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Torschütze Paul Pogba jubelt über seinen Treffer gegen Nigeria, der für Frankreich den Einzug ins Viertelfinale dieser WM bedeutet.

© AFP

WM 2014 - Les Bleus jetzt gegen Deutschland: Frankreich schlägt Nigeria mit 2:0

Der Viertelfinalgegner der deutschen Mannschaft steht fest: Die Franzosen taten sich gegen Nigeria aber schwerer als erwartet. Den Status als Mitfavorit kann die Mannschaft um Torjäger Benzema jedenfalls nicht bestätigen.

Vincent Enyeama war hoch motiviert. Der 31-jährige Nigerianer steht im Ligaalltag beim OSC Lille unter Vertrag und wollte gegen die Heimat seines Arbeitgebers zeigen, dass er zu den besseren Torhütern in Frankreich gehört. Das tat er bisher in diesem Turnier und auch mit einigen Paraden gegen den Favoriten dieses Achtelfinalspiels. Vor allem Frankreichs Karim Benzema machte Enyeama das Leben schwer. Doch zwölf Minuten vor Spielende segelte eine französische Ecke in seinen Strafraum, Enyeama langte mit der offenen Hand hin, der Ball rutsche ihm über die Finger und fiel auf den Kopf von Paul Pogba, der das 1:0 erzielte. Und in der Nachspielzeit warf sich Enyeama zögerlich und unkoordiniert vor den heraneilenden Antoine Griezmann, so landete die Flanke am Bein seines Mitspielers Joseph Yobo, ein Eigentor als Co-Produktion. Enyeama war untröstlich, Nigeria 0:2 (0:0) ausgeschieden.

„Schade, das haben wir nicht verdient“, sagte Stephen Keshi, der kurz nach dem Ausscheiden noch nicht wusste, ob er Trainer bleiben darf. Die Franzosen jubelten vergleichsweise zurückhaltend, vielleicht war ihnen bewusst, wie spät und glücklich dieser Erfolg zustande gekommen war.

Frankreich trifft am Freitag im WM-Viertelfinale auf den Sieger des Spiels Deutschland gegen Algerien. Ihren Status als neuer Mitfavorit, den sie sich in mitreißenden Vorrundenspielen gegen Honduras (3:0) und die Schweiz (5:2) erspielten, konnten die Franzosen aber kaum bestätigten. Wie schon beim 0:0 zuletzt gegen Ecuador hatten sie Probleme offenbart, sich offensiv durchzusetzen. Erst spät kamen sie zu Torgelegenheiten und konnten nur zwei davon nutzen, unter Mithilfe von Enyeama.

Nigeria mit dynamischem Beginn

Dabei hatten sich sechs Franzosen im letzten Gruppenspiel schonen dürfen und kehrten nun in die Startelf zurück. Bei den Nigerianern kehrte der Teamfriede zurück, nachdem sie zeitweise das Training boykottiert hatten. Nach dem Prämienstreit war Staatspräsident Goodluck Jonathan persönlich nach Brasilia gereist. „Das ist besser als Geld“, hatte Kapitän Joseph Yobo gesagt. Naja...

Die Westafrikaner begannen vor 68 000 Zuschauern dynamisch, bauten jedoch wie die Franzosen umso dynamischer ab. Nigerias Aufbauspiel war zeitweise quälend langsam anzuschauen, die Franzosen scheiterten immer dann mit Pässen, wenn es interessant zu werden drohte. Oliver Giroud und sein Mittelstürmerpendant Emmanuel Emenike schossen beide über das Tor. Mehr passierte anfangs nicht.

Die Nigerianer zeigten, warum bei ihnen am längsten die Null gestanden hatte, erst im dritten Gruppenspiel hatten sie das erste Gegentor kassiert. Mit viel Laufarbeit und kleinen Remplern jagten sie den Franzosen überraschend leicht den Ball ab.

Nach 20 Minuten ging es bei den Franzosen endlich einmal schnell, robust und ballsicher. Pogba trieb den Ball nach vorne, nach einem Doppelpass zimmerte er den Ball aufs Tor. Enyeama riss rechtzeitig die Hände hoch. Bei den Franzosen wurde es immer dann gefährlich, wenn die Mittelfeldläufer Pogba und Blaise Matiudi den Ball zur Dreiersturmreihe trugen. Doch dort standen sich Giroud und Karim Benzema eher im Weg. Auch wenn Benzema einige Flanken lieferte, wirkte der Angreifer von Real Madrid auf der linken Seite etwas deplatziert.

Benzema schon wieder im Pech

Bei den Nigerianern waren die Außenstürmer Ahmed Musa, zuletzt zweifacher Torschütze gegen Argentinien, und der bullige Victor Moses vom FC Liverpool meist vergeblich bemüht, den Ball in die Mitte zu Emenike zu bringen. Der Angreifer von Fenerbahce Istanbul hatte in der 19. Minute schon den Führungstreffer gejubelt, aber wurde zurecht zurückgepfiffen, weil er bei der Flanke im Abseits gestanden hatte. Das Klima war keine Ausrede für das 0:0 zur Halbzeit, 27 Grad und 33 Prozent Luftfeuchtigkeit in Brasiliens Hauptstadt, da gab es schon bessere Spiele bei schlimmerem Klima bei diesem Turnier.

Auch in der zweiten Hälfte wirkten die Nigerianer zunächst frischer. Der Franzose Matuidi hatte Glück, dass er nur Gelb sah, als er auf den Knöchel von Ogenyi Onazi trat, der danach ausgewechselt werden musste. Nach einer Stunde korrigierte Deschamps dann seine fehlabgestimmte Offensivreihe, der beweglichere Antoine Griezmann ersetzte den statischen Giroud, Benzema rückte dafür in die Spitze. Das hätte sich zehn Minuten später fast ausgezahlt. Nach einem Doppelpass mit Griezmann tauchte Benzema frei vor Enyeama auf, seinen Schuss klärte Moses vor der Linie. Benzema dürfte sich erneut um sein viertes Turniertor betrogen gefühlt haben, in den vergangenen Spielen hatte er dort Schiedsrichter und Fifa am Werk gesehen. Eine Viertelstunde vor dem Ende war es jedoch wieder ein Verteidigerbein, das Benzemas Schuss vor der Linie abwehrte, und dann die Torlatte, die dem Distanzschuss von Yohan Cabaye im Weg stand. Erst als Enyeama mithalf, war der Weg ins Viertelfinale frei.

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