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Größte Handball-Arena der Welt. Die Halle in Düsseldorf vor dem Start.

© dpa/Federico Gambarini

„Es kribbelt schon ordentlich“: Deutsche Handballer starten mit Weltrekord in die EM

Das Turnier von Deutschland startet mit einem großen Spektakel, das der Sportart und den Ambitionen des deutschen Teams nützen könnte.

Bereits seit Ende Dezember laufen die Arbeiten. 50 Sattelschlepper waren nötig, um das Material in die Düsseldorfer Arena zu schaffen, allein 25 Kilometer Kabel mussten verlegt und 9000 Extrasitze eingebaut werden. Alles, damit am Mittwoch an die 53.000 Zuschauende die Eröffnung der Handball-Europameisterschaft live verfolgen können.

„Das wird ein Spektakel“, freute sich der deutsche Bundestrainer Alfred Gislason vor dem Weltrekordversuch, betonte aber ganz seinem gelassenen Naturell entsprechend, dass auch in Düsseldorf das Spielfeld nur 40 mal 20 Meter groß sein und es auf diese Fläche ankommen werde, wenn Deutschland am Abend auf die Schweiz trifft (20.30 Uhr/ ZDF), nachdem zuvor das Spiel zwischen Frankreich und Nordmazedonien (18 Uhr) stattgefunden hat.

Ablenken lassen, soll sich keiner seiner Spieler von der imposanten Kulisse. Dassdies im Zusammenspiel der Angespanntheit um die erste Begegnung bei einem Turnier, das zudem noch im eigenen Land stattfindet, nicht gerade einfach wird, ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. „Natürlich sind da ein paar Fragezeichen und wir versuchen, uns durch die Einheiten vor Ort vorher mit dem Umfeld vertraut zu machen“, sagte Kapitän Johannes Golla. „Das ist aber weniger im Kopf, als man denkt. Wir fokussieren uns auf die sportliche Vorbereitung, das wird uns die Sicherheit geben.“

Allein um Unterhaltung geht es schließlich nicht. Weil nur zwei Mannschaften pro Gruppe in die Hauptrunde einziehen und die Punkte mitgenommen werden, hat die Partie durchaus Endspiel-Charakter – was den Druck noch einmal zusätzlich erhöht. Rückraumspieler Julian Köster sprach dennoch von einer positiven Aufgeregtheit. „Es kribbelt schon ordentlich. Das wird ein einzigartiges Erlebnis, wenn man vor so vielen Menschen spielen darf“, sagte der 23-Jährige. Bei Torhüter Andreas Wolff läuft unterdessen das „Kopfkino“, Rechtsaußen Timo Kastening möchte es „einfach nur genießen“ und freut sich auf die Möglichkeit, „den Handball auf eine neue Bühne zu heben“.

Der spektakuläre Auftakt ist dabei vermarktungstechnisch zum Highlight geworden

Derweil gibt es international viel Zuspruch für die Szenerie des Turniers. Von französischer Seite wurde geäußert, dass der Handball nach Hause gehe. Die Dänen freuen sich auf eine Atmosphäre, wie sie nur in Deutschland möglich sei und auch die Spanier bestaunten die schon im Vorfeld gesicherte hohe Auslastung der Hallen. Der spektakuläre Auftakt ist dabei vermarktungstechnisch zum Highlight geworden und sorgt für erhebliche mediale Aufmerksamkeit.

Es gibt aber auch Stimmen, die der Sache kritisch gegenüberstehen. „Handball lebt von der Emotion und von den Zuschauern“, erklärte der Schweizer Nationalspieler Andy Schmid, der bereits beim bisher best besuchtesten Hallenhandball-Spiel dabei war, als am 6. September 2014 in Frankfurt bei der Bundesliga-Partie der Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV Hamburg 44.189 Menschen die Ränge füllten. „Da trat die Resonanz des Publikums erst ein, zwei Sekunden später bei uns ein. Das ist das Schwierige“, sagte der ehemalige Mannheimer, der lieber „in einer normalen Halle“ gespielt hätte.

Ob der Mittelmann, der zwölf Jahre lang in der Bundesliga Zuhause war, recht behält, wird sich zeigen. Das Aufbauteam habe allerdings, wie es heißt, alles darangesetzt, Nähe aufzubauen und sich bei dem logistischen Mammutprojekt organisatorisch am Vorbild der Volleyball-WM 2016 in Polen orientiert, wo 62.000 Personen in Danzig zu Gast waren. Dabei wurden die Plätze so aufgebaut, dass vom ersten bis zum obersten Rang ausreichend Sicht vorhanden sein soll, zudem gibt es zahlreiche LED-Bildschirme, die mit über 10 Millionen Pixeln für ein besonderes Zuschauerlebnis sorgen sollen.

Dementsprechend ist vom Papier her alles hergerichtet für das einmalige Event, das – wenn es nach dem Deutschen Handballbund geht –, der stimmungsvolle Startschuss für ein glänzendes Turnier werden soll.

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