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Sport: Die Stille nach dem Durchatmen

Auch nach dem Achtelfinaleinzug vermeidet Schalke ein Bekenntnis zu Keller.

Gelsenkirchen - Die sportliche Leitung hatte ihre Ankündigung wahrgemacht. Vier Tage Ruhe hatten sie sich nach den turbulenten Tagen und dem Erreichen des Achtelfinals der Champions League gegen den FC Basel (2:0) erhofft. Und Trainer Jens Keller hat nachgeholfen und sich und der Mannschaft am Freitag einen Urlaubstag gegönnt. Vor dem nächsten Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg am Sonntag stehen der Coach und die Spieler deshalb nicht für Fragen zur Verfügung. Die obligatorischen Pressegespräche wurden kurzerhand abgesagt. Die Zeit des tiefen Durchatmens ist für alle Beteiligten gekommen.

Das Worst-Case-Szenario, das ein Ausscheiden aus dem internationalen Wettbewerb bedeutet hätte, konnte die Mannschaft verhindern. Nach dem Verpassen des DFB-Pokal-Achtelfinals ist es ihr gelungen, dieses Saisonziel zu erreichen. Der Klub kann dadurch zusätzlich rund fünf Millionen Euro Erfolgsprämie verbuchen. Horst Heldt sprach unmittelbar danach von einem „Tag der Erleichterung, der Freude und des Lächelns“. So gelöst hatte der Schalker Manager schon seit Tagen nicht mehr gewirkt. Und dennoch dürfte Heldt gespannt sein, wie sich die Spieler in der kommenden Partie präsentieren werden.

Erneut konzentriert und zielgerichtet oder doch wieder fahrig und indisponiert? Für ihre Leistungsschwankungen hat die Mannschaft in dieser Saison ja bereits zweifelhafte Berühmtheit erlangt. „Wir sind erst mal froh, wenn wir elf Spieler zusammenbekommen“, wehrte Heldt Fragen nach seinen Erwartungen ab. Für Julian Draxler und Benedikt Höwedes dürfte die Hinrunde bereits beendet sein, beide zogen sich gegen die Schweizer jeweils einen Muskelfaserriss zu.

Mit dem Achtelfinaleinzug hat sich die Trainerdiskussion zunächst einmal beruhigt, aber sie ist wohl noch lange nicht beendet. „Wir werden in der Winterpause bilanzieren“, sagte Heldt. Auch dieses Mal ging dem Manager kein Bekenntnis zum aktuellen Trainer über die Lippen.

Trotz des Sieges ist diese Saison keineswegs so verlaufen, wie sich die Beteiligten dies gewünscht hätten. Das permanente Auf und Ab, die fehlende Konstanz und die nicht ersichtliche Spielidee sind die größten Probleme dieses Schalker Teams. Im Hintergrund soll die Suche nach einem Nachfolger für Keller bereits begonnen haben. Die Spekulationen bringen vor allem einen Namen zum Vorschein. Thomas Schaaf könnte der vielversprechendste Kandidat sein, weil er bei Werder Bremen über viele Jahre für offensiven Fußball auf hohem Niveau mit einem bestimmten Spielsystem, der Mittelfeldraute, stand. Die Erfahrung und Kompetenz des 52-Jährigen würde wohl kein Spieler, kein Verantwortlicher und auch kein Anhänger infrage stellen. Schaaf würde einen Vertrauensvorschuss erhalten, den Keller nie gewährt bekam. Zudem stünde er sofort zur Verfügung.

Und auch der Name Martin Jol kursiert weiter in Schalker Kreisen. Der 57 Jahre alte Niederländer und ehemalige Coach des Hamburger SV hat zudem viel Erfahrung in der englischen Premier League (Tottenham, Fulham) gesammelt und ist darüber hinaus eine besonders charismatische Figur. Ein für das emotionalisierte Schalker Umfeld überaus bedeutender Aspekt. Jörg Strohschein

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