zum Hauptinhalt
Teure Neuerwerbung. Bayern-Chef Jan-Christian Dreesen freut sich über die Verpflichtung von Harry Kane.

© AFP/CHRISTOF STACHE

FC Bayern stellt Harry Kane vor: Nach drei Ballkontakten beim Debüt heißt es am Sonntag endlich „Servus“

Das Debüt von Rekordtransfer Harry Kane fiel ernüchternd aus. Aber auch das 0:3 im Supercup gegen Leipzig kann den Hype um den neuen Stürmer des FC Bayern München nicht trüben.

Es gibt Dinge, die passieren, weil sie immer passieren, auch wenn sie längst überholt sind. Als Harry Kane am Sonntag beim FC Bayern München sein Trikot mit der Nummer 9 in die Hand nahm, um sich damit fotografieren zu lassen, da taugte dieses Motiv allenfalls noch fürs Archiv. Denn schon am Abend zuvor in der Münchner Arena hatte es genügend Gelegenheiten gegeben, ihn nicht nur mit, sondern sogar in seiner neuen Arbeitskleidung abzulichten.

Aber bei Harry Kane, dem Stürmer aus England, ist eben einiges anders gelaufen als bei der Verpflichtung von anderen Spielern mit klangvollen Namen. Zum Beispiel, dass er zuerst sein Debüt gab und erst danach offiziell vorgestellt wurde.

Auch ein paar Stunden nach seinem ersten Auftritt im Stadion schien Kane noch beeindruckt zu sein. Nicht von der Leistung seiner neuen Mannschaft, die bei der 0:3-Niederlage im Supercup gegen Rasenballsport Leipzig sehr zu wünschen übriggelassen hatte. Sondern von dem Empfang, der ihm in München bereitet worden war und den Kane „magisch“ fand.

Er sprach von einer „fantastischen Erfahrung“ beim ersten großen Transfer seiner Karriere. Und meinte damit vor allem das Publikum, das ihn überschwänglich feierte. Schon als er vor der Partie zum ersten Mal den Rasen betrat und erst recht, als er kurz nach Beginn der zweiten Hälfte zum Warmmachen hinter das Tor geschickte wurde. Als er in der 64. Minute eingewechselt wurde, riefen fast alle Zuschauer im Stadion laut seinen Namen.

Ich wollte niemals meine Karriere beenden, ohne eine andere Liga, eine andere Kultur kennengelernt zu haben.

Harry Kane über seinen Wechsel zum FC Bayern

Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft ist nach eigener Aussage aber nicht wegen der Zuneigung der Münchner Fans zum FC Bayern gekommen, sondern um „ein neues Niveau“ zu erreichen. „Ich wollte niemals meine Karriere beenden, ohne eine andere Liga, eine andere Kultur kennengelernt zu haben“, sagte er. Und natürlich geht es ihm auch darum, endlich Titel zu gewinnen.

Dass er bei seinem ersten Auftritt für sein neues Team gleich das Spiel an sich reißen und den Kollegen eine Lehrstunde in Sachen Effizienz vor dem Tor erteilen würde, damit war nicht zu rechnen. In den rund 30 Minuten auf dem Platz hatte Kane genau drei Ballkontakte.

3
Ballkontakte hatte Kane bei seinem Debüt für die Bayern.

„Es war anstrengende Tage“, gab er zu. Bis zum Abschluss seines Wechsels von Tottenham Hotspur nach München sei es „eine intensive Phase gewesen“. Nun müsse er erst einmal ankommen und sein neues Umfeld kennenlernen.

Für Kanes Integrationsprozess außerhalb des Platzes fühlt sich vor allem Thomas Müller zuständig. „Er hat mich schon nach einer Golfrunde gefragt. Das werden wir bald machen“, sagte Kane. Und sein erstes deutsches Wort kann er auch schon. Allerdings klingt „Servus“ bei ihm eher noch wie „service“.

Bayerns Trainer Thomas Tuchel wirkte ratlos

Mit der Niederlage im Supercup schien er besser umgehen zu können als sein neuer Trainer. „Natürlich war es enttäuschend“, gab Kane einen Tag später zu. „Aber die Mannschaft wird bald auf einem anderen Niveau spielen.“

Thomas Tuchel schien sich da nicht so sicher zu sein. Seine Mannschaft hatte im ersten Pflichtspiel der neuen Saison die gleichen Krankheitssymptome gezeigt wie am Ende der vergangenen Saison. Es fühle sich so an, als ob es die Vorbereitung nicht gegeben habe, gab Tuchel zu.

Die Leistung seines Teams sei für ihn unerklärlich. Bei seiner Analyse, die keine war, wirkte ähnlich ratlos wie im April und Mai, nachdem er das Traineramt bei Bayern übernommen hatte und die Bayern Gefahr liefen, sämtliche Titel zu verspielen.

Die Schonfrist für den Bayern-Trainer ist nun wohl vorbei

Die Schonfrist für Trainer Thomas Tuchel ist nun vorbei, obwohl die Begeisterung für Harry Kane, den teuersten Einkauf der Bundesligageschichte, am Samstagabend größer war als der Unmut über die Niederlage nach altbekannten Mustern. Bayerns Trainer erwartet nicht, dass Harry Kane „der Super-Held“ sei und alle Probleme der Münchner löse. Aber ein paar schon.

„Wir können von ihm lernen, nicht andersherum“, sagte Thomas Tuchel. Und setzte Harry Kane damit doch auf einen Superhelden-Sockel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false