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Fragen an der Seitenlinie. Jaron Siewert ist seit drei Jahren Trainer bei den Füchsen.

© dpa/Andreas Gora

Fragen an der Seitenlinie: Jaron Siewert muss mit den Füchsen wachsen

Aufgrund der jüngsten Krise musste sich Berlins Trainer Jaron Siewert Kritik anhören. Sportvorstand Stefan Kretzschmar spricht sich aber für ihn aus.

Jaron Siewert wirkte etwas ratlos. „Es ist schwer zu erklären“, sagte der Trainer der Füchse Berlin nach dem 32:35 beim TBV Lemgo Lippe und der damit vierten Auswärtsniederlage in Folge. „Wir wollten einen guten Saisonabschluss. Natürlich überwiegt jetzt die Enttäuschung.“

Am Sonntag hatte sich sein Team zunächst mehr als überzeugend präsentiert und all das aufs Parkett gebracht, was das Handballherz höherschlagen lässt. Nach der Pause haperte es an allen Ecken und Enden. Es schien fast, als hätten sich die Spieler bereits in die Sommerpause verabschiedet.

Als ob durch den sicher geglaubten Sieg bei einer Fünf-Tore-Führung zur Halbzeit eine gewisse Leichtfertigkeit eingekehrt wäre. Das ist an sich schon problematisch, genauso problematisch war allerdings, dass es dem Trainer nicht gelang, sein Team wieder in die Spur zu bringen.

Wir als Menschen – gerade im Sport – neigen dazu, uns auf das Negative zu konzentrieren.

Stefan Kretzschmar, Sportvorstand der Füchse Berlin

„Wir müssen die Mentalität loswerden, einen Gegner in einem Spiel zu unterschätzen“, hatte Sportvorstand Stefan Kretzschmar bereits vor der Partie angemerkt. „Wir haben in dieser Saison gesehen, dass es Spiele gab, bei denen die ganze Mannschaft sich nicht am Schopfe aus der Krise ziehen konnte. Das müssen wir analysieren.“

Gleichzeitig brach der 50-Jährige eine Lanze für seinen Trainer: „Er hat ein hohes handballerisches Wissen und kann das den Spielern auch gut rüberbringen. Ich persönlich halte sehr viel von Jaron.“

Denn der 29-Jährige stand durchaus in der Kritik. Schon bei dem Wechsel von Velimir Petkovic auf Siewert vor drei Jahren, kam von einigen Seiten die Frage auf, ob der junge Coach, der als ehemaliger Füchse-Spieler ein Sinnbild der Vereinsphilosophie ist, den Anforderungen gewachsen sei – weil ihm als Trainer die Erfahrung bei einem großen Klub fehlte und er als Spieler keine Meisterschaftsrennen oder ähnliches erlebt hat. Ansatzpunkte waren auch seine ruhige Art und vermeintlich fehlende Emotionalität am Spielfeldrand.

„Ich glaube, für einen langfristigen Erfolg ist das Fachwissen, das viel Wichtigere“, erklärt hingegen Kretzschmar. Personen seien eben unterschiedlich, jeder hätte andere Persönlichkeitsmerkmale, „und wir als Menschen – gerade im Sport – neigen dazu, uns auf das Negative zu konzentrieren, auf das, was fehlt“.

Problem ist nur, dass Sport ergebnisorientiert ist, dass deshalb hohe Ziele im Verein beizeiten zu unliebsamen personellen Entscheidungen führen können. Mit dem Gewinn des Europapokals hat Siewert dahingehend in diesem Jahr einen Arbeitsnachweis geliefert, auch sonst hat sich die Mannschaft sportlich weiterentwickelt. Wenngleich der Sprung vielleicht nicht so groß ist, wie es mancher gehofft wurde, weil es in der Bundesliga letztlich nicht für eine Champions League-Qualifikation reichte.

„Natürlich sind einige unruhig und natürlich haben wir unsere Ziele ambitioniert formuliert, aber wir sind noch nicht der Topfavorit auf den Titel. So weit sind wir noch nicht. Das ist noch ein Prozess“, sagte Kretzschmar. Und Teil dieses Prozesses ist Trainer Jaron Siewert.

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