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Sport: Der Verräter holt auf

Beim Mailänder Derby sucht Italien den Meister

Mailand - Viel mehr Zündstoff kann ein einzelnes Fußballspiel eigentlich kaum bergen. Wenn der AC Mailand am Samstagabend den Lokalrivalen Inter im Giuseppe-Meazza-Stadion empfängt, wird Mailand an der Grenze des emotionalen Ausnahmezustands stehen. Denn das große Derby ist diesmal mehr als nur ein großes Derby. Es ist das vorweg genommene Endspiel um den Scudetto, den italienischen Titel. Denn während zu Jahresbeginn noch klar schien, dass die Meisterschaft in diesem Jahr nur an Berlusconis AC geht, liegt Milan in der Tabelle derzeit nur noch zwei Punkte vor Inter. Die Nerazzurri haben den Rückstand in den vergangenen Wochen um elf Punkte verkürzen können. Vor allem Dank der Motivationskünste des neuen Trainers Leonardo, einst Milan-Legende nun aber Persona non grata im Lager der Milanisti, die den Brasilianer nach seinem Wechsel zum Erzrivalen für einen Verräter halten. „Leonardo hat viele Kameraden und Fans enttäuscht“, giftete bereits Milans Torwart Christian Abbiati.

Vor diesem Hintergrund persönlicher Kränkungen und aufgrund des Finalcharakters des Duells fiebern selbst Routiniers wie Milan-Regisseur Clarence Seedorf und Inters Stürmerstar Samuel Eto’o dem Top-Spiel der Fußball-Saison entgegen. Und auch ehemalige Inter-Spieler zeigen sich elektrisiert. So prophezeite beispielsweise Lothar Matthäus: „Inter ist von seiner Aufholjagd beflügelt, besser in Form und wird Meister.“

Tatsächlich strotzt die Mannschaf seit dem Champions-League-Triumph im Achtelfinale gegen den FC Bayern München vor Selbstbewusstsein. Der AC aber ist, trotz der Tabellenführung, spätestens seit der jüngsten 0:1-Pleite in Palermo sichtlich verunsichert. Inter wittert deshalb seine Chance, um dem sechsten Meistertitel in Serie näherzukommen. „Wer das Derby gewinnt, ist psychologisch im Vorteil“, glaubt Samuel Eto’o, der aber am Wochenende vor der Herausforderung stehen wird, erst einmal Milans Abwehr zu knacken. Die hat bisher erst 22 Gegentore hinnehmen müssen. Inter stellt allerdings den mit 56 Toren besten Angriff der Liga und hat zudem seinen Trumpf auf der Bank sitzen. Denn kaum einer dürfte besser wissen, wie man Milan bezwingt, als Inters Trainer Leonardo. Ein Umstand, der den Abend für den Brasilianer nicht angenehmer machen wird. Tsp/dpa

AC MAILAND]

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