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Sport: Die unbekannten Gäste

Portugal muss sich erstmals auf Hooligans vorbereiten – und kauft Wasserwerfer

Lissabon. Portugiesische Grenzkontrollen, wenn es sie überhaupt gibt, sehen ungefähr so aus: Ein Beamter schaut den Einreisewilligen gelangweilt an, und wenn dieser dann nicht zuschlägt, keine Waffe zieht oder auf ähnliche Weise Aufsehen erregt, hat er die Kontrolle bestanden.

Im Sommer wird das für vier Wochen anders aussehen. Auf dringende Empfehlung des europäischen Fußballverbandes Uefa setzt die portugiesische Regierung während der Europameisterschaft das Schengener Abkommen außer Kraft, das den freien Reiseverkehr innerhalb der Europäischen Union regelt. Portugal hat Angst vor einem Phänomen, das es gar nicht kennt. Portugal hat Angst vor Hooligans.

1,3 Millionen Tickets wurden für die EM gedruckt, 85 Prozent sind bereits verkauft, 80 000 Karten davon angeblich über das Internet an Engländer, ohne dass die Käufer auf eine Verbindung zur Hooliganszene überprüft worden sind. Die „Times“ berichtet von einer Warnung der Uefa an den englischen Fußball-Verband FA: Sollten englische Hooligans in Portugal randalieren, könnte die englische Nationalmannschaft von der EM und von anderen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen werden.

Die größten Probleme könnten sich in Porto ergeben, obwohl dort gar kein Spiel der Engländer vorgesehen ist. Am 15. Juni kommt es im Estádio do Bessa zum Duell zwischen Deutschland und den Niederlanden, deren Fans traditionell nicht das beste Verhältnis zueinander pflegen. Doch zwei Tage später spielen die Engländer in der Kleinstadt Coimbra gegen die Schweiz. Dort sind die Hotelkapazitäten bei weitem nicht ausreichend, sodass ein großer Teil der englischen Fans wohl im knapp 100 Kilometer entfernten Porto Quartier beziehen wird. Es könnten ungemütliche Tage werden für die Polizei in Porto.

„Seit 1980 hat es bei Europameisterschaften immer Probleme mit randalierenden Fans gegeben“, sagt Nuno Magalhaes, der stellvertretende Innenminister. Rund um die Uhr sollen deshalb Richter eingesetzt und Randalierer umgehend ausgewiesen werden. Vorbeugend hat die Regierung schon mal 16,5 Millionen Euro für Schlagstöcke, Reizgas und Schutzkleidung bereitgestellt. Das sei viel, reiche aber bei weitem nicht aus, klagt der nationale Polizeiverband und droht nun während der EM mit Streik, wenn der Sicherheitsapparat nicht modernisiert werde. Immerhin: Erstmals werden in der portugiesischen Geschichte Wasserwerfer angeschafft. Genau sieben Stück.

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