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Die Stimmung hochhalten. Cody Kessel strahlt selbst in herausfordernden Situationen und motiviert seine Kollegen.

© IMAGO/Fotostand

„Das ist dieses Volleyball-Kind in mir“: Cody Kessel und der Flummi-Modus

Der Außenangreifer der BR Volleys ist bekannt für seine positive Energie. Doch er hat noch mehr Facetten abseits des Spielfelds.

Er hüpft, er strahlt und er reißt die Augen auf. Wenn Cody Kessel das Spielfeld betritt, dann ist die gute Laune auch gleich mit am Start. Der Außenangreifer scheint immer voller Energie und Tatendrang. Wie ein Flummi springt er auf und ab, sobald Trainer Cédric Énard ihn einwechselt. Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass er jeden Moment abhebt, wenn er den Ball über das Netz hämmert. Seinem Spitznamen „Eule“ macht er in solchen Augenblicken jedenfalls alle Ehre, vor allem wenn er noch dazu seine Arme ausbreitet und wie beflügelt auf seine Teamkollegen zustürmt.

So war es auch am Mittwochabend beim Champions League Viertelfinale gegen das italienische Spitzenteam Perugia, die sozusagen die Sahne im internationalen Volleyball darstellt und als beste Mannschaft der Welt gilt. Da hatten die Volleys gegen die individuelle Klasse der Gäste das Nachsehen: Angreifer wie Wilfredo Leon ließen ihnen im Block und in der Abwehr kaum Chancen. Simone Gianelli brillierte im Zuspiel, sodass die Volleys zunehmend frustriert und entmutigt aussahen - bis Cody Kessel endlich eingewechselt wurde und eine völlig neue Energie auf das Spielfeld brachte.

Ich kanalisiere die Liebe für das Spiel und lasse mich davon leiten

Cody Kessel, Volleys-Außenangreifer

Er jubelte, er blockte, er wehrte Bälle ab und vor allem spornte er seine Mitspieler an. Damit trug er entscheidend dazu bei, dass die Volleys zumindest einen Satz holen konnten und der beeindruckenden Kulisse von über 8000 Fans einen Grund zum Jubeln gaben. Ist so eine gute Miene zum bösen Spiel nicht auch ganz schön anstrengend? Woher nimmt man in schwierigen Momenten all die Euphorie? „Da ist dieses kleine Volleyball-Kind in mir, das es liebt gegen die besten Mannschaften der Welt zu spielen“, schwärmte Kessel nach dem Spiel. „Ich habe niemals gedacht, dass ich mal in einem Champions League Viertelfinale spielen würde. Ich kanalisiere die Liebe für das Spiel und lasse mich davon leiten.“

Auch Manager Kaweh Niroomand fand lobende Wort für den Außenangreifer: „Er ist super reingekommen und hat das prima gelöst.“ Vor allem in der Annahme habe Kessel geglänzt und sich trotz des Aufschlagdrucks der Gäste kaum Fehler geleistet. „Er hat ein großes Spiel gemacht.“

Kessel gehört zu den „Oldies“

Nach dem Spiel sah Kessel allerdings auch reichlich mitgenommen aus, als hätte er all die positive Energie entweder selbst aufgebraucht oder an seine Mitspieler weitergegeben. „Das war hart. Die waren einfach eine Klasse höher als wir. Das ist frustriert, denn einige Bälle haben wir verschenkt..“ Man müsse perfekt spielen und keine Fehler machen, um gegen das Team mithalten zu können, das in der italienischen Liga noch ungeschlagen ist und obendrauf die Klub-Weltmeisterschaft gewann.

Kessel selbst spielt seit nunmehr vier Jahren in Berlin, in diesem Jahr wird er 32. Einmal sagte er, er gehöre nun schon zu den „Oldies“, denn die meisten Spieler sind jünger als er und einige spielen zum Teil das erste Mal auf europäischer Ebene. Kessel ist deshalb nicht nur für die Motivation in der Mannschaft zuständig, er bringt auch Erfahrung auf das Feld und Fachwissen. Das bewies er nicht zuletzt vor einigen Wochen, als er ein Buch rausbrachte, in dem er über seine persönliche Karriere, aber auch mentale Herausforderungen im Profisport schrieb.

Wenn er über sein Buch spricht, dann ist von seiner spritzigen Art auf dem Feld gar mehr viel zu merken. Dann klingt er gesetzt, ruhig und überlegt genau, wie er sich am besten ausdrückt. Insofern scheint Kessel ganz genau zu wissen, in welchen Momenten er den Flummi-Modus am besten aktiviert. Am Sonntag könnte er sicher nicht schaden, denn da spielen die Volleys daheim gegen Lüneburg und mit denen haben sie nach der letzten 0:3-Niederlage noch eine Rechnung offen.

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