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Nach einem Sturz kommt Viktoria Rebensburg aus Deutschland mit einem verletzten linken Bein ins Ziel.

© dpa

Sturz in Garmisch-Partenkirchen: Für Viktoria Rebensburg ist die Saison vorbei

Einen Tag nach ihrem ersten Sieg in der Abfahrt verletzt sich Viktoria Rebensburg beim Super-G schwer.

Plötzlich war es mucksmäuschenstill im Zielraum. Die Musik hatte abrupt geendet, die Zuschauer blickten bang auf die Videowand. Die zeigte aber keine aktuellen Bilder mehr vom Super-G auf der Kandaharstrecke. Nachdem Viktoria Rebensburg gestürzt und in den Fangzaun gerutscht war, wurde die Übertragung unterbrochen, nur noch das Bergpanorama war zu sehen. Mehr als eine Minute lang dauerte das Warten, dann schwenkte die Kamera wieder rauf auf die Piste, wo die Deutsche gerade aufgestanden war.

Das Wochenende, das so fröhlich, so glänzend für sie mit dem Abfahrtssieg am Tag zuvor begonnen hatte, dem ersten Erfolg im Weltcup in der schnellsten Disziplin, endete schmerzhaft. Rebensburg konnte zwar mit den Skiern ins Ziel fahren und hielt das zunächst für ein gutes Zeichen. Doch dann humpelte sie davon.

Die Gefühlsfahrerin

Bei einer MRT-Untersuchung im Garmischer Krankenhaus wurden zwar keine Bänderrisse im linken Knie festgestellt, dafür aber ein Bruch des Schienbeinkopfes und eine Innenbandüberdehnung. Die Blessur soll ohne Operation ausheilen. Weil Rebensburgs nun sechs bis acht Wochen nicht Skifahren darf, kann sie in diesem Winter nicht mehr an den Start gehen. „Es ist natürlich bitter, dass die Saison vorbei ist, aber ich habe noch einmal Glück im Unglück gehabt“, sagte sie.

Am Abend zuvor hatte Rebensburg noch gefeiert, zuerst im Mannschafthotel, dann bei der Siegerehrung vor der Spielbank in der Ortsmitte. Sie hatte Garmisch-Partenkirchen innerhalb einer Woche einen zweiten deutschen Sieg beschert. Der Erfolg von Thomas Dreßen in der Abfahrt„war eine sehr große Inspiration“, gab Rebensburg zu, die mit mehr als sechs Zehntelsekunden Vorsprung vor Federica Brignone aus Italien triumphierte. „Man hat noch einmal gesehen, was es bedeutet, ein Heimrennen zu gewinnen.“

Wie der Kollege genoss sie das feiernde Publikum, die glänzende Stimmung und die Siegerehrung in Kandahar-Arena vor noch gut gefüllter Tribüne. „Mega-geil, hammermäßig“, sagte Rebensburg. Dieses Wochenende passt ein bisschen zur ihrer bisherigen Saison, eine mit Höhepunkten wie den Super-G in Lake Louise im Dezember aber auch vielen Rückschlägen.

Und einer Kritik an ihrem Trainingsfleiß, die für viel Aufsehen gesorgt hatte. Der Vorwurf von Alpinchef Wolfgang Maier schien sie zuerst eher verunsichert als motiviert zu haben. Vor zwei Wochen in Bansko erlebte Rebensburg den Tiefpunkt, aber es war auch so etwas wie ein Neufang. „Es musste ein Reset geben“, sagte Cheftrainer Jürgen Graller. „Vicky ist eine Gefühlsfahrerin, da muss immer alles passen, dann ist es okay.“

Kritik vom Alpinchef

Die Tage vor der Anreise nach Garmisch-Partenkirchen hat Rebensburg genutzt, „mich skitechnisch wieder auf das Niveau zu bringen, auf dem ich mich wohlfühle“, sagte die 30 Jahre alte Kreutherin. Graller hat schon vor dem Training auf der Kandahar eine Veränderung bei seiner Vorfahrerin festgestellt. „Es war schon eine eine andere Körpersprache. Sie war einfach wach, bereit.“

Rebensburg wollte den Sieg aber nicht als Genugtuung verstehen. Mit der Kritik des Alpindirektors habe das „überhaupt nichts zu tun“, versicherte sie. Rebensburg hatte von Anfang an – nach außen – sehr nüchtern reagiert, auch in Garmisch-Partenkirchen blieb sie gelassen. Für den Alpinchef „ist alles nicht so wild. Da wurde aus einer Mücke ein Elefant“ gemacht. Er bezeichnete den Sieg als „beeindruckend“, zumal sich die Kandahar „so schwierig wie seit der WM 2011 nicht mehr“ präsentiert habe.

Mit seinen Bedenken, dass die Frauen auf der Strecke überfordert sein könnten, bestätigten sich zwar nicht am Samstag, aber dafür am Sonntag beim Super-G. In Sofia Goggia erwischte es neben Rebensburg eine weitere Weltklasseathletin, die Italienerin zog sich eine Armblessur zu. Insgesamt kamen beim Sieg der Schweizerin Corinne Suter 17 der 52 gestarteten Skirennläuferinnen nicht ins Ziel.

„Für viele war es am Limit, aber auch für mehr als die Hälfte über dem Limit“, fand Maier. Es sei noch einmal ein bisschen eisiger gewesen als am Tag zuvor, erklärte Rebensburg, aber Kritik an der Strecke gab es von ihr keine. „Es gehört zum Skisport, wenn man Rennen gewinnen will, muss man am Limit fahren“, sagt sie. „Man muss einfach gut auf dem Außenski stehen, das habe ich halt nicht so hundertprozentig gemacht.“ Im Gegensatz zum Tag zuvor.

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