem Underdog namens Union Berlin gescheitert. Dazu hat der Vorstandsvorsitzende Edwin van der Sar seinen Posten geräumt, Trainer John Heitinga musste ebenfalls gehen, und dessen potenzieller Nachfolger Peter Bosz wechselt jetzt womöglich nach Eindhoven.

Doch ungeachtet der schwierigen Aktualität ist Ajax immer noch eine große Nummer, und das nicht nur in Holland. Der Klub wird wegen seiner klaren Identität überall auf der Welt geschätzt. Auch in Berlin, wo es mit Pal Dardai einen erklärten Bewunderer gibt. „Ich habe immer gesagt: Eigentlich sollte Hertha BSC ein Mini-Ajax werden“, hat er gerade erst wieder verlauten lassen.

An diesem Projekt kann der Ungar künftig wieder in entscheidender Funktion mitwirken. Dardai bleibt Herthas Cheftrainer. Das hat der Berliner Fußball-Zweitligist am Donnerstagmorgen bekannt gegeben. Dem Vernehmen nach soll er einen Einjahresvertrag unterschrieben haben, so wie er es schon in der Vergangenheit immer gehalten hat. Das schließt eine längere Zusammenarbeit allerdings nicht zwingend aus.

Dardais Pläne sind langfristig angelegt. Darauf deuten zumindest seine Aussagen in einem Interview auf Herthas Homepage hin. Der neue alte Trainer hat mit dem Klub und der Mannschaft einiges vor.

„Es ist eine Riesenchance, dass wir eine Mentalität und eine Spielkultur aufbauen. Beides hat gefehlt in den letzten Jahren“, sagte Dardai. „Mit faulen Spielern will ich nicht mehr arbeiten.“

Du kannst nicht mit zehn Jugendspielern loslegen, sonst steigst du ab.

Pal Dardai, Trainer von Hertha BSC

Wie der Kader für die Zweite Liga aussehen wird, lässt sich im Detail noch nicht sagen. Es lässt sich nicht einmal im Detail sagen, ob Hertha überhaupt in der Zweiten Liga spielen darf. Erst am Mittwoch hat der Klub bei der Deutschen Fußball-Liga die nötigen Unterlagen eingereicht. Ein Entscheid ist nicht vor nächster Woche zu erwarten. Der Optimismus aber ist bei Hertha ungebrochen.

Herthas Präsident Kay Bernstein hat am Wochenende im Interview mit dem Deutschlandfunk gesagt, dass ein sportliches Ziel realistischerweise erst Mitte September ausgerufen werden könne; dann nämlich, wenn feststeht, wie der Kader konkret aussieht. Den Plan direkter Wiederaufstieg gebe es daher im Moment nicht, aber „es gibt zumindest den Plan, dass wir alles daran setzen werden und unsere ganze Energie aufwenden“.

Unstrittig ist, dass Hertha sparen muss

Unstrittig ist: Hertha muss sparen, Hertha wird deshalb viele Spieler aus dem aktuellen Kader verlieren und verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen. Ein erster Blick in die Zukunft war schon in den letzten Wochen der Vorsaison möglich. In seinen sechs Spielen als Cheftrainer hat Dardai vier Talente aus dem eigenen Nachwuchs (Ibrahim Maza, 17, Pascal Klemens, 18, Veit Stange, 19, und Tony Rölke, 20) bei den Profis debütieren lassen.

Schon wegen seiner Vergangenheit als Jugendtrainer in Herthas Akademie gilt Dardai als prädestiniert, die neue Vereinslinie mit Leben zu füllen. Trotzdem sagt er: „Du kannst nicht mit zehn Jugendspielern loslegen, sonst steigst du ab. Es ist eine komplizierte Aufgabe, aber ich liebe komplizierte Aufgaben.“

Und er liebt es, Spieler zu entwickeln. Ganz egal, ob sie aus dem eigenen Nachwuchs stammen (John Anthony Brooks, Jordan Torunarigha, Arne Maier) oder als Perspektivspieler für vergleichsweise kleines Geld nach Berlin gekommen sind (Niklas Stark, Mitchell Weiser, Valentino Lazaro). Von diesem Weg ist Hertha irgendwann abgekommen, was Dardai zuletzt wortreich beklagt hat.

„Wir haben genug gute Jugendspieler, wir waren auf einem guten Weg“, sagt Herthas Trainer. Aber dann sei er als Trainer entlassen worden. „Seitdem laufen wir hinterher. Das ist nicht gut.“ Hertha konnte es gar nicht schnell genug gehen, nach oben zu kommen. Ein Mini-Ajax zu sein reichte nicht mehr. Es musste schon ein Mini-PSG ein.

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