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Sport: Finanziell schon Spitze Frankfurt hat mehr denn je in neue Spieler investiert

Friedhelm Funkel ist ein Faschingsnarr. Einer, der Stammgast auf der Karnevalssitzung des 1.

Friedhelm Funkel ist ein Faschingsnarr. Einer, der Stammgast auf der Karnevalssitzung des 1. FC Köln ist; der sich schunkelnd mit Funkenmariechen ablichten lässt. Auch vor dem heutigen Rückrundenauftakt bei Hertha BSC hat der Trainer von Eintracht Frankfurt wieder einen Abstecher in seine rheinische Heimat gemacht. Beim Training des hessischen Bundesligisten hat der Fußball-Lehrer unter der Woche trotzdem nicht gefehlt, „ich war immer pünktlich und ausgeschlafen“, sagte Funkel mit ernster Miene.

Die intensiven Übungseinheiten vor dem Spiel in Berlin verfolgte der 54-Jährige mit wachsamen Blick. Der Chef muss auch genau hinsehen, denn in der Winterpause hat es wichtige Veränderungen im Gefüge gegeben. Albert Streit, der beste Vorlagengeber, ging für 2,5 Millionen Euro vorzeitig zum FC Schalke 04, Naohiro Takahara, der gefrustete Japaner, zog für eine Million Euro zu Urawa Red Diamonds, Michael Thurk, der Fehleinkauf, flüchtete zum FC Augsburg. Im Gegenzug nahm der Traditionsverein so viel Geld in die Hand wie nie zuvor in der Vereinsgeschichte: Fast acht Millionen Euro investierte Eintracht Frankfurt in diesem Winter – das hat es nicht einmal in den Zeiten von Uwe Bein, Uli Stein oder Anthony Yeboah gegeben. Für jeweils beinahe vier Millionen Euro Ablöse heuerte das tschechische Sturmtalent Martin Fenin (20 Jahre/FK Teplice) und der brasilianische Spielmacher Caio Alves dos Santos (21/SE Palmeiras São Paulo), kurz Caio genannt, bei der Eintracht an. Dazu kam am Mittwoch noch das Ausleihgeschäft mit dem griechischen Nationalstürmer Evangelos Mantzios (24/Panathinaikos Athen) – für 300 000 Euro. „In diesem Jahr geben wir die erarbeiteten Mittel auch wieder für den Fußball aus“, sagt Finanzchef Thomas Pröckl. „Wir wollen ja keine Privatbank werden.“

Solche Transfers sind für Frankfurter Verhältnisse ein Quantensprung – noch zu Beginn des Jahrtausends war die Lizenzerteilung fraglich, den Klub, der 2004/2005 noch in der Zweiten Liga kickte, drückten Schulden. Doch mittlerweile sind die Perspektiven prächtig – auch dank des rigiden Konsolidierungskurses, den Vorstandschef Heribert Bruchhagen einleitete; und nicht zuletzt wegen des Stadionneubaus, den zunächst Land und Stadt finanzierten. Der Tabellenneunte gilt in wirtschaftlicher Hinsicht mittlerweile als Vorzeigeverein, der Etat ist auf mehr als 60 Millionen Euro gewachsen, der Zuschauerschnitt liegt bei 48 200, Vip- und Businessplätze sind ausgebucht. „Ginge es nur nach den Zuschauer- und Marketingerlösen, wären wir ein Spitzenverein“, rechnet Bruchhagen gerne vor. Bisher aber ist Funkels Mannschaft das pure Mittelmaß. Stück für Stück will Eintracht Frankfurt das ändern. Doch wer behauptet, Profis wie Fenin, Caio oder Mantzios seien dafür die Heilsbringer, den stellt Funkel persönlich zur Rede. „Wenn ich das alles so lese, denke ich, Ronaldinho spielt bei uns“, sagt er genervt. So etwas lässt sich Friedhelm Funkel nicht einmal im Karneval erzählen.

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